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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Schiff, kapierst du das nicht? Überall draußen, in jede Richtung. Dort ist Leere. Begreifst du das?«
    »Aber es ist doch nichts unter der untersten Ebene. Deshalb ist es doch die unterste Ebene.«
    »Sieh mal, wenn du ein Messer nimmst und ein Loch in den Fußboden der untersten Ebene bohrst, wohin kommst du dann?«
    »Aber das geht nicht! Der Boden ist viel zu hart.«
    »Also stell dir wenigstens einmal vor, du würdest ein Loch graben. Wohin würde das Loch führen? Stelle es dir nur einmal vor!«
    Hugh schloß die Augen und versuchte sich vorzustellen, ein Loch in die unterste Ebene zu bohren, zu graben, als wäre der Boden weich, weich wie Käse.
    Langsam dämmerte etwas in seinem Verstand, eine Möglichkeit, die ihn innerlich aufwühlte, die seine Seele fast zerriß. Er fiel, fiel durch ein Loch, das er gegraben hatte, während sich keine Ebene mehr unter ihm befand. Schnell öffnete er die Augen wieder. »Das ist schrecklich!« krächzte er. »Das kann ich nicht glauben!«
    Joe‐Jim stand auf. »Ich werde es dir beweisen«, sagte er grimmig, »und wenn ich dir dabei den Hals umdrehen muß.« Er eilte zum Ausgang und öffnete die Tür. »Bobo!« rief er. »Bobo!«
    Jims Kopf fuhr erschrocken hoch. »Was’n los? Ein Angriff?«
    »Wir bringen Hugh in die Schwerelosigkeit.«
    »Wieso das denn?«
    »Um etwas Verstand in seinen Schädel zu hämmern.«
    »Das können wir doch immer noch.«
    »Nein, ich will es jetzt tun.«
    »Schon gut, schon gut. Und höre auf, so zu zittern. Ich bin jetzt sowieso wach.«
    Joe‐Jim Gregorys geistige Fähigkeiten waren fast so einzigartig wie sein – oder ihr – Körperbau. Auf jeden Fall war er zu einer dominierenden Persönlichkeit geworden; unter den Muties war es unvermeidlich, daß er sie umherscheuchte, ihnen Befehle gab und auf ihre Kosten lebte. Hätte er Machtgelüste verspürt, wäre es denkbar gewesen, daß er die Muties organisiert und mit ihnen die Herrschaft im Schiff übernommen hätte.
    Aber dieser Wesenszug fehlte ihm. Er war auf seine Weise ein Intellektueller, ein Zweifler, ein Beobachter. Er war am Wie und Warum interessiert, aber er begnügte sich meistens damit, ein Höchstmaß an Bequemlichkeit und Komfort zu erreichen.
    Wären Joe und Jim als normale Zwillinge unter dem Schiffsvolk zur Welt gekommen, so hätten sie wahrscheinlich in den Reihen der Wissenschaftler Aufnahme gefunden, und da das die einfachste und befriedigendste Möglichkeit gewesen wäre, ein bequemes Leben zu führen, hätten sie sich mit angenehmer Konversation und etwas Verwaltungsarbeit die Zeit vertrieben. Aber so fehlten ihnen geistig gleichwertige Partner, und sie hatten sich das Wissen von drei Generationen angeeignet, indem sie ständig Bücher gelesen hatten, die ihre Schergen für sie raubten. Und sie waren als siamesische Zwillinge auf Gedeih und Verderb in einen Körper vereint.
    Die zwei Hälften seiner doppelten Persönlichkeit hatten über alles, was sie gelesen hatten, gestritten und diskutiert und auf diese Art und Weise fast nebenbei eine vernünftig klingende Geschichtstheorie entwickelt und sich Klarheit über die physikalischen Grundlagen verschafft. Nur war der Begriff der Literatur völlig fremd für sie; sie nahmen die Romane und Geschichten, die für die Jordan‐Experten bereitgestellt worden waren, für genauso bare Münze wie die Fachbücher und Nachschlagewerke.
    Das hatte zu ihrem größten Meinungsunterschied bislang geführt. Jim hielt Allan Quartermain für den größten Mann der Geschichte, Joe beanspruchte dieses Recht für Henry Ford.
    Beide waren sie stolz auf Dichtungen; sie konnten Seite um Seite aus den Werken Kiplings auswendig rezitieren, waren aber auch fast genauso stolz auf Rhyslings »Blind Singer of the Spaceways«.
    Bobo kam rückwärts herein. Joe‐Jim deutete mit dem Daumen auf Hugh. »Gib acht«, sagte Joe, »er geht jetzt hinaus.«
    »Jetzt?« sagte Bobo glücklich grinsend; aus seinem Mund rann Speichel.
    »Du und dein Magen!« gab Joe zurück und fuhr Bobo mit den Knöcheln über die Nackenwirbel. »Nein, du wirst ihn nicht essen. Du und er – Blutsbrüder. Kapiert?«
    »Nicht ihn essen?«
    »Nein. Für ihn kämpfen. Er kämpft auch für dich.«
    »In Ordnung.« Der Zwerg sah ein, daß es unvermeidlich war, und zuckte die Achseln. »Blutsbrüder. Bobo weiß jetzt.«
    »Gut. Und jetzt gehen wir hinauf zum Ort‐wo‐jeder‐fliegt. Bobo, du läufst voraus und gibst acht.«
    Sie machten sich an den Aufstieg. Der Kleine rannte voraus

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