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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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überwältigend. Sie schätzte sich glücklich, doch noch ein Ticket für einen vierzehntägigen Sommerurlaub zu bekommen. Das Raumschiff startete in Los Alamos, New Mexico. Es sah genauso aus wie die Raumschiffe im Fernsehen und in den Comic‐Heften, war aber viel bequemer, als man glauben mochte.
    Mrs. Garvy gefielen die etwa fünfzig Mitpassagiere, die ihr vor dem Start vorgestellt wurden. Sie kamen von überallher, und es schien, als ob sie zu den intelligenteren Menschen gehörten. Der Kapitän, ein großer, hakennäsiger, eindrucksvoller Mann namens Ryan Sowieso oder so, hieß sie an Bord willkommen und versicherte ihnen, daß sie diese Reise nie vergessen würden. Er bedauerte, daß »wegen der Meteoriten‐Saison« die Bullaugen geschlossen bleiben müßten und die Passagiere so nichts sehen könnten.
    Das war enttäuschend, aber gleichzeitig beruhigend, da der Kapitän anscheinend kein Risiko eingehen wollte.
    Nach dem wie erwartet unbequemen Start kamen zwei monotone Tage, während sie durch das All sausten und sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Die Landung war ein Routineklacks, und die Passagiere mußten Tabletten schlucken, damit sie gegen nicht wirklich gefährliche Krankheitserreger immunisiert waren.
    Nachdem die Wirkung der Tabletten eingesetzt hatte, wurde die Schleuse geöffnet, und die Venus enthüllte sich ihren Blicken.
    Sie ähnelte einer tropischen Insel der Erde – bis auf die dichte, tiefhängende Wolkendecke über ihren Köpfen. Aber sie hatte andere, fremdweltliche Reize, die einfach unbeschreiblich waren.
    Die zehn Urlaubstage vergingen wie im Traum. Die Seifenwurzeln waren genauso herrlich, wie die Reklame es beschrieben hatte. Die Früchte, meist aus den Tropen der Erde stammend und hierher verpflanzt, schmeckten hervorragend. Die einfachen Zelte, die die Reisegesellschaft aufgeschlagen hatte, genügten für die warmen Tage und lauen Nächte völlig aus.
    Mit tiefstem Bedauern betraten die Reisenden nach zehn Tagen die Rakete wieder und schluckten mehr Tabletten, die jegliche Venusianische Krankheit, die sich auf der Erde hätte ausbreiten können, im Keime erstickten.
    Urlaub war eine Sache. Machtpolitik eine andere.
    Am Pol saß ein kleiner Mann in seinem schallisolierten Zimmer. Sein Gesicht war totenbleich, der Körper verkrampft in einem harten Stuhl.
    Im amerikanischen Senat sagte Senator Hull‐Mendoza (Syndikus von Kalifornien): »Herr Präsident, meine Herren, ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich die Aufmerksamkeit des Senats nicht auf die Vorgänge lenken würde, die sich zur Gefahr für unser Land ausweiten können. Wie den Mitgliedern dieses Hauses wohl bekannt ist, hat die Vollendung des Raumflugs uns in eine Situation manövriert, die ich nur als gefährlich bezeichnen kann. Herr Präsident, meine Herren, nachdem die amerikanischen Raketen nun den Abgrund zwischen diesem Planeten und unserem nächsten Nachbarn im All überbrücken können – und dabei, meine Herren, beziehe ich mich auf die Venus, den Stern der Abenddämmerung, das hellste Juwel im strahlenden Bild des Vulkans – möchte ich anfragen, welche Schritte unternommen werden, um die Venus mit aufrichtigen, patriotischen Bürgern unseres Landes zu kolonisieren.
    Herr Präsident, meine Herren! In dieser Welt gibt es Nationen, neiderfüllte Nationen, – ich nenne nicht Mexico – die mit rechtschaffenen oder unrechtschaffenen Mitteln versuchen, der Freiheitsstatue die Fackel der Freiheit des Alls zu entreißen, Nationen, deren niedriger Lebensstandard und innere Aufgewühltheit ihren Bürgern einen ungerechten Vorsprung vor denen unserer rechtschaffenen Republik verleiht.
    Und das ist mein Plan: Ich schlage vor, daß per Los eine Stadt mit mehr als einhunderttausend Einwohnern bestimmt wird, deren glückliche Bewohner mit Bebauungsland auf der Venus belohnt werden, aber dort bleiben und ihren Besitz an die nächste Generation vererben müssen. Dieser Prozeß muß immer und immer wieder wiederholt werden, bis auf der Venus genügend Bürger leben, die unsere verbrieften Rechte auf diesen Planeten verteidigen können.
    Es wird Widerspruch geben, gewiß, denn die kritischen Stimmen sterben nie aus. Man wird sagen, daß es dort nicht genug Stahl gäbe. Man wird dieses Projekt einen billigen Verrat nennen. Ich behaupte, daß auf der Venus genug Stahl für eine Stadt vorhanden ist, und das ist alles, was wir brauchen. Und ist es ein Verrat? Ja! Es ist der glorreichste Verrat in der Geschichte der

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