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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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eigene Idee. Ich wußte nur nicht, wozu sie führen würde.«
     
     
5
     
    Nach und nach wurde es dunkler in den schäbigen kleinen Räumen. Dunkelheit kroch aus den staubigen Ecken hervor und legte sich über den Fußboden. Die spielzeugähnlichen Apparate auf dem Küchentisch wirkten seltsam verschwommen und unwirklich; ein letzter Lichtstrahl traf endlich die weiße Palladium‐Nadel und ließ sie aufleuchten, als glühe sie.
    Draußen hatte sich eine seltsame Stille über der Stadt ausgebreitet. Auf der anderen Straßenseite arbeiteten die Humanoiden schweigsam am Bau eines neuen Hauses. Sie sprachen niemals miteinander, da jeder wußte, was der andere tat. Das seltsame Material, das sie benutzten, fügte sich lautlos, ohne Hämmern oder Sägen, aneinander. Die kleinen blinden Maschinen, die sich sicher in der zunehmenden Dämmerung bewegten, waren so geräuschlos wie die länger werdenden Schatten.
    Auf dem Küchenhocker sitzend begann Sledge, von Müdigkeit und Alter gebeugt, mit seiner Geschichte. Neugierig geworden, nahm Underhill wieder auf dem wackligen Stuhl Platz. Er beobachtete Sledges Hände, die sich rastlos in der Dunkelheit bewegten, knorrige, vernarbte und braungebrannte Hände, die einmal kraftvoll gewesen sein mochten, aber nun verrunzelt waren und zitterten.
    »Was Sie nun hören, behalten Sie besser für sich. Ich werde Ihnen berichten, wie alles anfing, so daß Sie einsehen werden, was wir nun tun müssen. Aber Sie dürfen außerhalb dieses Zimmers nichts davon verlauten lassen – denn die Humanoiden kennen sehr wirksame Methoden, die unglücklichen Erinnerungen auszulöschen und Vorhaben zu verhindern, die die Durchsetzung der Primären Direktive verhindern könnten.«
    »Sie sind wirklich sehr tüchtig«, stimmte Underhill verbittert zu.
    »Das ist ja das Problem«, sagte der Alte. »Ich versuchte, eine perfekte Maschine zu schaffen. Und ich war zu erfolgreich. So begann alles.«
    Der hagere alte Mann, gebeugt und müde in der zunehmenden Dunkelheit sitzend, begann mit seiner Geschichte.
    »Vor sechzig Jahren war ich auf dem wüstenhaften südlichen Kontinent des Planeten Wing IV Dozent für Atomtheorie an einem kleinen technologischen College. Ein Gelehrter. Ein Idealist. Und, wie ich fürchte, ziemlich ahnungslos, was das Leben, die Politik und den Krieg anging – vermutlich in allem außer der Nukleartheorie.«
    Sein zerfurchtes Gesicht lächelte in der Dämmerung kurz und traurig.
    »Ich glaube, ich hatte zu viel Vertrauen zu den Fakten und zu wenig zu den Menschen. Ich mißtraute Emotionen, da ich für nichts anderes als die Wissenschaft Zeit hatte. Ich erinnere mich, daß mein einziges Hobby damals die allgemeine Semantik war. Ich wollte die wissenschaftliche Methode auf jede Situation anwenden, alle Erfahrungen auf Formeln zurückführen. Ich fürchte, ich war ziemlich ungeduldig mit der menschlichen Dummheit und Fehlbarkeit. Ich glaubte, daß nur die Wissenschaft eine perfekte Welt schaffen könnte.«
    Einen Moment schwieg er und starrte durchs Fenster zu den schwarzen Geschöpfen hinüber, die auf der anderen Straßenseite wie Schatten um das neue Haus herumhuschten, das mit traumhafter Schnelligkeit fertiggestellt wurde.
    »Da gab es damals ein Mädchen.« Mit einer müden, traurigen Geste zog er die breiten Schultern hoch. »Wenn die Dinge anders verlaufen wären, hätten wir geheiratet und unser Leben gemeinsam in dieser ruhigen, kleinen Universitätsstadt verbracht, vielleicht auch ein oder zwei Kinder in die Welt gesetzt. Dann hätte es die Humanoiden niemals gegeben.«
    Er seufzte in der kühlen, sich langsam ausbreitenden Dunkelheit.
    »Ich hatte gerade meine Abhandlung über die Trennung der Palladium‐Isotope vollendet – ein nettes kleines Projekt, und ich hätte mich damit zufriedengeben sollen. Das Mädchen war Biologin, aber sie wollte ihren Beruf aufgeben, nachdem wir geheiratet hatten. Ich vermute, wir wären zwei glückliche, ziemlich gewöhnliche, aber harmlose Menschen geworden.
    Doch dann kam der Krieg. Seit der Erstbesiedlung hatte es auf den Welten von Wing nur allzuviele Kriege gegeben. Ich überlebte in einem geheimen unterirdischen Laboratorium, wo ich Roboter für das Militär entwarf. Aber sie meldete sich freiwillig für ein medizinisches Forschungsprojekt – Biotoxine. Bei einem Unfall entkamen ein paar der neugeschaffenen Viren in die Atmosphäre, und alle am Projekt Beteiligten erlitten einen häßlichen Tod.
    Nun stand ich da mit meiner

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