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Titan 08

Titan 08

Titel: Titan 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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treten? dachte Jestocost zurück.
    So wie jetzt auch. Mittels des Mädchens. Spreche niemals meinen Namen aus. Denke ihn nicht einmal, falls dir das möglich sein sollte. Trennen wir uns?
    Trennen wir uns! dachte Jestocost.
    Das Mädchen, das immer noch seine Schultern berührte, beugte sein Gesicht herab und küßte ihn fest und warm. Niemals zuvor hatte er einen Untermenschen berührt, und nie hätte er sich vorgestellt, daß er einen küssen könnte. Es war schön, aber er löste ihre Arme von seinem Nacken und drehte sie halb herum, so daß sie sich gegen ihn lehnen konnte.
    »Vater!« seufzte sie glücklich.
    Plötzlich versteifte sie sich wieder, sah in sein Gesicht und rannte zur Tür. »Jestocost!« schrie sie. »Lord Jestocost! Was tue ich hier?«
    »Du hast deine Pflicht erfüllt, mein Mädchen. Du darfst nun gehen.«
    Sie taumelte ins Zimmer zurück. »Ich glaube, mir ist schlecht«, sagte sie und übergab sich auf den Fußboden.
    Er betätigte einen Schalter, um einen Reinigungsroboter kommen zu lassen, und schlug auf die Schreibtischplatte, um Kaffee serviert zu bekommen.
    Sie entspannte sich allmählich und sprach über ihre Hoffnungen für die Untermenschen. Sie blieb noch eine Stunde. Als sie ging, hatten die beiden einen Plan. Keiner von ihnen hatte E-telekeli erwähnt oder laut über ihr Vorhaben gesprochen. Falls die Monitore sie überwacht haben sollten, würden sie kein einziges verräterisches Wort und keine einzige verräterische Silbe aufgenommen haben.
    Als sie gegangen war, schaute Jestocost aus dem Fenster. Er sah die Wolken unter sich und wußte, daß sich die Dämmerung über die Welt unten ausbreitete. Er hatte einen Plan, wie den Untermenschen zu helfen sei, und war auf eine Macht gestoßen, von der sich die organisierte Menschheit keinen Begriff machen, ja noch nicht einmal Vermutungen anstellen konnte. Sein Weg war besser, als er gedacht hatte. Er mußte weitermachen.
    Aber als Partner hatte er nun – K’mell selbst.
    Hatte es in der Geschichte der Welt je einen seltsameren Diplomaten gegeben?
     
     
3
     
    In weniger als einer Woche hatte er den Entschluß gefaßt, was zu tun sei. Sie würden am Rat der Herren der Instrumentalität selbst ansetzen – am Gehirnzentrum. Das Risiko war groß, aber die gesamte Arbeit konnte in wenigen Minuten erledigt sein, wenn man an der Glocke selbst ansetzte.
    Und genau das hatte Jestocost vor.
    Er wußte nicht, daß K’mell ihn mit zwei verschiedenen Facetten ihres Geistes beobachtete. Die eine Seite war seine umsichtige und rückhaltlose Mitverschwörerin, ganz den revolutionären Zielen zugewandt, denen sie beide sich voll verschrieben hatten. Die andere Seite von ihr war – feminin.
    Ihre Weiblichkeit war überwältigender als die einer Hominiden-Frau. Sie wußte um den Wert ihres geübten Lächelns, ihres verwirrend frisierten roten Haars mit seiner unbeschreiblichen Weichheit, ihrer geschmeidigen jungen Figur mit den festen Brüsten und den lockenden Hüften. Sie wußte bis auf das letzte i-Tüpfelchen, welchen Effekt ihre Beine auf menschliche Männer ausübten. Wirkliche Menschen konnten nur wenige Geheimnisse vor ihr verbergen. Die Männer betrogen sich selbst mit ihren unerfüllbaren Begierden, die Frauen durch ihre unbezähmbare Eifersucht. Sie kannte sie so genau, weil sie selbst nicht zu ihnen gehörte. Sie mußte lernen, indem sie nachempfand, und dieser Vorgang schärfte ihr Bewußtsein. Tausende von kleinen Dingen, die normale Frauen für gegeben hielten oder an die sie einmal im ganzen Leben dachten, waren für sie Objekte genauer und eindringlicher Betrachtungen. Ihr Beruf bestand darin – ein begehrenswertes Weib zu sein! Ein Mensch war sie, weil sie gelernt hatte, sich anzupassen; in Wirklichkeit war sie von ihrer genetischen Herkunft her eine neugierige Katze. Aber jetzt verliebte sie sich in Jestocost, und sie wußte das auch.
    Aber sie begriff nicht, daß diese Romanze bald ein Gerücht sein, zur Legende hochstilisiert und zur klassischen Liebschaft erklärt werden würde. Sie konnte nichts über die Ballade über sie wissen, die mit den folgenden Zeilen begann und sehr viel später sehr berühmt werden sollte:
     
    Das ist der Lohn für das, was sie tat,
    Verbergt die Glocke, das war ihr Rat,
    Einen Menschen zu lieben, war ihre Tat.
    Wo ist der Lohn für das, was sie tat?
     
    All dies lag in der Zukunft, und sie kannte es nicht.
    Aber sie kannte ihre eigene Vergangenheit.
    Sie erinnerte sich an den außerirdischen

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