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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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warten, oder ob er nur kam, wenn ich auch dorthin ging – wie kann ich das wissen?
    Er ließ mich Bücher lesen, die mir nichts bedeuteten, über Evolution und soziale und kulturelle Organisation und Mythologie, sogar über Symbiose. Ich sprach selten mit ihm; manchmal wechselten wir kein Wort, nur seine überraschten Ausrufe oder sein beifälliges Brummen waren zu hören.
    Er nahm die Bücher aus meinem Gehirn, wie man Beeren von einem Busch pflückt, alle auf einmal; er roch nach Schweiß und Erde und nach den Blättern, die gegen seinen schweren Körper schlugen, wenn er durch den Wald ging.
    Wenn er aus den Büchern etwas lernte, so merkte man es ihm nicht an.
    Es kam der Tag, an dem er sich neben mich setzte und über irgend etwas grübelte. »In welchem Buch steht so etwas?« fragte er. Dann wartete er, dachte lange nach und meinte schließlich: »Eine Termite kann kein Holz verdauen, wie du weißt, aber die Mikroben im Magen der Termite können es, und was die Termite ißt, läßt die Mikrobe zurück. Wie heißt das?«
    »Symbiose«, erinnerte ich mich. Ich erinnerte mich an die Worte. Lone nahm den Sinn aus den Worten und warf die Worte achtlos weg wie leere Hülsen. »Zwei Lebensformen hängen in ihrer Existenz gegenseitig voneinander ab.«
    »Ja. Gibt es ein Buch über vier oder fünf Kinder, die so etwas auch tun?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie steht es damit«, fragte er dann. »Man hat einen Radiosender und vier oder fünf Empfänger, und jeder Empfänger soll etwas anderes machen. Einer gräbt, einer fliegt, einer macht Lärm, aber jeder nimmt die Befehle vom Sender entgegen. Und jeder hat seine eigene Macht und muß seine eigene Aufgabe erfüllen, aber sie sind alle voneinander getrennt. Gibt es eine Lebensform, die sich wie so ein Radiosender verhält?«
    »Wo jeder Organismus ein Teil des Ganzen ist, aber alle getrennt sind? Ich glaube nicht… außer, wenn du eine gesellschaftliche Gruppe meinst, ein Team, oder Männer, die zusammen arbeiten und ihre Befehle von einem Vorgesetzten entgegennehmen.«
    »Nein«, sagte er sofort, »das meine ich nicht. Wie ein einzelnes Tier.« Er machte eine Geste mit der hohlen Hand, die ich verstand. »Meinst du eine Gestalt ‐Lebensform?« fragte ich. »Das wäre phantastisch.« »Darüber berichtet kein Buch, eh?« »Zumindest habe ich noch von keinem gehört.« »Ich muß alles darüber wissen«, sagte er nachdrücklich. »Es gibt so etwas. Ich will wissen, ob es schon einmal so etwas gegeben hat.« »Ich begreife nicht, wie irgend etwas dieser Art existieren könnte.« »Aber es stimmt! Ein Teil holt Dinge, ein anderer stellt sich etwas vor, ein Teil findet heraus, und ein Teil spricht.« »Spricht? Nur Menschen sprechen.« »Ich weiß«, sagte er, stand auf und ging.
    Ich suchte und suchte nach solch einem Buch, fand aber kein auch nur annähernd ähnliches. Ich kam zurück und erzählte ihm das. Er schwieg lange, betrachtete das Blau‐in‐Blau des Horizonts über den Hügeln. Dann sah er mich mit seinen drehenden Augen an und forschte nach.
    »Du lernst, aber du denkst nicht«, sagte er und schaute wieder zu den Hügeln.
    »Das alles geschieht mit Menschen«, sagte er plötzlich. »Es geschieht direkt unter der Nase der Menschen, und sie sehen es nicht. Es gibt Gedankenleser. Es gibt Menschen, die mit Willenskraft Dinge bewegen können. Es gibt Leute, die mit Willenskraft von einem Ort zum anderen springen können. Es gibt Leute, die auf alles eine Antwort haben, wenn man sie nur fragen würde. Was es noch nicht gibt, sind die Personen, die sie zusammenbringen, so wie das Gehirn die Körperteile zusammenbringt, die schieben und drücken und Hitze fühlen und gehen und denken und all das andere.
    Ich bin so einer«, fügte er hinzu. Dann schwieg er so lange, daß ich schon glaubte, er habe mich vergessen.
    »Lone«, sagte ich, »was tust du hier in den Wäldern?«
    »Ich warte«, antwortete er. »Ich bin noch nicht fertig.« Er sah mir tief in die Augen und schnaubte irritiert. »Weißt du, ›fertig‹ bedeutet nicht das, was du denkst. Ich meine, ich bin noch nicht komplett, vollzählig. Du weißt, daß ein in der Mitte durchgeschnittener Wurm wieder zu einem vollständigen Exemplar heranwächst? Nun, vergesse den Schnitt. Stell dir vor, zum ersten Mal würde etwas in dieser Art wachsen. Ich bekomme weitere Teile dazu. Ich bin noch nicht voll ausgebildet. Ich will ein Buch über das Geschöpf, das ich sein werde, sobald ich erst komplett bin.«
    »Ich

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