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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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die Leute vom Waffengeschäft überhaupt kein persönliches Interesse an ihm hatten. Sie waren weit weg, überlegen und unbesiegbar. Und diese Unüberwindbarkeit setzte sich in Faras Unterbewußtsein fest.
    Eine seltsame Angst packte ihn, wenn er darüber nachdachte, wie sie Jor in weniger als drei Stunden zum Mars geschafft hatten. Jeder wußte, daß diese Reise mit dem schnellsten Raumschiff fast drei Wochen dauerte.
    Fara ging nicht zur Express-Station, um bei Jors Rückkehr dabeizusein. Er hatte gehört, daß der Gemeinderat beschlossen hatte, Jor mit der Hälfte des Fahrgeldes zu belasten; wenn er Ärger machte, so drohten sie, müsse er mit seiner Entlassung rechnen.
    In der zweiten Nacht nach Jors Rückkehr schlich sich Fara zum Haus des Wachtmeisters und gab dem Polizeibeamten einhundertfünfundsiebzig Kredits. Nicht, daß er sich verantwortlich fühle, erzählte er Jor, aber…
    Der Mann war gierig genug, die Beteuerungen zu akzeptieren – zusammen mit dem Geld. Mit beruhigtem Gewissen machte sich Fara auf den Heimweg.
    Drei Tage später flog die Tür seines Ladens auf, und ein Mann kam herein. Fara runzelte die Stirn, als er ihn erkannte: Castler, ein Tagedieb aus dem Dorf. Der Mann grinste: »Vielleicht interessiert es dich, Fara. Heute ist jemand aus dem Waffengeschäft herausgekommen.«
    Fara löste behutsam den Bolzen einer Schutzabdeckung des Atommotors, den er gerade reparierte. Mit zunehmendem Ärger wartete er darauf, daß der Mann unaufgefordert weitere Informationen ausspuckte. Ihm Fragen zu stellen, hätte bedeutet, diesem Taugenichts Aufmerksamkeit zu erweisen. Wachsende Neugier ließ ihn schließlich widerwillig sagen: »Ich vermute, der Wachtmeister hat ihn sofort am Kragen gehabt.«
    Er vermutete nichts dergleichen, aber so konnte er ins Gespräch kommen.
    »Es war kein Mann. Es war ein Mädchen.«
    Fara runzelte die Stirn. Er mochte keinen Ärger um Frauen. Aber – diese schlauen Teufel! Jetzt benutzten sie ein Mädchen, ebenso wie sie einen alten Mann als Verkäufer benutzt hatten. Dieser Trick war so offensichtlich, daß er scheitern mußte; das Mädchen war wahrscheinlich ein harter Brocken, mußte also hart angefaßt werden. Barsch fragte Fara: »Und was passierte dann?«
    »Sie ist immer noch draußen, ziemlich dreist. Und sie ist auch ziemlich hübsch.«
    Der Bolzen war lose, Fara trug die Schutzplatte zum Polierer und begann bedächtig die Kristalle, die die Hitze auf der einst schimmernden Oberfläche gebildet hatte, abzuschleifen. Das sanfte Summen des Polierers formte das Hintergrundgeräusch für seine nächste Frage: »Ist irgend etwas unternommen worden?«
    »Nix. Der Wachtmeister wurde benachrichtigt. Aber er sagte, er habe keine Lust, noch mal drei Wochen von seiner Familie weg zu sein und dafür auch noch bezahlen zu müssen.«
    Fara brütete eine Minute lang über diese Bemerkung, während der Polierer weiter summte. Unterdrückte Wut ließ seine Stimme schwanken, als er schließlich sagte: »Sie lassen sie also gewähren. Verdammt schlau eingefädelt. Sieht denn niemand, daß man diesen… diesen Rechtsbrechern keinen Fußbreit nachgeben darf. Das ist doch wie ein Freibrief für die Sünde.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Fara ein feixendes Grinsen im Gesicht des anderen. Ihn traf es wie ein Schlag, daß dieser Bursche sich über seinen Ärger lustig machte. Und noch etwas war in diesem Grinsen – ein verborgenes Wissen.
    Fara hob die Schutzplatte vom Polierer. Scharf blickte er Castler an und zischte: »Sie würden sich natürlich wegen dieser Sünde kein Kopfzerbrechen machen.«
    »Oho«, meinte der Mann lässig, »harte Schicksalsschläge machen die Menschen tolerant. Wenn Sie, beispielsweise, das Mädchen besser kennenlernten, würden Sie sich wahrscheinlich selbst sagen, daß Gott in jedem von uns ist.«
    Weniger Castlers Worte als vielmehr dieser Ich-weiß-etwas-was-dunicht-weißt-TonfallCastlers ließen Fara losbrüllen: »Was meinen Sie damit: das Mädchen besser kennenlernen. Mit einer so schamlosen Kreatur würde ich mich nicht einmal unterhalten.«
    »Das kann man sich nicht immer aussuchen«, sagte Castler betont beiläufig. »Angenommen, er bringt sie mit nach Hause.«
    »Angenommen wer bringt wen mit nach Hause?« Faras Tonfall war äußerst gereizt. »Castler, Sie…«
    Er schwieg plötzlich; sein Herz schien stehenzubleiben; er fiel in sich zusammen. »Wollen Sie damit sagen…«, begann er.
    »Ich will damit sagen«, erwiderte Castler mit

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