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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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die großen, glitzernden Geschäftsräume bis zum nächsten Morgen sich selbst überlassen. Konnte selber heimgehen, wie die dichten Scharen seiner Kunden, die sich plaudernd und ungeduldig zu den Ausgängen drängten.
    »Gott sei’s gesegnet«, atmete er auf, als er der letzten alten Dame, die mit Päckchen und Geschenken beladen war, die Tür aufhielt. Er ließ den Code-Riegel einrasten und zog die Jalousie herunter. »Welche Horde. Ich hab’ noch nie so viele Leute hier gesehen.«
    »Alles erledigt«, rief ihm Al Conners von der Kasse zu. »Ich zähl das Geld - mach du den Rundgang, ob alles in Ordnung ist. Sieh nach, daß wir ja alle losgeworden sind.«
    O’Neill warf seine blonden Haarsträhnen zurück und lockerte seine Krawatte. Dankbar zündete er sich eine Zigarette an und machte sich dann auf seinen Rundgang, sah nach, ob die Lampen ausgeschaltet waren, und schaltete auch die riesigen GEC-Demonstrationsgeräte ab. Endlich kam er zu dem großen Bombenbunker, der den ganzen Schauraum beherrschte.
    Er stieg die Leiter zum Schachteingang hinauf und trat in den Lift. Die Kabine fiel mit einem lauten Schuuusch nach unten, und eine Sekunde später betrat er das höhlenähnliche Innere des Bunkers.
    In der einen Ecke saß Mike Foster klein zusammengekauert auf dem Boden, die Knie bis ans Kinn gezogen, die knochigen Arme um die Fußknöchel geschlungen. Sein Gesicht war zwischen den Armen vergraben, nur sein zerzauster brauner Haarschopf war zu sehen. Er rührte sich nicht, als der Verkäufer überrascht herankam.
    »Himmel noch mal!« rief O’Neill aus. »Wieder dieser Junge.«
    Mike sagte nichts. Er zog die Beine noch fester an und versteckte seinen Kopf so tief wie möglich.
    »Was, zum Teufel, tust du hier unten?« wollte O’Neill ärgerlich wissen. Seine Empörung wuchs. »Ich dachte, ihr hättet so ein Ding gekauft!« Dann fiel es ihm ein. »Nein, stimmt, wir mußten es ja zurücknehmen.«
    Al Conners erschien im Lift. »Was trödelst du solange rum? Sehen wir zu, daß wir heimkommen und…« Er entdeckte Mike und brach ab. »Was macht der da hier unten? Wirf ihn raus, damit wir endlich gehen können.«
    »Komm schon, Kleiner«, sagte O’Neill. »Zeit, heimzugehen.«
    Mike rührte sich nicht.
    Die beiden Männer sahen einander an. »Ich fürchte, wir werden ihn raustragen müssen«, sagte Conners ergrimmt. Er zog sein Jackett aus und warf es über eine Entseuchungsapparatur. »Na los. Damit wir’s hinter uns bringen.«
    Es kostete sie beide einige Kraft. Der Junge wehrte sich verzweifelt, ohne einen Laut, kratzte sie mit den Fingernägeln, schlug um sich, biß und strampelte. Mit Mühe zerrten sie ihn bis zum Lift und schubsten ihn hinein, damit der Mechanismus ausgelöst wurde. O’Neill fuhr mit ihm hinauf; Conners kam sofort nach. Mit grimmiger Unnachgiebigkeit bugsierten sie den Jungen zum Eingang hinaus und verschlossen hinter ihm die Tür.
    »Puh«, schnaufte Conners und ließ sich auf ein Verkaufspult fallen. Sein Hemdärmel war zerrissen, und auf der Wange hatte er mehrere tiefe Kratzer. Seine Brille war ihm fast von der Nase gerutscht, seine Haare waren zerzaust, und er war hundemüde. »Was meinst du, sollen wir die Polizei verständigen? Mit diesem Bürschchen stimmt was nicht.«
    O’Neill stand an der Tür, starrte in die Dunkelheit hinaus und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er konnte den Jungen auf dem Gehsteig sitzen sehen. »Er ist noch immer draußen«, murmelte er. Menschen drängten sich an dem Jungen vorbei, beachteten ihn nicht. Endlich blieb jemand stehen und zog ihn auf die Füße. Der Junge wehrte sich erst, dann stolperte er in die Dunkelheit davon.
    Die Erwachsenengestalt nahm ihre Pakete wieder auf, zögerte einen Augenblick, und setzte dann ihren Weg fort. O’Neill drehte sich um. »Eine scheußliche Sache.« Er fuhr sich mit dem Taschentuch übers Gesicht. »Er hat sich gewehrt, als ob’s ihm an den Kragen ginge…«
    »Was war überhaupt mit ihm los? Er hat ja kein Wort gesagt, nicht ein einziges, verdammtes Wort.«
    »Weihnachten ist auch nicht die Zeit, um den Leuten etwas wegzunehmen«, murmelte O’Neill. Bedrückt griff er nach seinem Rock. »Zu blöd. Ich wünschte, sie hätten das Ding behalten können.«
    Conners zuckte die Achseln. »Kein Geld, keine Ware!«
    »Warum, zum Teufel, können wir den Leuten nicht ein bißchen entgegenkommen? Man könnte doch an Leute wie die… nun, zum Discountpreis verkaufen.« Es fiel O’Neill nicht leicht, das verpönte Wort

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