Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 04

Titan 04

Titel: Titan 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
des Himmels empor. »Mein Gott, wie heiß es ist! Wenn Anthony es bloß ein kleines bißchen kühler machen…«
    »Amy!«
    »Oh!« Mutters scharfer Tonfall bewirkte, was Bill Soames’ leidvolle Miene nicht zu bewirken vermocht hatte. Tante Amy legte in übertriebenem Schrecken eine magere Hand über ihren Mund. »Oh… das tut mir leid, meine Liebe.« Der Blick ihrer hellblauen Augen glitt ringsum, nach rechts und links, um zu schauen, ob Anthony sich in Sichtweite aufhielt. Allerdings spielte es gar keine Rolle, ob er es war oder nicht – er brauchte nicht in der Nähe zu sein, um zu wissen, woran man dachte. Gewöhnlich jedoch, wenn er nicht gerade jemandem seine Aufmerksamkeit widmete, beschäftigte er sich mit seinen eigenen Gedanken.
    Manches aber erregte seine Aufmerksamkeit – was, dessen konnte man nie ganz sicher sein.
    »Das Wetter ist einfach prächtig«, sagte Mutter.
    Loppopp.
    »O ja«, sagte Tante Amy. »Ein wunderschöner Tag. Um nichts in der Welt wollte ich ein anderes Wetter.«
    Loppopp.
    Loppoppopp.
    »Wie spät ist es?« fragte Mutter.
    Von ihrem Platz aus konnte Tante Amy durchs Küchenfenster den Wecker sehen, der auf dem Regal über dem Ofen stand. »Halb fünf«, sagte sie.
    Loppopp.
    Loppoppopp.
    »Heute abend möchte ich es besonders schön machen«, sagte Mutter. »Hat Bill feinen mageren Braten gebracht?«
    »Zart und mager, meine Liebe. Sie haben heute geschlachtet, weißt du, und uns die besten Stücke geschickt.«
    »Dan Hollis wird ja so überrascht sein, wenn er feststellt, daß der heutige Fernsehabend zugleich seine Geburtstagsfeier ist!«
    »Oh, ganz bestimmt! Bist du sicher, daß niemand ihm etwas verraten hat?«
    »Alle haben geschworen, daß sie nichts verraten wollen.«
    »Es wird richtig nett werden.« Tante Amy nickte und schaute hinaus über das Kornfeld. »Eine Geburtstagsfeier…«
    »So…« Mutter stellte den Topf mit den Erbsen beiseite, richtete sich auf und strich ihre Schürze glatt. »Ich setze nun wohl lieber den Braten auf. Dann können wir den Tisch decken.« Sie nahm die Erbsen.
    Anthony bog um die Ecke. Er sah nicht herüber, sondern strebte durch den sorgfältig gepflegten Garten – alle Gärten in Peaksville waren sorgfältig gepflegt, sehr sorgfältig gepflegt –, vorbei an dem verrosteten, nutzlosen Blechhaufen, der einst das Auto der Familie Fremont gewesen war, schwang sich behend über den Zaun und entfernte sich ins Maisfeld.
    »Ist heute nicht ein schöner Tag?!« sagte Mutter etwas lauter als erforderlich, als sie zur Hintertür gingen.
    Tante Amy fächelte. »Ein wunderschöner Tag, meine Liebe. Einfach prächtig!«
    Draußen im Maisfeld wanderte Anthony durch die hohen Reihen grüner Stengel, die Blätter rauschten.
    Er mochte den Geruch des Mais, des lebendigen Korns oben und der alten toten Pflanzen unter seinen Füßen. Fruchtbare Ohio‐Erde, dicht bewachsen mit Unkraut und übersät mit braunen verdorrten Blättern, quoll bei jedem Schritt zwischen seine nackten Zehen – in der vergangenen Nacht hatte er es regnen lassen, damit heute alles rieche und sich fein anfühle.
    Er wanderte bis zum jenseitigen Rain des Maisfelds und hin・ewr zu einem Gehölz grüner Bäume, deren Schatten auf kühles, feuchtes, dunkles Erdreich und reichliches, belaubtes Unterholz, auf verstreute, von Moos überzogene Felsen und eine kleine Quelle, die einen klaren sauberen Teich bildete, fielen. Hier ruhte Anthony sich gerne aus und sah den Vögeln, Insekten und anderen kleinen Tieren zu, die ringsum raschelten, umhertollten und zwitscherten. Er lag gerne auf dem kühlen Erdreich ausgestreckt und schaute auf zu dem bewegten Grün über sich und beobachtete die Insekten, wie sie durch die sanften, verwaschenen Sonnenstrahlen flitzten, die wie schräge, glühende Balken zwischen dem Boden und den Wipfeln lehnten. Aus irgendeinem Grund behagten die Gedanken der kleinen Geschöpfe an diesem Fleck ihm mehr als die Gedanken im weiteren Umkreis; und obwohl die Gedanken, die er hier auffing, weder sehr stark noch allzu deutlich waren, konnte er sie gut genug erfassen, um herauszufinden, was den kleinen Geschfern gefiel und was sie wollten, und er verbrachte viel Zeit damit, den Hain immer mehr nach ihren Wünschen zu gestalten. Die Quelle war nicht immer hier gewesen; doch einmal hatte er im Hirn eines kleinen Pelztiers Durst bemerkt und daraufhin unterirdisches Wasser in einem klaren kalten Schwall an die Oberfläche geleitet, und mit glänzenden Augen hatte er

Weitere Kostenlose Bücher