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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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gelöst hatte und in der Lage war, Jims sardonisches Gelächter und Joes trockenes Kichern zu vernehmen. »Genug?« wollte Joe wissen. Ohne auf die Antwort zu warten, schaltete Joe‐Jim die Lichter wieder an, indem er die in seiner Sessellehne eingebaute Kontrolle dazu benutzte.
    Hugh seufzte. Seine Brust schmerzte, und sein Herz schlug wie rasend. Er bemerkte plötzlich, daß er während der ganzen Zeit, da die Lichter verloschen waren, den Atem angehalten hatte. »Nun, mein cleverer Junge«, fragte Jim, »bist du jetzt überzeugt?«
    Hugh seufzte wieder, ohne den Grund dafür zu kennen. Wo nun die Lichter wieder schienen, fühlte er sich sicher und behaglich, spürte aber tief im Innern, daß er irgend etwas verloren hatte. Im Unterbewußtsein ahnte er, daß er nun, da er die Sterne gesehen hatte, nie wieder glücklich sein könnte. Der dumpfe Schmerz in seinem Herzen, dieses verschwommene Sehnen, den Himmel und die Sterne wieder blicken zu dürfen, würde niemals enden, auch wenn er jetzt noch zu unerfahren war, um dies auch bewußt einzusehen. »Was war das?« flüsterte er fast unhörbar.
    »Das war es«, gab Joe zurück. »Das ist die Welt. Das ist das Universum. Das ist es, von dem ich dir erzählt habe.«
    Hughs unerfahrener Verstand versuchte verzweifelt, all dies zu begreifen. »Ist es das, was du mit draußen meinst«, fragte er. »All diese wunderschönen kleinen Lichter?«
    »Ja«, sagte Joe, »nur – diese Lichter sind nicht klein. Sie sind sehr, sehr weit entfernt, verstehst du? Vielleicht sogar Millionen von Kilometern.«
    »Was?«
    »Ja, sicher«, bekräftigte Joe. »Dort draußen ist viel Raum. Das All. Es ist groß. Nun, manche dieser Sterne werden so groß sein wie Das Schiff, vielleicht sogar noch größer.«
    In Hughs Gesichtszügen spiegelte sich auf mitleiderregende Weise seine überzogene Vorstellungskraft wieder. »Größer als Das Schiff?« wiederholte er atemlos. »Aber … aber …«
    Jim schüttelte den Kopf ungeduldig. »Was habe ich gesagt«, fragte er Joe, »du verschwendest mit diesem Traumtänzer nur deine Zeit. Er hat nicht genug Grips im Schädel, um …«
    »Langsam, Jim«, gab Joe sanftmütig zurück, »erwarte von ihm doch nicht, daß er läuft, bevor er überhaupt kriechen kann. Auch wir haben lange dazu gebraucht, bis wir verstanden, was wir sahen. Ich glaube, ich kann mich noch daran erinnern, daß auch du beim ersten Mal deinen Augen nicht trauen wolltest.«
    »Das ist eine Lüge«, schmollte Jim. »Du warst derjenige, der überzeugt werden mußte.«
    »Na gut, okay«, gestand Joe ein, »aber auf jeden Fall hat es lange gedauert, bis wir beide es begriffen hatten.«
    Hoyland schenkte dem Streit der Zwillingsbrüder keine Beachtung. Es war üblich, daß sie miteinander stritten, und seine Aufmerksamkeit wurde von Dingen beansprucht, die keineswegs üblich für ihn waren. »Joe«, fragte er, »was wird aus Dem Schiff, während wir die Sterne betrachten? Haben wir einfach durch Das Schiff hindurchgeblickt?«
    »Nicht ganz«, erklärte Joe. »Du hast zwar die Sterne direkt gesehen, so wie sie wirklich sind, aber trotzdem nur ein Abbild von ihnen. So wie … nun, sie machen es irgendwie mit Spiegeln. Ich habe ein Buch gelesen, in dem erklärt wird, wie man es macht.«
    »Aber man kann sie auch direkt sehen«, fügte Jim hinzu, der seinen Ärger momentan vergessen hatte. »Dort vorne ist eine Kabine …«
    »O ja«, bestätigte Joe. »Das hatte ich völlig vergessen. Die Kapitänsveranda. Sie ist ganz aus Glas, man kann einfach durch sie hindurchblicken.«
    »Die Kapitänsveranda? Aber wie …«
    »Nein, nicht die von diesem Kapitän. Er ist noch nie hier oben gewesen. An der Tür der Kabine steht ein Name.«
    »Was ist eine ›Veranda‹?«
    »Wenn ich das nur wüßte. Der Raum heißt eben so.«
    »Zeigst du ihn mir?«
    Joe schien schon zustimmen zu wollen, aber Jim unterbrach ihn.
    »Ein andermal. Ich will zurück – ich bin hungrig.«
    Sie durchquerten die Röhre, weckten Bobo auf und begannen den langen Abstieg.
    Es dauerte lange, bis Hugh es schaffte, Joe‐Jim dazu zu überreden, ihn noch einmal auf eine Entdeckungsreise mitzunehmen, aber die Zeit bis dahin war auch sehr gut ausgefüllt. Joe‐Jim zeigte ihm die größte Sammlung von Büchern, die er je gesehen hatte. Manche von ihnen kannte er bereits, aber auch die las er erneut und erkannte eine neue Bedeutung darin. Er las ununterbrochen, sein Gehirn saugte all die neuen Ideen auf, stolperte über sie, kämpfte, um

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