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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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aus dem Mundwinkel, während Scott sich mit seinem Taschenmesser an dem Ding zu schaffen machte. Niemand war in der Nähe. Wo war der Behälter hergekommen? Jemand mußte ihn hier liegengelassen haben, und rutschendes Erdreich hatte ihn von dem unsicheren Platz mitgerissen.
    »Das ist eine Spirale«, entschied Scott, aber er irrte. Der Behälter war zwar spiralförmig, aber wegen der Verdrehung im Innern war es keine Spirale. Wäre das Ding ein Modellflugzeug gewesen, ganz gleich wie kompliziert, hätte es Scott keinerlei Rätsel aufgegeben. Aber so, wie es aussah, war es für ihn ein Problem. Irgend etwas sagte Scott, daß das Gerät viel komplizierter war als der Explosionsmotor, den er am Freitag mit geschickten Fingern auseinandergenommen hatte.
    Aber kein Junge hat jemals eine Schachtel ungeöffnet gelassen, es sei denn, man hätte ihn mit Gewalt fortgezogen. Scott versuchte es tiefer. Die Winkel an dem Ding waren merkwürdig. Kurzschluß vermutlich. Deshalb… uuih! Das Messer rutschte ab. Scott lutschte an seinem Daumen und fluchte wie ein Müllkutscher.
    Vielleicht war es eine Musikbox.
    Scott hatte keinen Grund, sich zu ärgern. Die technischen Vorrichtungen hätten Einstein Kopfschmerzen verursacht und Steinmetz zum Wahnsinn getrieben. Die Schwierigkeit bestand natürlich darin, daß der Behälter noch nicht völlig in das Raum-Zeit-Kontinuum eingetreten war, in dem Scott lebte. Darum konnte er nicht geöffnet werden. Jedenfalls nicht, bis Scott einen geeigneten Felsbrocken benutzte, um die spiralförmige Un-Spirale in eine günstigere Position zu hämmern.
    Er hämmerte sie tatsächlich von ihrer Kontaktstelle mit der vierten Dimension fort und beseitigte dadurch die Raum-Zeit-Krümmung, die bis dahin bestanden hatte. Ein sprödes Schnappen war zu hören. Der Behälter quietschte leise, lag dann bewegungslos, nun nicht mehr nur teilweise existierend. Scott öffnete ihn jetzt mühelos.
    Der weiche, gewebte Helm war der erste Gegenstand, der seinen Blick auf sich zog, aber er legte ihn ohne großes Interesse beiseite. Es war nur eine Kappe. Als nächstes holte er einen eckigen, durchscheinenden Kristallblock heraus, klein genug, um ihn mit der Handfläche zu bedecken; viel zu klein, um die technischen Vorrichtungen einer Maschine zu enthalten. Scott hatte dieses Problem augenblicklich gelöst. Der Kristall war ein Art Vergrößerungsglas, das die Dinge innerhalb des Blocks riesig erscheinen ließ. Es waren sehr seltsame Dinge. Miniaturmenschen, zum Beispiel…
    Sie bewegten sich. Wie Uhrwerkautomaten, aber viel geschmeidiger. Es war so, als sehe man bei einem Theaterstück zu. Scott fand zwar ihre Kostüme recht interessant, aber die Handlung faszinierte ihn. Die winzigen Leute bauten geschickt ein Haus auf. Scott wünschte, es würde in Brand geraten; dann könnte er die Leute beim Löschen beobachten.
    Flammen leckten an dem halbfertigen Bauwerk. Die Automatenpuppen löschten das Feuer.
    Scott brauchte nicht lange, um das zu begreifen. Aber er war ein wenig besorgt. Die Männlein folgten seinen Gedanken. Als er das entdeckte, erschrak er und warf den Würfel weg.
    Während er die Böschung hinaufkraxelte, dachte er noch einmal darüber nach und kehrte zurück. Der Kristallblock lag halb im Wasser und glänzte in der Sonne. Er war ein Spielzeug; Scott fühlte das mit dem unbeirrbaren Instinkt eines Kindes. Aber er hob ihn nicht sofort auf. Statt dessen ging er zu dem Behälter zurück und untersuchte den restlichen Inhalt.
    Er fand einige wirklich bemerkenswerte Geräte. Der Nachmittag ging viel zu schnell vorüber. Schließlich packte Scott die Spielsachen in den Behälter zurück und schleppte ihn stöhnend und keuchend nach Hause. Sein Gesicht war rot angelaufen, als er die Küchentür erreichte.
    Er versteckte seinen Fund hinter einem Schrank in seinem Zimmer. Den Kristallwürfel steckte er in seine Tasche, die von den vielen anderen Dingen schon ausgebeult war: Kordel, eine Drahtrolle, zwei Pennies, ein Klumpen Silberpapier, eine verschmutzte Feldpostmarke und ein Brocken Feldspat. Emma, Scotts zwei Jahre alte Schwester, wackelte auf unsicheren Beinen in den Flur und begrüßte ihn.
    »Hallo, Schnecke«, nickte Scott von der Größe seiner sieben Jahre und einiger Monate herab. Er bemutterte Emma schrecklich, aber sie bemerkte es gar nicht. Klein, rundlich, mit großen Augen, plumpste sie auf den Teppich und starrte traurig auf ihre Schuhe.
    »Bind zu, bitte, Scotty, ja?«
    »Kamel«, sagte Scott

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