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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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gewartet wurde. Es gab ein kleines Rufgerät, das ich beim Aussteigen hätte mitnehmen sollen. Damit hätte ich das Boot jederzeit durch einen Knopfdruck zu mir holen können – wo immer in der Stadt ich mich befand.
    Die Menschen um mich her begannen miteinander zu sprechen – es war fast ein Singen. Andere kamen herangeschlendert. Männer und Frauen – doch Alte schien es keine zu geben, und nur sehr wenige Junge. Diese wenigen wurden mit ausgesuchter Achtung und Fürsorge behandelt, damit ihnen nur ja niemand achtlos auf die Zehen träte oder sie stoße.
    Es gab einen Grund dafür, wissen Sie. Sie lebten unwahrscheinlich lange. Einige wurden bis zu dreitausend Jahre alt. Dann – dann starben sie einfach. Sie alterten nicht, und man hatte nie herausfinden können, warum sie überhaupt starben. Das Herz hörte auf zu schlagen, das Gehirn hörte auf zu denken – sie starben. Die kleinen Kinder wurden jedoch sorgsamst behütet, denn es wurde nur ein Kind im Monat geboren – in einer Stadt mit hunderttausend Einwohnern. Die menschliche Rasse wurde langsam unfruchtbar.
    Habe ich Ihnen schon gesagt, wie einsam sie waren? Und ihre Einsamkeit bot keiner Hoffnung mehr Raum. Denn, sehen Sie, als die Menschheit ihrem Höhepunkt zustrebte, vernichtete sie nach und nach alle Lebensformen, die den Menschen bedrohten. Krankheitskeime. Insekten. Dann überhaupt alle Insekten, und schließlich die letzten großen Raubtiere.
    Das Gleichgewicht der Natur war nun schon so sehr gestört, daß sie einfach weitermachen mußten. Es war wie bei den Maschinen. Sie hatten sie geschaffen und in Gang gesetzt – und jetzt kann niemand sie mehr stoppen. Sie begannen, Leben zu vernichten – und konnten nicht mehr aufhören. Sie mußten nun alle Sorten von Unkraut vernichten, dann viele früher unschädliche Pflanzen, dann auch die Pflanzenfresser, Reh und Antilope und Hase und Pferd. Diese Tiere waren eine Bedrohung, weil sie in die maschinenbetreuten Felder der Menschen einbrachen. Noch lebte die Menschheit von natürlichen Nahrungsmitteln.
    Sie werden das vielleicht verstehen können. Die ganze Sache war außer Kontrolle geraten. Schließlich mußten sie auch aus Gründen der Selbsterhaltung sämtliche Meeresbewohner umbringen. Alles in der Natur hängt zusammen, und man kann keine Tierart ausrotten, ohne daß eine andere Überhand nimmt. Schließlich kam die Zeit, da künstliche Nahrung die natürliche ersetzte. Etwa zweieinhalb Millionen Jahre nach unserer Zeit wurde alles Leben, selbst das mikroskopisch kleine, in der Luft vernichtet.
    Das hieß, daß auch die Gewässer von allem Leben gereinigt werden mußten. So geschah es – und damit war das Ende allen Lebens in den Ozeanen in Sicht. Es gab winzige Organismen, die von verschiedenen Bakterienarten lebten, und winzige Fische, die von den winzigen Organismen lebten, und kleine Fische, die von den winzigen Fischen lebten, und große Fische, die von den kleinen Fischen lebten – aber jetzt war das erste Glied der Kette nicht mehr da. Binnen einer Generation gab es keinerlei Leben mehr im Meer. Bei den Menschen jener Zeit bedeutete das ungefähr fünfzehnhundert Jahre. Selbst die Meerespflanzen waren verschwunden.
    Auf der ganzen großen Erde gab es nur noch Menschen und die Organismen, die er bewußt geschont hatte. Zierpflanzen und einige superhygienisch gehaltene Haustiere, so lange ihre Herren lebten. Hunde. Die Hunde dieser Zeit müssen bemerkenswerte Tiere gewesen sein. Der Mensch hatte fast den Höhepunkt seiner Reife erreicht, und sein tierischer Freund, der ihm durch tausend Jahrtausende bis in unsere Zeit, und durch weitere viertausend Jahrtausende bis zu jener Zeit seiner Reife ein treuer Begleiter gewesen war, hatte mit der Zeit richtige Intelligenz entwickelt. In einem uralten Museum – einem fantastischen Ort, wo der vollkommen erhaltene Körper eines Großen der Menschheit aufbewahrt wurde, der fünfeinhalb Millionen Jahre, bevor ich ihn sah, gestorben war – in diesem Museum, das natürlich seit langem verlassen war, sah ich einen dieser Hunde. Sein Schädel war fast so groß wie meiner. Es gab einfache Bodenfahrzeuge, die die Hunde zu lenken lernen konnten, und es wurden Rennen abgehalten, bei denen Hunde diese Fahrzeuge steuerten.
    Dann erreichte der Mensch seine volle Reife. Diese Periode dauerte eine volle Million Jahre an. So gewaltig waren seine Fortschritte, daß der Hund ihm kein Gefährte mehr sein konnte. Immer weniger interessierte man sich für die

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