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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Menschen dieser Zeit in ihren Liedern ausdrücken wollen, weil sie es tief im Herzen spürten: Einsamkeit, nicht einmal der Trost naher, freundlicher Sterne. Wir wissen, daß die nächsten Sterne kein halbes Dutzend Lichtjahre entfernt sind. Diese Leute erzählten mir, daß ihre Instrumente, die sofort die Entfernung zu einem beliebigen Stern anzeigten, die Entfernung des nächsten mit hundertfünfzig Lichtjahren angaben. Dieser Stern war ungewöhnlich hell, viel heller als selbst der Sirius unseres Himmels. Sein kaltes Licht ließ ihn noch unheimlicher wirken – es war ein blauweißer Superriese, neben dem unsere Sonne klein und unscheinbar wie ein Mond erschienen wäre.
    Lange stand ich dort und sah zu, wie der rosige Silberschimmer in der Luft immer mehr verglomm, während das kräftige, blutrote Licht der Sonne über den Horizont heraufquoll. Die Sterne hatten mir bereits bestätigt, daß seit meiner Zeit etliche Millionen Jahre vergangen sein mußten – Millionen Jahre, seit ich die Sonne das letztemal hatte aufgehen sehen. Dieses blutrote Licht nun ließ mich befürchten, daß die Sonne selbst im Erlöschen war.
    Blutrot und riesig schob sich der Rand des Gestirns herauf. Schließlich war die ganze Scheibe sichtbar, stieg höher, und die düstere Farbe verblaßte, bis sich die Sonne nach einer halben Stunde etwa als die vertraute, weißgelbe Scheibe darbot.
    Sie hatte sich in dieser langen Zeit überhaupt nicht verändert.
    Meine Befürchtung war dumm gewesen. Wenn sieben Millionen Jahre nichts sind für die Erde – um wieviel weniger dann für die Sonne? Seit ich sie das letztemal hatte aufgehen sehen, war sie vielleicht zweimilliardenmal aufgegangen. Zwei Milliarden Tage – nach ebensovielen Jahren hätte ich vielleicht eine Veränderung feststellen können.
    Im Universum geht alles langsam vor sich. Nur das Leben ist unbeständig, nur das Leben ändert sich rasch. Acht kurze Millionen Jahre. Acht Tage im Leben der Erde – und die Menschheit starb. Sie hatte etwas hinterlassen: die Maschinen. Aber auch die würden vergehen, obwohl sie es nicht verstanden. Das war es, was ich empfand. Aber – vielleicht habe ich das geändert. Ich werde es Ihnen erklären. Später.
    Denn als die Sonne höher stand, blickte ich wieder zum Himmel und dann nach unten, fünfzig Stockwerke hinunter zum Erdboden. Ich hatte den Rand der Stadt erreicht.
    Maschinen bewegten sich dort unten über die Erde, planierten sie vielleicht. Ein breiter Streifen Grau zog sich gerade über die Steppe nach Osten. Vor Sonnenaufgang hatte er schwach geleuchtet – eine Straße für die am Boden arbeitenden Maschinen. Es gab keinerlei Verkehr darauf.
    Ich sah, wie von Osten ein Luftschiff herankam. Es glitt näher mit einem wimmernden Flüstern der Luft, wie ein Kind, das im Schlaf leise vor sich hinweint. Es wurde so schnell größer wie ein sich aufblähender Ballon. Als es in den großen Landehangar der Stadt unten glitt, war es riesig. Jetzt hörte ich auch das Klappern und Surren von Maschinen, die sich zweifellos um die Ladung und Wartung des Flugschiffs kümmerten. Die Maschinen hatten Rohstoffe angefordert. Die Maschinen anderer Städte hatten sie besorgt. Die Transportmaschinen hatten sie hergebracht.
    San Frisco und Jacksville waren die einzigen beiden Städte in Nordamerika, die noch bewohnt waren. Doch die Maschinen arbeiteten auch in all den anderen weiter, weil sie nicht aufhören konnten. Niemand hatte ihnen das Aufhören befohlen.
    Schließlich tauchte hoch oben ein kleiner Punkt auf, und von der Stadt unter mir, von einer Zentralregion, erhoben sich drei kugelförmige Flugkörper. Wie bei dem Frachtschiff war keinerlei Antriebsmechanismus zu erkennen. Der Punkt am Himmel – ein schwarzer Stern in blauem All, war zu einem Mond angewachsen. Die drei Kugeln nahmen ihn hoch oben in Empfang. Dann sanken sie zusammen wieder herab und verschwanden in der Mitte der Stadt, wo ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Das war ein Frachttransport von der Venus gewesen. Das Schiff, das ich die Nacht zuvor landen gesehen hatte, war vom Mars gekommen, erfuhr ich später.
    Ich brach nun doch endlich auf und begann nach einem kleinen Flugzeug zu suchen. Ich durchforschte die Stadt, fand aber nichts, was mir einigermaßen vertraut vorkam. Ich durchsuchte die höheren Ebenen, und hie und da entdeckte ich auch ein verlassenes Flugschiff, aber alle waren viel zu groß für mich; außerdem besaßen sie keine erkennbare Steuerung.
    Es war fast Mittag –

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