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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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brachte Scott das Gerät seinem Vater. Paradine blinzelte. Ausgeklappt maß der ›Abakus‹ fast einen Quadratmeter. Er bestand aus dünnen festen Drähten, die an einigen Stellen miteinander verknüpft waren. Auf die Drähte waren die farbigen Perlen geknüpft. Man konnte sie hin und her bewegen, von einer Stütze zur anderen, selbst über die Verbindungspunkte. Aber… eine durchbohrte Kugel konnte nicht über die Knotenpunkte der Drähte gleiten…
    Offenbar waren sie also nicht durchbohrt. Paradine schaute näher hin. Jede der kleinen Kugeln hatte ringsherum eine tiefe Rille; so konnten sie sich gleichzeitig um die Drähte drehen und auf ihnen aufund abgleiten. Paradine versuchte eine abzuziehen. Sie blieb wie an einem Magneten haften. Eisen? Sie sah eher wie Kunststoff aus.
    Der Rahmen selbst - Paradine war kein Mathematiker. Aber die Winkel, die die Drähte bildeten, waren fast erschreckend; geradezu lachhaft, wie sie der Euklidischen Logik entbehrten. Sie waren ein Irrgarten. Vielleicht war dieses Gerät… ein Geduldspiel.
    »Wo hast du das her?«
    »Onkel Harry gab es mir«, sagte Scott, ohne zu überlegen. »Letzten Sonntag, als er hier war.« Onkel Harry war nicht in der Stadt, eine Tatsache, der Scott sich sehr wohl bewußt war. Im Alter von sieben Jahren lernt ein Junge schnell, daß die Launen der Erwachsenen bestimmten Mustern folgen und daß sie mit Geschenkgebern sehr heikel sind. Vor allem würde Onkel Harry erst in einigen Wochen zurückkehren. Das Ende dieses Zeitraums war für Scott unvorstellbar. Oder zumindest bedeutete ihm die Tatsache, daß seine Lüge schließlich aufgedeckt würde, weniger als die Vorteile, die er hätte, wenn er das Spielzeug behalten durfte.
    Paradine stellte fest, daß er immer verwirrter wurde, als er versuchte, die Kugeln zu bewegen. Die Winkel waren irgendwie unlogisch. Es war wie ein Puzzle. Diese rote Kugel: wenn sie auf diesem Draht zu jener Kreuzung glitt, müßte sie dort landen -aber sie tat es nicht. Ein Labyrinth, merkwürdig, aber ohne Zweifel lehrreich. Paradine hatte das wohlbegründete Gefühl, daß er selbst für dieses Ding nicht genug Geduld aufbringen könnte.
    Scott jedoch konnte es, als er sich in eine Ecke zurückzog und fummelnd und seufzend die Kugeln gleiten ließ. Die Kugeln teilten tatsächlich einen leichten Schock aus, wenn Scott die falschen wählte oder sie in die falsche Richtung bewegte. Schließlich jubelte er triumphierend:
    »Ich hab’s geschafft, Vati!«
    »Hee? Was? Zeig mal!« Das Gerät sah für Paradine genau wie vorher aus, aber Scott zeigte mit dem Finger darauf und strahlte.
    »Ich hab’ sie verschwinden lassen.«
    »Es ist doch noch da.« »Die blaue Kugel. Sie ist jetzt weg.« Paradine konnte das nicht glauben, also schnaufte er nur. Scott brachte den Rahmen wieder durcheinander. Er experimentierte. Jetzt gab es nicht den kleinsten Schock mehr. Der ›Abakus‹ hatte ihm die richtige Methode gezeigt. Nun lag es an ihm, selbst weiterzumachen. Irgendwie schienen die bizarren Winkel der Drähte jetzt weniger verwirrend zu sein.
    Es war ein sehr lehrreiches Spielzeug.
    Es funktionierte ähnlich wie der Kristallwürfel, überlegte Scott. Als er sich daran erinnerte, holte er das Gerät aus der Tasche und überließ Emma den ›Abakus‹, die vor Freude sprachlos war. Sie machte sich an die Arbeit und ließ die Kugeln gleiten, diesmal ohne Protest gegen die Schocks, die wirklich nur minimal waren. Da sie gut nachmachen konnte, schaffte sie es fast so schnell wie Scott, eine Kugel verschwinden zu lassen. Die blaue Perle tauchte wieder auf – aber Scott bemerkte es nicht. Er hatte sich vorsorglich hinter einem überladenen Stuhl in eine Sofaecke zurückgezogen und vergnügte sich nun mit dem Würfel.
    Kleine Leute waren in dem Ding, winzige Männlein, die durch die Vergrößerungskraft des Kristalls wuchsen, und sie bewegten sich. Sie bauten ein Haus. Es fing Feuer mit ganz natürlichen Flammen, und sie standen abwartend daneben. Scott keuchte drängend: »Macht es aus!«
    Aber nichts geschah. Wo war dieser merkwürdige Feuerwehrwagen mit den rotierenden Armen, der vorhin aufgetaucht war? Da war er. Er kam ins Bild gerauscht und bremste. Scott trieb ihn an.
    Das war ein Spaß. Wie eine Theateraufführung, nur realistischer. Die kleinen Leute taten alles, was Scott ihnen – im Innern seines Kopfes – sagte. Wenn er einen Fehler machte, warteten sie, bis er den richtigen Weg fand. Sie stellten ihm sogar neue Probleme…
    Auch der

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