Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
Vom Netzwerk:
wurde«, sagte sie. »Damals war noch der alte Matt Skane Generaldirektor. Als der Computer jedoch die Leitung übernahm, wurden alle Firmeninformationen, das ganze Archiv, in Chemistikbänder gelocht und in seine Datenbank eingespeist.«
    Chimberley saß einen Augenblick lang mit gerunzelter Stirn da und dachte nach. Sein Blick ruhte auf Ginevra, aber seine Gedanken suchten nach den ordentlichen Reihen blitzblanker Metallkästen, in denen Athena Sue hauste, versuchten sich einzustimmen auf ihre blitzartigen Reaktionen. Selbst für Kybernetiker war es manchmal schwer, der Denkweise von Managercomputern zu folgen - besonders wenn fehlerhafte Schaltkreise auszuschließen waren.
    Ginevra rückte unruhig hin und her.
    »Ist mit meinem Gesicht was nicht in Ordnung?«
    »Durchaus nicht«, versicherte er ernst, kratzte sich am Kinn. »Ich hörte, wie du diesem Anwalt da, drüben beim Verkaufsautomaten, sagtest, du wärst juristisch gesehen kein Mensch. Wo liegt der Unterschied?«
    »Die ursprünglichen Zellen sind menschlich.« Sie tupfte sich die Augen mit einer Papierserviette ab und blickte ihm tapfer in die Augen. »Die Unterschiede ergeben sich erst später, während der Produktion. Wir werden an eine mechanische Placenta angeschlossen und wachsen unter Hormonkontrolle in großen Bottichen chemistischer Lösungen heran. Während des Wachsens werden wir ausgebildet, durch psionische Impulse von Hochgeschwindigkeits-Lehrbändern. Das alles bewirkt natürlich Unterschiede. Der größte ist, daß wir besser als das Original sind.«
    Sie zog nachdenklich die Brauen zusammen.
    »Glaubst du, die Frauen sind auf uns eifersüchtig?«
    »Könnte sein.« Chimberley nickte unsicher. »Ich hab’ mir nie eingebildet, Frauen zu verstehen. Bei ihnen allen scheinen eine Menge Schaltkreise durcheinandergeraten zu sein. Da ist mir Athena Sue lieber. Fahren wir zum Werk hinaus…«
    Ginevra schnüffelte. »Oh, Pip!« japste sie. »Unsere Chemburger!« Der Buffetangestellte stand da, trocknete sich die Hände an einem fettigen Tuch ab und starrte mit ungnädiger Faszination zu ihr herüber. Die vergessenen Chemburger gingen hinter ihm auf dem Grill in Rauch und Feuer auf. Ihr Klageschrei erinnerte ihn daran. Er kratzte sie vom Rost und klatschte sie widerwillig auf einen Pappteller.
    Chimberley trug sie schweigend zu Ginevra hinüber. Er hatte für Chemburger in jedem Zustand nichts übrig, aber sie verschlang beide begeistert und bat noch um ein Stück Chembeerentorte.
    »Die ist einfach herrlich«, erklärte sie ihm seelenvoll. »Aus wahrhaft ambrosianischen chemistischen Substanzen vollautomatisch hergestellt - möchtest du nicht auch ein Stück versuchen?«
    Als sie zu dem auf der Straße geparkten Taxi gingen, verdüsterte sich die Miene des Fahrers. Er ließ sie jedoch einsteigen.
    »Sorgen Sie dafür, daß sie außer Sicht bleibt«, knurrte er feindselig. »Gestern hat ’ne wütende Menge ein paar Taxis zertrümmert, um diese… diese Dinger rauszuholen.«
    Ginevra drückte sich eng neben Chimberley in die Polsterung. Sie sagte nichts, doch er spürte, daß sie zitterte. Das Taxi fuhr rasch durch leere Straßen, und einmal, als es mit quietschenden Reifen um eine Ecke bog, griff sie ängstlich nach seiner Hand.
    »Sehen Sie das, Mister?« Der Fahrer nahm den Fuß vom Gas, als sie an einer rauchgeschwärzten Ruine vorbeikamen. »Das war einer von diesen automatisierten Supermärkten. Die Leute haben ihn gestern niedergebrannt. Sie hatten Verkaufsmaschinen mit solchen synthetischen Weibern aufgestellt. Ist Ihnen die Situation jetzt klar, Mister?«
    Chimberley schüttelte den Kopf. Ginevras Hand fühlte sich kalt an in seiner eigenen. Plötzlich legte er seinen Arm um sie. Sie schmiegte sich an ihn und flüsterte ängstlich:
    »Wovon redet er?«
    »Ich weiß auch nicht recht.«
    Die Werkanlagen der Solar Chemistics Incorporated erhoben sich bedrohlich aus dem Dunkel. Ein paar zerzauste Palmen lehnten sich gegen den Zaun. Ein scharfer, hefeähnlicher Geruch stieg von dem Labyrinth der Reaktionsbottiche jenseits davon auf, und blaue Scheinwerfer tauchten da und dort gewaltige Metallzylinder inmitten eines Dschungels von Röhren und automatischen Ventilen in ihr fahles Licht.
    Chimberley sog den säuerlichen Geruch ein, und Stolz erfüllte seine magere Brust. Dies war der bewundernswerte Körper zu Athena Sues kompliziertem Gehirn. Er atmete Luft und trank Meerwasser und ernährte sich von Sonnenlicht und gebar so wundervolle Dinge wie

Weitere Kostenlose Bücher