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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Wissenschaft. Mit ihr und einer Verbitterung, die schwer zu überwinden war. Nach dem Krieg ging ich mit einem militärischen Forschungsauftrag zurück an das kleine College. Dieses Projekt war rein wissenschaftlich, es beschäftigte sich mit der Theorie der nuklearen Bindungskräfte, die damals noch nicht voll erforscht waren. Man erwartete von mir nicht, daß ich eine Waffe konstruierte, und ich erkannte diese Waffe nicht einmal, als ich auf sie stieß.
    Sie bestand lediglich aus ein paar Seiten einer ziemlich komplizierten mathematischen Formel. Eine neue Theorie der Atomstruktur einschließlich einer neuen Tensordarstellung für eine Komponente der Bindungskräfte. Nur eine harmlose Abstraktion, wie ich damals dachte. Mir erschien es unmöglich, diese Theorie praktisch zu testen oder die durch sie vorhergesagte Kraft zu manipulieren. Die Militärbehörden erlaubten mir, meine Theorie in einer kleinen Fachzeitschrift zu veröffentlichen.
    Im nächsten Jahr machte ich eine umwälzende Entdeckung. Ich fand die Bedeutung jener Tensoren heraus: es erwies sich, daß die Elemente der Rhodium‐Triade den unerwarteten Schlüssel zur Manipulation dieser theoretischen Kräfte darstellten. Unglücklicherweise war mein Artikel in der Fachzeitschrift mittlerweile verschiedentlich nachgedruckt worden. Einige andere Wissenschaftler mußten etwa zu der Zeit die gleiche unglückliche Entdeckung gemacht haben, als auch ich auf sie stieß.
    Der Krieg, der weniger als ein Jahr darauf begann, war wahrscheinlich durch einen Unfall in einem Laboratorium ausgelöst worden. Man hatte die Wirkung gebündelter und verstärkter rhodomagnetischer Strahlen auf schwere Atome – die durch sie instabil wurden – nicht vorhergesehen. Zweifellos durch reinen Zufall detonierte ein Lager schwerer Metalle. Bei der Explosion starben die unvorsichtigen Experimentleiter. Ihre Ursache wurde mißverstanden.
    Die überlebenden Militärs dieser Nation mobilisierten gegen ihre vermeintlichen Angreifer. Verglichen mit ihren rhodomagnetischen Strahlen wirkten konventionelle Bomben recht harmlos. Ein mit nur wenigen Watt an Energie erzeugter Strahl konnte die Schwermetalle in weit entfernten elektronischen Instrumenten, die Silbermünzen, die die Menschen in ihren Taschen trugen, die Goldplomben ihrer Zähne und sogar das Jod in ihrer Schilddrüse explodieren lassen. Wenn das nicht ausreichte, konnten etwas stärkere Strahlen die Schwermetallerze unter ihren Füßen detonieren lassen.
    Jeder Kontinent von Wing IV wurde mit Kratern überzogen, die tiefer als die Tiefseegräben waren. Neue vulkanisch aktive Gebirge bildeten sich. Die Atmosphäre wurde von radioaktiven Wolken und Gasen vergiftet. Der Regen überschwemmte das Land mit tödlichem Staub. Fast alles Leben, selbst in den Schutzbunkern, wurde ausgelöscht.
    Physisch überstand ich den Krieg wiederum unversehrt in einem unterirdischen Labor, in dem ich diesmal Maschinen für militärische Zwecke entwarf, die mittels rhodomagnetischer Strahlen gesteuert und mit Energie versorgt wurden. Denn der Krieg war zu rasant und tödlich geworden, als daß Menschen ihn noch ausfechten konnten. Das Labor befand sich in einem Gelände, in dem keine Schwermetalle vorkamen, und die unterirdischen Wände wurden mit speziellem Material bedeckt, das die Strahlung völlig abschirmte.
    Geistig jedoch muß ich völlig verstört aus dem Krieg hervorgegangen sein. Meine eigene Entdeckung hatte den Planeten in Schutt und Asche gelegt. Die Last dieser Schuld war schwer für einen einzelnen Mann; sie zerstörte mein letztes Vertrauen in die Güte und Integrität des Menschen.
    Ich versuchte, das, was ich angerichtet hatte, ungeschehen zu machen. Mit rhodomagnetischen Waffen ausgestattete Kampfmaschinen hatten den Planeten verwüstet. Nun begann ich, rhodomagnetische Maschinen zu entwerfen, die seine Wunden heilen und die Ruinen wieder aufbauen sollten.
    Ich versuchte, diese Maschinen so zu entwerfen, daß sie auf ewig gewissen eingepflanzten Befehlen gehorchen mußten und niemals für Kriegszwecke, Verbrechen oder eine sonstige Gefährdung der Menschheit eingesetzt werden konnten. Das führte technische Schwierigkeiten mit sich – und noch mehr Schwierigkeiten mit den paar politischen und militärischen Abenteurern, die unbeeinflußte Maschinen für ihre eigenen militärische Zwecke haben wollten. Wenn es auf Wing IV auch nur noch wenig gab, um das es sich zu kämpfen lohnte, so gab es doch noch andere glückliche Planeten, die

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