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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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blickte ihn von der Seite an. Irgendwie hatte ich den Eindruck, daß er wußte, was er tat.
    »Du weißt jetzt schon viel mehr über dich als noch vor ein paar Stunden«, erklärte er sanft. »Du kannst in dein Inneres blicken. Du kannst die Erinnerungen verarbeiten, sobald sie kommen. Vielleicht nicht ganz, aber dennoch so weit, um dich selbst schützen zu können. Du brauchst keine Angst zu haben. Vertraue mir einfach. Wenn es zu schlimm wird, kann ich immer noch aufhören. Entspanne dich jetzt. Sieh die Decke an. Achte auf deine Zehen. Nein, du sollst deine Zehen nicht anschaun, schau nach oben. Deine Zehen, dein großer Zeh. Bewege deine Zehen nicht, aber fühle sie. Zähle sie, beginne beim großen Zeh, zähle sie ab. Eins, zwei, drei. Fühle den dritten Zeh. Fühle ihn, fühle, wie er ganz steif wird. Die beiden daneben werden auch steif. Alle deine Zehen werden steif, alle…« »Was haben Sie vor?« schrie ich ihn an. »Du vertraust mir, also vertrauen mir auch deine Zehen«, sagte er immer noch ruhig. »Sie sind alle ganz steif, weil du mir vertraust. Du…« »Sie wollen mich hypnotisieren. Ich kann das nicht zulassen.«
    »Du wirst dich selbst hypnotisieren. Du machst alles selbst. Ich zeige dir nur den Weg. Ich führe deine Zehen auf den richtigen Pfad. Denk nur an deine Zehen. Niemand kann dich dazu veranlassen, irgendwo hinzugehen, wo du nicht hin willst, aber du willst ja dorthin, wohin deine Zehen dich führen, wo dein…«
    Und weiter und weiter und weiter. Und wo war das schwebende Goldornament, das Licht in den Augen, das seltsame Hinübergleiten? Er saß nicht einmal so, daß ich ihn sehen konnte. Weshalb sagte er nicht, daß ich schläfrig sein sollte? Nun, er wußte, daß ich nicht schläfrig war und es auch nicht sein wollte. Ich wollte nur ein Zeh sein. Ich wollte unbeweglich sein, steif wie ein Zeh. Ein Zeh hat kein Gehirn, geht nur, geht nur, geht nur, geht elf mal, ich bin elf…
    Ich spaltete mich entzwei in zwei, und das war in Ordnung, ein Teil beobachtete den Teil, der zur Bibliothek zurückging, und Miß Kew beugte sich zu mir herab, kam mir aber nicht zu nahe, und die Zeitung raschelte unter mir auf dem Stuhl, ich hatte einen Schuh ausgezogen, und meine steifen Zehen kribbelten, und das überraschte mich etwas. Denn wenn dies Hypnose war, war ich noch ziemlich bei Sinnen, lag ruhig auf der Couch, und Stern redete auf mich ein, und ich war fast in der Lage, mich herumzudrehen und aufzustehen und mit ihm zu sprechen und zu gehen, wenn ich wollte, aber ich wollte nicht. Oh, wenn das Hypnose war, war ich damit einverstanden. Sie funktionierte, und das war in Ordnung.
    Dort auf dem Tisch, ist es ein Fisch, oder auch Gold, strahlend und hold, wie eine Feder, sie ist aus Leder, wer bist denn du, etwa Miß Kew, ja doch, Miß Kew…
    »… und Bonnie und Beanie sind acht, sie sind Zwillinge, und Baby. Baby ist drei.« »Baby ist drei«, sagte sie.
    Ein Druck, etwas riß in mir und… etwas brach auseinander. Und mit dem Durchbruch kam ein Ausbruch des Triumphs, der die Schmerzen vertrieb, und es war geschafft.
    Und das ist in mir. Wie ein Blitz, aber mehr ist es nicht.
    Baby ist drei? Mein Baby würde drei sein, wenn ich je eins gehabt hätte, aber es gab ja keins…
    Lone, ich bin weit offen für dich. Ist das offen genug?
    Seine Augen drehen sich rasend schnell, und ich kann sie nie fassen. Die Sonde, die aus seinem Gehirn kommt, in meins fährt. Weiß er, was das für mich bedeutet? Kümmert er sich darum? Er kümmert sich nicht darum, und er weiß es auch nicht, er leert mich aus, und ich fülle mich wieder, wie er es befiehlt; er trinkt und wartet und trinkt wieder und schaut nie die Tasse an.
    Als ich ihn zuerst sah, tanzte ich in dem Sturm, in dem Wald, in der Wildnis, und ich drehte mich, und er stand dort im kühlen Schatten und beobachtete mich. Ich haßte ihn deshalb. Es war nicht mein Wald, nicht mein golddurchfluteter, mit Farnen bewachsener Hain. Aber es war mein Tanz, den er nahm, ihn für immer einfror, nur weil er dort war. Dafür haßte ich ihn, haßte, wie er aussah, wie er dort stand, bis zu den Knien im nassen Farn; er sah aus wie ein Baum, hatte Wurzeln statt Füßen, und seine Kleider waren die Farben der Erde. Als ich den Tanz beendete, trat er vor und war nur noch ein Mensch, ein großer Mann mit dem Aussehen eines Affen und dem Gehabe eines schmutzigen Tieres, und aus meinem Haß war plötzlich Furcht geworden, und ich stand dort wie erstarrt.
    Er wußte, was er getan

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