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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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in der Schwerelosigkeit, während er seine verkrampfte Wade massierte.
    Joe‐Jim schwebte durch die Tür, Hugh dicht auf seinen Fersen. »Was ist das für ein Ort?« wollte er wissen, nachdem seine Neugier über die guten Manieren eines Sklaven gesiegt hatte.
    »Die Steuerzentrale«, sagte Joe.
    Die Steuerzentrale! Der heiligste und tabuisierteste Raum im Schiff, dessen Lage ein verlorenes Geheimnis war. Im Glauben der jungen Männer war sie gar nicht existent. Die älteren Wissenschaftler akzeptierten ihr Vorhandensein oder ordneten sie einem mystischen Glauben zu, je nachdem. Obwohl Hugh sich für ziemlich wissend hielt, erschreckten ihn allein schon die heiligen Worte. Die Steuerzentrale! Nun, man sagte, hier ruhe der Geist von Jordan selbst.
    Er blieb stehen.
    Joe‐Jim blieb stehen, und Joe sah sich um. »Komm schon«, sagte er dann. »Was ist los?«
    »Nun …äh…äh…« »Sag schon!« »Aber … hier spukt es … der Geist von Jordan …« »Oh, um Jordans willen!« brach es laut aus Joe heraus. »Ich dachte, du hättest gesagt, daß ihr jungen Spunde gar nicht mehr an all diesen Unfug glaubt.«
    »Ja, aber … aber das ist …«
    »Hör schon auf! Entweder du kommst mit, oder Bobo wird dich tragen.« Er drehte sich um. Hugh folgte ihm mit der Zurückhaltung, mit der man ein Schafott erklettern würde.
    Der Gang, der sich vor ihnen erstreckte, war gerade so breit, daß zwei Männer nebeneinander gehen und die Handschlaufen benutzen konnten. In einem weiten Bogen wand er sich um volle neunzig Grad und führte schließlich in die eigentliche Zentrale. Ängstlich, aber auch neugierig, blickte Hugh über Joe‐Jims breite Schultern.
    Er starrte in einen hell erleuchteten, großen Raum von vielleicht sechzig Metern Durchmesser. Wegen seiner sphärischen Form sah der Raum aus wie das Innere einer riesigen Kugel, deren Oberfläche glatt und frostig silbern war. Im geometrischen Zentrum der Kugel sah Hugh einige Schaltpulte, vielleicht sechs oder acht Meter lang. Für sein unerfahrenes Auge war ihr Zweck jedoch unverständlich. Er hätte sie nicht beschreiben können, erkannte aber, daß sie sich in ständiger, leichter Bewegung befanden.
    Vom Ende des Gangs zu den Instrumenten in der Mitte der Kugel führte eine metallisch blau schimmernde Röhre, die den gleichen Durchmesser wie der Gang hatte. Sie stellte den einzigen Zugang dar. Joe‐Jim drehte sich zu Bobo um und befahl ihm, am Eingang der Röhre Wache zu halten, dann betrat er sie.
    Er stieß sich ab und benutzte die Metallverkleidung als eine Art Leiter. Hugh folgte ihm, und sie kamen inmitten der Geräte heraus, die das Zentrum der Kugel darstellten. Aus der Nähe betrachtet erkannte er an den Geräten der Kontrollstation einige Unterschiedlichkeiten, aber noch immer ergaben sie keinen Sinn für ihn. Er schaute weg und betrachtete die innere Oberfläche der Kugel, die sie umgab.
    Das war ein Fehler. Die Oberfläche der Sphäre bot in ihrem glatten Silberweiß keinerlei Möglichkeit, ihre Entfernung abzuschätzen. Sie hätte dreißig Meter entfernt sein können, oder dreihundert, oder auch ein paar Kilometer. Er hatte niemals etwas gesehen, das höher als zwei Decks oder weiter als die Ausdehnung eines Dorfes war. Nun zerrte die Panik an ihm. Er war so verängstigt, daß er schon nicht mehr wußte, was er fürchtete, aber die lange vergessenen Instinkte seiner dschungelbewohnenden Ahnen kamen wieder zum Vorschein und preßten seinen Magen in der grundlegenden, primitiven Furcht vor dem Fallen zusammen.
    Er klammerte sich an den Kontrollinstrumenten fest, dann an Joe‐Jim.
    Joe‐Jim schlug ihm mit der flachen Hand kräftig ins Gesicht. »Was hast du?« grollte Jim.
    »Ich weiß nicht«, gelang es Hugh schließlich hervorzustoßen. »Ich weiß nicht, aber ich mag diesen Ort nicht. Laßt uns von hier verschwinden!«
    Jim zog eine Augenbraue hoch, blickte Joe enttäuscht an und sagte: »Sollen wir gehen? Dieses Baby wird sowieso nie verstehen, was du ihm berichtest, und hat außerdem noch einen schwachen Magen.«
    »Oh, er wird schon wieder in Ordnung kommen«, gab Joe zurück und ging auf den anderen Vorwurf gar nicht ein. »Hugh, setz dich in einen dieser Sessel, ja, nimm diesen.«
    Inzwischen blickte Hugh wieder auf die Röhre, durch die sie die Instrumentenpulte erreicht hatten; sein Blick wanderte an ihr entlang, bis sie zur Tür gelangten, die zu dem Gang führte. Plötzlich hatte die Sphäre wieder ihre normalen Ausmaße, und das Schlimmste war

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