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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Tritte hörbar. Er wandte sich um, ohne aufzustehen, und sah die Schneiderin, Angela Anduccini, zögernd zwischen den hinteren Kirchenbänken stehen. Sie war nie in seine Kirche gekommen, obwohl sie seit ihrem achtzehnten Lebensjahr in Wesley lebte. Sie bekreuzigte sich ungewiß und wartete.
    Er stand auf. »Kommen Sie, Angela. Dies ist das Haus Gottes, und alle seine Töchter sind willkommen.«
    Sie blickte schnell über die Schulter zur Straße, und als sie ihn wieder ansah, war eine dunkle, zusammengeballte Angst in ihren Augen. »Ich dachte – vielleicht daß ich die Orgel…«
    Er öffnete das Gehäuse für sie und wollte ihr die Handhabung erklären, doch sie lächelte und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, daß es unnötig sei. Sie zog die Manuale der kleinen Orgel und begann leise zu spielen, wie für sich selbst. Er zog sich zurück und ließ sich auf einer der Bänke nieder, um zu lauschen. Seit zwei Jahren hatte er die Orgel für defekt gehalten, doch nun hörte er, daß an dem Instrument kein Fehl war, nur an dem Mann, der sie bisher gespielt hatte. Die Musik klang ein wenig ungewohnt für seine Kirche, aber sie gefiel ihm.
    Ein Ehepaar, das vor einigen Jahren die alte Surrey‐Farm au゚erhalb des Ortes bezogen hatte, kam Hand in Hand heran, als versuchte jeder den anderen zu stützen. Und eine Minute später wankte Buzz Williams herein und versuchte auf Zehenspitzen durch den Mittelgang zu Amos zu kommen, ohne die Musik zu stören. Auch jetzt war er angetrunken, doch ohne seine übliche lärmende Heftigkeit.
    »Ich habe keinen Wagen und bin betrunken«, wisperte er in einem rauhen, weithin hörbaren Flüsterton. »Kann ich hierbleiben, bis jemand kommt oder was?«
    Amos nickte und bedeutete dem jungen Mann, sich in eine der Bänke zu setzen. Irgendwo mußte ein Wagen für die vier Waisen aufzutreiben sein, die sich an Gott erinnert hatten, als alles andere sie im Stich gelassen hatte. Wenn die Frau oder der Mann von der Surrey‐Farm fahren konnten, und wenn er irgendein Fahrzeug ausfindig machen konnte, dann war es seine Pflicht, sie in Sicherheit zu bringen.
    Die feierliche Musik endete, und auf einmal war die Kirche kein Zufluchtsort mehr. Er fühlte sich hinausgestoßen in eine Wirklichkeit, die seltsam unwirkliche Züge angenommen hatte.
    Er ging mit müden Schritten zum Eingang und hatte die Stufen erreicht, als ein Lieferwagen vorgefahren kam und anhielt. Doktor Miller zwängte sich ächzend aus dem Fahrerhaus, kam herauf zu Amos und erfaßte mit einem Blick die Situation. »Nur vier verirrte Schäflein, Amos? Und ich dachte schon, wir müßten sie aufeinanderstapeln.«
    Er marschierte ohne Umschweife durch den Mittelgang nach vorn zu Buzz Williams und sagte: »Ich habe einen Wagen draußen, Buzz. Nimm die anderen mit und fahr los!«
    »Ich bin – ich habe getrunken«, sagte Buzz errötend.
    »Gut, du hast getrunken. Wenigstens weißt du es, und es gibt kein Verkehrsproblem. Nimm die Landstraße nach Salina und bleib unter sechzig, dann wird schon nichts passieren.« Der Arzt holte die kleine Angela Anduccini von der Orgel und eilte mit ihr hinaus, während Buzz das Ehepaar mitnahm.
    Sie kletterten in den Lieferwagen, und Buzz setzte sich ans Lenkrad. Der kleine Ort lag tot und verlassen. Amos schloß die Orgel, löschte die Altarkerzen und schickte sich an, die Kirchentüren zu verschließen.
    »Ich habe einen Traktor für uns, Amos«, sagte der Doktor, als der Lieferwagen abgefahren war. »Er steht nicht weit von hier. Es war ziemlich anstrengend für mich; es gab mehr Dummköpfe, als du für möglich halten würdest, die glaubten, daß sie sich hier verstecken könnten. Obwohl ich durch alle Häuser gegangen bin, habe ich wahrscheinlich ein paar von ihnen übersehen. Nun, der Traktor ist nicht sehr bequem, aber er kann die Feldwege befahren. Ich denke, wir sollten nicht länger warten, Amos.«
    Amos schüttelte den Kopf. Er hatte es nicht durchdacht, aber die Entscheidung war von Anfang an in ihm gewesen. Ruth lag noch immer zu Haus und wartete auf ein christliches Begräbnis. Er konnte sie ebensowenig verlassen, als wenn sie noch lebte. »Du wirst allein fahren müssen, Doc.«
    »Ich dachte es mir.« Der Arzt seufzte, wischte sich die Stirn. »Dann bleibe ich auch. Ich müßte mir bis zu meinem Todestag sagen, daß Gläubige mehr Mut haben als ein Atheist! Nichts zu machen, Amos. Es ist nicht vernünftig, aber so denke ich eben.«
    Amos fragte sich, wie er den anderen zur Flucht überreden

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