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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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es sind ja kaum Hilfskräfte da, weil alle, die hier nicht unbedingt gebraucht werden, drüben im Schutzbunker sind.«
    »Glauben Sie nicht auch, daß die beiden abgehauen sind?«
    »Was? Aber doch nicht Faro und Yimot! Immerhin, sollten die beiden nicht innerhalb einer Stunde zurück sein, kommen wir hier ganz schön in die Bredouille.« Er sprang mit einemmal auf und ließ die Augen schelmisch blinzeln. »Wie dem auch sei, solange Aton weg ist…«
    Er ging auf Zehenspitzen zum nächsten Fenster, bückte sich und zauberte aus einem Schränkchen unter der Fensterbank eine Flasche hervor, in der eine rötliche Flüssigkeit verführerisch gluckerte.
    »Hätte ich mir eigentlich denken können, daß Aton nichts von dieser Flasche weiß«, sagte er und trottete zurück zum Tisch. »Hier, nehmen Sie das Glas. Wir haben bloß eins, und Sie sind hier der Gast. Ich bescheide mich mit der Flasche.« Mit penibler Sorgfalt füllte er das Glas des Reporters.
    Theremon öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Sheerin warf einen strengen Blick zu ihm herüber. »Wollen Sie wohl das Alter respektieren, junger Mann?«
    Der Reporter schrumpfte mit ängstlichem Gesichtsausdruck zusammen. »Nun saufen Sie schon, Sie alter Schwerenöter.«
    Der Psychologe setzte mit gekonntem Griff die Flasche an und ließ seinen Adamsapfel behaglich auf und abhüpfen, während die Flüssigkeit durch seine Kehle rann. Dann setzte er sie mit einem satten Grunzen wieder ab, gab mit den Lippen ein schmatzendes Geräusch von sich und fuhr fort: »Nun, was wissen Sie über Gravitation?«
    »Nichts, außer, daß die Theorie erst vor kurzem entwickelt wurde, daß sie sich noch nicht durchgesetzt hat und daß in ganz Lagash höchstens zwölf Leute so schlau sind, daß sie mit den komplizierten Berechnungen klarkommen.«
    »Woher haben Sie denn diesen Blödsinn? Ich kann Ihnen das ganze mathematische Gesetz der Gravitation in einen Satz packen. Soll ich mal? Also, das Gesetz der Universellen Gravitation besagt, daß zwischen allen Körpern des Universums eine Anziehungskraft besteht, und die Größe dieser Kraft zwischen zwei gegebenen Körpern verhält sich proportional zu dem Produkt der Massen der beiden Körper dividiert durch das Quadrat der zwischen ihnen bestehenden Entfernung.«
    »Und das ist schon alles?«
    »Das reicht zur Erklärung. Man hat vierhundert Jahre gebraucht, um dieses Gesetz zu entdecken.«
    »Warum denn so eine lange Zeit? So, wie Sie es erklärt haben, hört es sich ziemlich simpel an.«
    »Weil große Gesetze eben nicht durch einen plötzlichen genialen Geistesblitz entdeckt werden, wie Sie sich das wahrscheinlich vorstellen. Normalerweise bedarf es dazu der vereinigten Anstrengungen unzähliger Wissenschaftler, und zwar oft über Jahrhunderte hinweg. Seit der Entdeckung von Genovi 41, daß sich nämlich Lagash um die Sonne Alpha dreht und nicht, wie ursprünglich angenommen, umgekehrt, arbeiten schon Generationen von Wissenschaftlern – Genovis Entdeckung ist ja schon vierhundert Jahre alt – an diesem Problem. Der gesamte hochkomplizierte Bewegungsablauf der sechs Sonnen wurde nach und nach aufgezeichnet, analysiert und entwirrt. Dutzende von Theorien wurden aufgestellt, geprüft und nochmals geprüft, modifiziert, wieder verworfen, neu aufgerollt und in wieder neue Theorien umgemodelt. Es war eine Mordsarbeit.«
    Theremon nickte gedankenvoll und hielt Sheerin auffordernd sein leeres Glas hin.
    Der ließ widerwillig etwas aus seiner Flasche in das Glas des Reporters rinnen.
    »Vor zwanzig Jahren«, fuhr er fort, nicht ohne vorher noch einmal seine eigene Kehle angefeuchtet zu haben, »gelang es schließlich, den Beweis anzutreten, daß das Gesetz der Universellen Gravitation die Umlaufbahnen der sechs Sonnen exakt erklärt. Das war ein gewaltiger Fortschritt.«
    Sheerin erhob sich und ging ans Fenster. Seine Flasche hielt er noch immer in der Hand. »So, und nun kommen wir zum eigentlichen Punkt. Während der letzten zehn Jahre wurde Lagashs Kreisbewegung um Alpha gemäß den Gesetzen der Gravitation aufgezeichnet und berechnet. Und da stellte sich heraus, daß die Bewegungen der beiden Körper zueinander nicht ganz mit dem Gesetz übereinstimmten, nicht einmal dann, wenn man alle Störungseinflüsse, die auf die anderen Sonnen zurückzuführen sind, mit in Rechnung stellte. Entweder hatte das Gesetz irgendeinen Fehler, oder ein anderer, bisher unbekannter Faktor mußte für die Abweichungen verantwortlich gemacht

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