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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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zweiter Mann neben Fara, »aber er ist weg und wurde seit drei Stunden nicht mehr gesehen. Der Bürgermeister hat über Telestat mit dem Waffengeschäft gesprochen, aber sie behaupten, nichts zu wissen. Sie haben ihn weggeschafft und spielen nun die Unschuldslämmer, aber so einfach kommen sie nicht davon. Der Bürgermeister telefoniert gerade mit den Soldaten in Ferd, damit sie mit Geschützen anrücken…«
    Die heillose Aufregung der Menge griff auf Fara über und gab ihm das Gefühl, daß sich hier etwas Bedeutendes zusammenbraute. So angenehm prickelnd hatte er noch nie ein Gefühl empfunden; und zu allem Überfluß mischte es sich mit eigenartigem Stolz darüber, daß er recht behalten hatte; daß er immer gewußt hatte, daß hier etwas wirklich Schlimmes passierte.
    Er erkannte dieses Gefühl nicht als die Art von Begeisterung, die man als Teil des Mobs erlebt. Aber seine Stimme zitterte, als er sagte: »Geschütze? Genau das ist die richtige Antwort. Natürlich müssen die Soldaten kommen.«
    In der festen Gewißheit, daß die Kaiserlichen Soldaten nun keine Entschuldigung mehr für ihre Untätigkeit hätten, nickte Fara bestätigend zu seinen eigenen Worten. Düster deutete er an, was die Kaiserin unternehmen würde, wenn sie herausfände, daß ein Mann sein Leben lassen mußte, weil die Soldaten ihre Pflichten vernachlässigten – aber seine Worte gingen in einem Aufschrei unter: »Da kommt der Bürgermeister! Hee, Bürgermeister, wann werden endlich die Atomkanonen eingesetzt?«
    Hochstimmung hatte sich ausgebreitet, als der schimmernde Allzweckwagen des Bürgermeisters sanft landete. Einige der aufgeregten Fragen schienen zu ihm durchgedrungen zu sein, denn er hob beruhigend die Hand.
    Zu Faras Überraschung blickte ihn der rundgesichtige Mann anklagend an. Das erschien ihm so unwahrscheinlich, daß Fara instinktiv nach hinten sah. Aber er stand fast alleine da; die anderen drängten alle nach vorn.
    Fara schüttelte, verwirrt von diesem Blick, den Kopf; unvermittelt zeigte Bürgermeister Dale mit dem Finger auf ihn und sagte mit bebender Stimme: »Da steht der Mann, der für unsere jetzigen Sorgen verantwortlich ist. Tritt vor, Fara Clark, und zeige dich! Du hast diese Stadt siebenhundert Kredits gekostet, ein Betrag, den wir kaum aufbringen können.«
    Selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre – Fara war nicht fähig, ein Wort zu sagen oder sich zu rühren. Verwirrt und bestürzt blieb er auf der Stelle stehen. Und bevor er auch nur nachdenken konnte, setzte der Bürgermeister mit einem Unterton von Selbstmitleid in der Stimme seine Anklage fort: »Wir haben alle gewußt, daß es unklug ist, sich in diese Waffengeschäfte einzumischen. Welches Recht haben wir, Wachen aufzustellen oder gegen die Läden vorzugehen, solange die kaiserliche Regierung sie in Ruhe läßt? Das war von Anfang an meine Überzeugung, aber dieser Mann… dieser… dieser Fara Clark ließ uns nicht in Ruhe; er zwang uns, gegen unseren eigenen Willen zu handeln – und jetzt haben wir eine Siebenhundert-Kredits-Rechnung zu erwarten und…«
    Er unterbrach sich selbst: »Ich mache es kurz. Als ich die Garnison anrief, lachte der Kommandant nur und meinte, Jor würde schon wieder auftauchen. Und ich hatte kaum eingehängt, da meldete sich Jor mit einem R-Gespräch. Er ist auf dem Mars.«
    Er wartete, bis sich die Erregung gelegt hatte. »Er braucht drei Wochen, um mit dem Raumschiff zurückzukehren; und wir müssen es bezahlen; und Fara Clark allein ist schuld daran. Er…«
    Der Schock war überwunden. Eiskalt und scharf unterbrach Fara den Bürgermeister: »Sie wollen also aufgeben und mich im gleichen Atemzug für alles verantwortlich machen. Ihr seid alle Narren, laßt euch das gesagt sein.«
    Als er sich abwandte, hörte er den Bürgermeister sagen, es sei aber noch nicht alles verloren. Denn er habe erfahren, daß das Waffengeschäft nach Glay gekommen sei, weil das Dorf zentral zwischen vier größeren Städten liege. Und die Waffenhändler waren scharf aufs Großstadtgeschäft. Das aber hieße: Touristen – und Souvenirhandel für die Dorfläden und, und, und…
    Fara hörte nicht mehr hin. Mit erhobenem Kopf ging er zu seiner Werkstatt zurück. Die paar Pfiffe des Pöbels nahm er gar nicht wahr. Er spürte nichts von einem drohenden Unheil; er spürte nur wachsenden Zorn gegen das Waffengeschäft, das ihn vor seinen Nachbarn unmöglich gemacht hatte.
    Im Lauf der nächsten Tage war das Schlimmste die Erkenntnis, daß

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