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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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gab. Niemand wollte mehr Androiden, selbst nicht zu ruinösen Preisen. Verzweifelt gab er sein letztes Bargeld dafür aus, neue Spielwaren zu bestellen, aber die waren genausowenig zu verkaufen – die Humanoiden stellten bereits besseres Spielzeug her und gaben es umsonst weg.
    Er versuchte sogar, seine Geschäftsräume zu vermieten, aber Menschen führten keine Geschäfte mehr. Der Großteil der Geschäftsunternehmen in der Stadt war bereits den Humanoiden überschrieben worden, die damit beschäftigt waren, die alten Gebäude abzureißen und die Gelände in Parks zu verwandeln – ihre eigenen Fabriken und Warenhäuser waren größtenteils unterirdisch angelegt, so daß sie die Landschaft nicht beeinträchtigten.
    Er fuhr zurück zur Bank, versuchte ein letztes Mal, seine Kredite zu verlängern, und sah kleine schwarze Maschinen hinter den Fenstern stehen und hinter den Schreibtischen sitzen. Genauso glattzüngig und höflich wie irgendein menschlicher Bankier informierten ihn die Humanoiden, daß die Bank das Konkursverfahren einleiten und die Versteigerung seines Geschäfts durchführen würde.
    Die Versteigerung könnte vermieden werden, fügte der mechanische Bankier hinzu, wenn er freiwillig die Unterschrift leistete. Grimmig weigerte er sich. Dieser Akt war für ihn symbolisch geworden. Das würde die endgültige Unterwerfung unter diesen neuen dunklen Gott sein, und Underhill wollte nach allem jetzt einfach nicht klein beigeben.
    Die Gerichtsverhandlung ging sehr schnell vorüber, da alle Richter und Anwälte bereits über humanoide Assistenten verfügten. Ein paar Tage später tauchte eine Gruppe schwarzer Maschinen in der Firma auf, zeigte den Gerichtsbeschluß vor und begann mit den Abbruch‐arbeiten. Traurig mußte er beobachten, wie seine noch nicht verkauften Androiden verschrottet wurden, und ein von einem blinden Humanoiden gefahrener Bagger die Wände des Gebäudes niederzureißen begann.
    Völlig verzweifelt fuhr er am späten Nachmittag schnurstracks nach Hause. In erstaunlicher Großzügigkeit hatte der Gerichtsbeschluß ihm Haus und Auto gelassen, aber er fühlte keine Dankbarkeit. Die aufopfernde Besorgnis der Humanoiden wurde immer unerträglicher.
    Er ließ den Wagen in der Garage stehen und ging auf das renovierte Haus zu. Hinter einem der großen Fenster erhaschte er den Anblick eines schlanken, nackten Dings, das sich schnell bewegte, und er schauderte in einer plötzlichen Anwandlung von Furcht: Er wollte nicht in die Domäne dieser unvergleichbaren Diener zurückkehren, die ihm noch nicht einmal erlaubten, sich selbst zu rasieren oder auch nur eine Tür eigenhändig zu öffnen.
    Impulsiv machte er kehrt, stieg die Treppe hoch, die zu der Wohnung über die Garage führte, und klopfte an die Tür. Sledges tiefe Stimme bat ihn herein. Auroras neuer Mieter saß auf einem hohen Hocker und beugte sich über seine auf dem Küchentisch ausgebreiteten Werkzeuge und Geräte.
    Zu seiner Erleichterung war das kleine Apartment nicht verändert worden. Während die Wände seines eigenen neuen Zimmers des Nachts in einem sanften goldenen Feuer leuchteten, bis die Humanoiden diesen Effekt abschalteten, und der neue Fußboden Wärme ausstrahlte und sich anfühlte, als sei er fast lebendig, waren die Wände dieser Räume noch von demselben alten, rissigen, wasserfleckigen Verputz bedeckt wie ehedem, und die gleichen alten abgetretenen Teppiche bedeckten den Fußboden.
    »Wie schaffen Sie es, daß sie nicht auch hier hereinkommen?« fragte er gedankenverloren. »Diese verdammten Maschinen, meine ich.«
    Der stoppelbärtige, hagere Alte erhob sich steif, um von einem mitgenommen aussehenden Stuhl ein paar Konstruktionszeichnungen und Maschinenteile zu entfernen, und bot ihm höflich an, Platz zu nehmen.
    »Ich habe eine gewisse Immunität«, meinte Sledge dann. Ernst fuhr er fort: »Meine Wohnung können sie nicht betreten, außer ich wünsche es. Ein Zusatz zu der Primären Direktive. Auch können sie mir nicht helfen oder mich an etwas hindern, wenn ich es nicht verlange – und das werde ich niemals tun.«
    Vorsichtig ließ sich Underhill auf der wenig zuverlässigen Sitzgelegenheit nieder und überlegte. Die tiefe, kratzige Stimme des Alten war genauso seltsam wie seine Worte. Seine Hautfarbe war noch blasser geworden, die Augenhöhlen und Wangen eingefallen.
    »Sind Sie in letzter Zeit krank gewesen, Mr. Sledge?«
    »Nicht mehr als sonst auch. Ich war nur sehr beschäftigt.« Mit einem knappen

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