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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Straßentunnels mit einer Taschenlampe ab. Er bewegte sich mühsam vorwärts in dem engen Raum zwischen Dach und Tunneldecke, der nur hundertzwanzig Zentimeter hoch war und beide Männer zwang, gebückt dahinzuschlurfen.
    Gaines fand, was er suchte, etwa zwanzig Meter weiter – eine zweite Ausstiegsluke, ähnlich der einen, durch die sie aus dem Gebäude entkommen waren. Er drehte das Öffnungsrad, stieß den Deckel zurück und richtete sich in der Öffnung auf. Dann stemmte er beide Hände gegen den Rand und schwang sich mit einer geschickten Bewegung auf das Dach des Straßentunnels. Sein Begleiter folgte ihm mit erheblich mehr Mühe.
    Sie standen jetzt im Freien; es war dunkel, und ein feiner Nieselregen strich ihnen ins Gesicht. Unter ihnen aber erstreckte sich das leicht gewölbte Dach in die Ferne, bedeckt mit Sonnenenergieumwandlern, die einen leichten Lichtschimmer abgaben. Der geringe Leistungsverlust der Umwandlerschirme bei der Umwandlung von Sonnenstrahlung in elektrische Energie manifestierte sich als ganz schwache Sekundärstrahlung. Der Effekt war nicht als Beleuchtung anzusehen, sondern wirkte eher wie der geisterhafte Schimmer eines Schneefeldes in einer klaren Nacht.
     
    *
     
    Dieser Lichtschimmer wies ihnen den Weg, dem sie folgen mußten, um die undeutlich durch den Regen erkennbare Front der Gebäude zu erreichen, die den Straßenzug säumten. Der Pfad war ein schmaler, dunkler Streifen, der zwischen den Schirmen über die schwache Wölbung des Daches hinunterführte. Sie eilten diesen Pfad im Laufschritt entlang, so schnell es die Dunkelheit und die regennasse, glitschige Oberfläche erlaubten, während Blekinsop sich immer noch den Kopf über Gaines’ scheinbar brutale Gleichgültigkeit zerbrach. Obwohl er einen scharfen Geist besaß, war einer der Hauptzüge seines Wesens warme Herzlichkeit, ohne die kein Politiker, ungeachtet seiner sonstigen Tugenden oder Fehler, sich lange behaupten kann.
    Aufgrund dieses Wesenszugs mißtraute er instinktiv jeder Person, die sich allein durch Logik leiten ließ. Er war sich bewußt, daß zum Beispiel vom streng logischen Standpunkt aus eigentlich nichts für den Fortbestand der menschlichen Rasse ins Feld geführt werden konnte, und noch weniger für die menschlichen Werte, denen er sich verpflichtet fühlte.
    Hätte er Gaines’ Maske zielstrebigen Handelns durchschauen können, so wäre ihm wohler gewesen. An der Oberfläche arbeitete Gaines’ außergewöhnlich intelligenter Geist mit der raschen Sicherheit einer Rechenmaschine – prüfte die vorhandenen Informationen, traf provisorische Entscheidungen, behielt sich jedes Urteil vor, bis genügend Daten zu Verfügung standen, und erforschte Alternativen. Darunter, in einem Winkel, der durch strenge Selbstdisziplin von dem aktiven Rest seines Geistes abgetrennt war, tobte ein Sturm der Selbstvorwürfe. Das Leid, das er gesehen hatte, und das sich überall an der Strecke wiederholte, wie er genau wußte, lastete ihm schwer auf der Seele. Obwohl er sich keiner persönlichen Fehler bewußt war, gab er sich doch irgendwie die Schuld an dem Unglück, denn Autorität bringt Verantwortung mit sich.
    Er hatte zu lange die übermenschliche Bürde beinahe königlicher Macht getragen – einer Macht, die kein normaler Mensch leichten Herzens auf sich nimmt – und hatte in diesem Augenblick beinahe jenen gefährlichen Geisteszustand erreicht, der einen Kapitän mit seinem Schiff untergehen läßt. Die Notwendigkeit, sofort und zielstrebig zu handeln, hielt ihn jedoch aufrecht.
    Seinem Gesicht war nicht die Spur dieses inneren Konflikts anzumerken.
    An der Wand der Gebäude neben der Straße leuchtete eine Reihe grüner Pfeile, die nach links wiesen. Am Ende der Pfeilreihe verkündete eine Leuchtschrift: ›Zugang zum Subniveau‹. Sie folgten diesem Wegweiser – Blekinsop trottete noch immer schnaufend hinter Gaines her – bis zu einer Tür in der Tunnelflanke, die sich zu einer schmalen, von einer einzelnen Leuchtröhre erhellten Treppe hin öffnete. Gaines rannte hinunter, sein Begleiter hinterher, und einen Augenblick später standen sie auf dem belebten, lauten und unbewegten Gehsteig, der die Nordstraße säumte.
    Gleich rechts neben der Treppe befand sich eine Telefonzelle. Durch die Glassittür konnten sie einen untersetzten, gut gekleideten Mann sehen, der mit einem weiblichen Gegenstück auf dem Bildschirm ein ernstes Gespräch führte. Drei weitere Leute warteten vor der Zelle.
    Gaines schob sich an

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