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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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müßte, würde ich verrückt werden.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Ich bin wirklich gut dran. Die meisten Menschen haben Jobs, die ihnen nicht zusagen. Ich dagegen gehe jeden Abend nach Hause mit dem guten Gefühl, vielen Menschen mit ihren monotonen Jobs ein bißchen Glücksgefühl bereitet zu haben.«
    Während er mit ihr sprach, sah er sie die ganze Zeit mit einschmeichelndem Blick an. Er kannte diesen Typ Frau genau. Wahrscheinlich hatte sie, immer auf der Suche nach etwas Beständigem, Dauerhaften, viele Liebschaften gehabt, die sie solange benutzten, bis sie ihrer überdrüssig waren und fortgingen.
    Wie alt mochte sie sein? Neunundzwanzig? Oder vielleicht dreißig? Sicher, sie war noch jung genug, um noch auf eine Ehe hoffen zu können, aber sie war auch schon alt genug, verzweifelt zu sein.
    »Wie teuer ist es, wenn ich es einmal benutze, Mr. Valentine?«
    »Nennen Sie mich doch bitte Morgan. Alle, die hierherkommen, nennen mich beim Vornamen. Ich bin ihr Freund.« Er nannte ihr einen etwas überhöhten Preis, um sich einen Spielraum zum Handeln zu sichern.
    »Das ist aber recht teuer! Ich hätte nicht gedacht, daß es soviel kosten würde.«
    »Es handelt sich um eine ziemlich komplizierte Apparatur. Wahrscheinlich das tollste Ding, das die Technik je hervorgebracht hat. Wenn Sie es erst einmal ausprobiert haben, halten Sie jeden Preis für lächerlich. Während all der Jahrhunderte, die die Menschheit schon existiert, hat noch nie jemand ein solches Glücksgefühl zu spüren vermocht.«
    »Der Preis ist so hoch wie mein ganzer Freizeitetat für eine Woche!«
    »Dafür dauert die Erinnerung an dieses Erlebnis einen ganzen Monat an.«
    Er betrachtete zuerst ihr Gesicht, dann ihre dunklen, nervösen Hände. »Hören Sie, ich gehe um zehn Prozent herunter, weil Sie es sind. Weil ich Sie glücklich machen möchte.«
    »Das kann ich nicht annehmen.«
    »Schon gut. Das können wir schon noch verkraften.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich komme später noch einmal wieder.«
    Sollte er sie Wilsons Beute werden lassen? Nein, vielen Dank.
    »Nun, was ist?« fragte er.
    »Ich Will mir die Sache noch einmal überlegen.«
    Er lachte. »Na, so eine große Entscheidung ist es doch nicht!
    Es ist doch nicht wie – na, sagen wir – wie eine Heirat.«
    Sie schob ihre Hände unter ihr Cape. »Kann es das Wesen verändern oder beeinflussen?«
    »Dann dürften wir unseren Stand gar nicht hier haben. Drogen und Narkotika sind doch verboten!«
    »Mein letzter Freund erzählte mir aber so etwas.«
    »Wahrscheinlich hat er es mißverstanden. Viele Leute mißverstehen es.«
    »Er sagte, es wäre unnatürlich und unecht. Er sagte immer, die Leute sollten ihr Glück nicht von Menschen produziert bekommen. Es wäre kein wirkliches Glück.«
    Er studierte ihr Gesicht. Es war von angenehmem Teint und sympathischem Ausdruck. »Sie endete nicht gut, nicht wahr? Ich meine, Ihre letzte Liebe.«
    »Nein. Er sagte, wir paßten nicht so recht zusammen. Vermutlich hatte er recht. Ich bin so jung und ungebildet. Ich besuche jetzt die Liebesschule. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich mein Geld zusammenhalten muß.«
    Morgan konnte die Liebesschule nicht ausstehen. Sie war genau das Richtige für die Leute mit den kleinen Wehwehchen, die ohne in die Tiefe gehende psychiatrische Behandlung geheilt werden konnten. Man ging dorthin mit seinen seelischen Rückenschmerzen, und wenn man wieder herauskam, war man gänzlich wiederhergestellt und von satter Vitalität. Er haßte diese Leute, weil sie glücklicher dran waren als er.
    »Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Meine Frau und ich hatten gerade einen ziemlich heftigen Streit.«
    »Sie sollten auch auf die Liebesschule gehen.«
    »Ich war schon einmal dort. Es scheint aber nichts genützt zu haben. Das einzige, was mir mein Leben lebenswert erscheinen läßt, ist die Tatsache, daß ich anderen Leuten Glück verkaufen kann.«
    »Benutzen Sie das Huxley manchmal selbst?«
    »Ab und zu«, log er. »Schließlich kann man ja nicht immer nur geben.«
    »Ich habe versucht, nur ein Gebender zu sein. Es klappt nicht. Auf der Liebesschule versuchen sie mir beizubringen, wie man nimmt.«
    »Nun, da sind Sie hier genau am richtigen Ort. Nehmenkönnen ist etwas, das diese Puritaner noch nicht gelernt haben. Sie haben Angst davor, sich des wenigen Glücks, das es auf der Erde gibt, zu bedienen. Sie glauben immer, man müsse es sich zuerst verdienen. Als ob wir es uns nicht alle jede Minute neu

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