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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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sich die Soldaten weigerten, in zivile Angelegenheiten einzugreifen.
    »Zivile Angelegenheiten!« Fara explodierte. »Soll das heißen, die Leute dürfen sich hier niederlassen, ob wir sie wollen oder nicht, und illegal Grundstücksverkäufe erzwingen, indem sie erst einmal die Grundstücke in Besitz nehmen?« Atemlos wollte Fara wissen: »Sie lassen doch hoffentlich Jor weiter vor dem Geschäft Wache schieben?«
    Er bemerkte die wachsende Ungeduld in dem Gesicht auf dem Bildschirm. »Nun paß mal gut auf, Fara«, lautete die herablassende Antwort, »überlaß diese Sache den verfassungsmäßigen Autoritäten.«
    »Aber Sie müssen Jor dort stehen lassen«, beharrte Fara störrisch.
    Der Bürgermeister wirkte verärgert und sagte schließlich gereizt: »Ich hab’s versprochen, oder? Also bleibt er da. Was ist nun – willst du Telestat-Zeit kaufen? Die Minute kostet fünfzehn Kredits. Ein Tip unter Freunden: Du wirfst dein Geld zum Fenster raus. Die Erfahrung lehrt, daß sowieso immer etwas hängenbleibt.«
    Fara ließ sich nicht beirren. »Zwei Sendeminuten; eine morgens, eine abends.«
    »In Ordnung. Wir werden alles abstreiten. Gute Nacht.«
    Fara blieb einen Moment lang sitzen, als der Bildschirm dunkel wurde. Ein neuer Gedanke verdüsterte seine Miene. »Mit unserem Sohn geht das nicht mehr so weiter. Entweder arbeitet er in der Werkstatt, oder das Taschengeld wird gestrichen«, knurrte er. »Du hast ihn falsch angepackt«, warf Creel ein. »Er ist dreiundzwanzig, aber du behandelst ihn wie ein Kind. Denk dran, daß du mit dreiundzwanzig ein verheirateter Mann warst.«
    »Das war etwas anderes«, erwiderte Fara. »Ich hatte Verantwortungssinn. Weißt du, wie er sich heute abend benommen hat?«
    Er verstand die Antwort nicht ganz. Einen Moment lang glaubte er, sie hätte gesagt: »Nein; womit hast du ihn zuerst gedemütigt?« Doch Fara war zu ungeduldig, um auf eine Bestätigung für diese ungeheuerlichen Worte zu warten, und fuhr gereizt fort: »Er weigerte sich vor allen Dorfbewohnern, mir zu helfen. Er ist verdorben, durch und durch verdorben!«
    »Ja«, meinte Creel bitter, »er ist völlig verdorben. Wahrscheinlich weißt du nicht einmal, wie verdorben er ist. Er ist kalt wie Stahl, aber ohne die Härte und Festigkeit von Stahl. Es hat lange gedauert, aber jetzt haßt er sogar mich, weil ich so lange zu dir gehalten habe, obwohl ich deine Fehler kannte.«
    »Was – was? « fragte Fara entgeistert, um dann in barschem Ton fortzufahren: »Komm schon, meine Liebe, wir sind beide zu durcheinander. Gehen wir zu Bett.«
    Er schlief schlecht.
    Manchmal empfand Fara die Überzeugung, es handele sich um einen persönlichen Kampf zwischen ihm und dem Waffengeschäft, als schwere Belastung. Obwohl es für ihn ein Umweg war, machte er es sich zur Angewohnheit, täglich an dem Geschäft vorbeizugehen und einige Worte mit Jor zu wechseln.
    Am vierten Tag war der Polizist nicht da.
    Fara wartete geduldig, wurde aber immer gereizter; schließlich eilte er zu seinem Laden und rief bei Jor zu Hause an. Nein, Jor sei nicht da. Er bewache das Waffengeschäft.
    Fara zögerte. In seiner Werkstatt häufte sich die Arbeit, und er war ein wenig schuldbewußt, weil er zum erstenmal im Leben seine Kunden vernachlässigt hatte. Es würde am einfachsten sein, den Bürgermeister anzurufen und von Jors Pflichtvergessenheit zu informieren. Trotzdem… Er wollte dem Mann keinen Ärger machen.
    Als er wieder auf die Straße ging, sah er die Menschenmenge, die sich vor dem Waffengeschäft versammelte. Fara beeilte sich. Ein Bekannter begrüßte ihn aufgeregt: »Jor ist ermordet worden, Fara!«
    »Ermordet?!« Fara blieb wie vom Schlag gerührt stehen; zuerst war er sich des gräßlichen Gefühls, das sich in ihm breit machte, nicht recht bewußt: Er empfand Befriedigung, tiefe Befriedigung. Nun müßten, so sagte er sich, auch die Soldaten handeln. Sie… Bestürzt merkte er, was für schreckliche Wege seine Gedanken nahmen. Er zitterte, doch dann verdrängte er das Gefühl der Scham. Er fragte: »Wo ist die Leiche?«
    »Drinnen.«
    »Ihr meint, dieses… Gesindel…?« Er zögerte bei dem Schimpfwort. Selbst jetzt fiel es ihm schwer, den silberhaarigen Mann mit den feingeschnittenen Gesichtszügen mit solchen Begriffen in Verbindung zu bringen. Wütend über seine eigene Sentimentalität brauste er auf: »Ihr meint, dieses Gesindel tötete ihn und zerrte dann die Leiche in den Laden?«
    »Niemand sah, wie er getötet wurde«, sagte ein

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