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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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und bitter. »Aber ich bevorzuge es, mein eigenes Geschäft zu führen, meine Familie selbst zu versorgen und selbst auf mich aufzupassen.«
    »Unter der Primären Direktive ist so etwas unmöglich«, sagte die Maschine sanft. »Unsere Funktion liegt darin, zu dienen, zu gehorchen und die Menschen vor Schaden zu bewahren. Die Menschen haben es nicht länger nötig, auf sich selbst Obacht zu geben, da wir nun existieren, um ihre Sicherheit und ihr Glück zu garantieren.«
    Underhill stand sprachlos vor Empörung da.
    »Wir schicken je eine Einheit von uns auf kostenloser Versuchsbasis in jeden Haushalt der Stadt«, fügte der Humanoide sanft hinzu. »Diese kostenlose Demonstration wird die meisten Menschen davon überzeugen, daß sie glücklich sein werden, sobald sie uns ihr Eigentum überschrieben haben. Sie werden nicht mehr sehr viele Androiden verkaufen können.«
    »Raus!« Underhill stürmte um den Schreibtisch herum. »Nimm dein verdammtes Papier und…«
    Das kleine schwarze Ding blieb wartend stehen und beobachtete ihn, ohne irgendeine Gefühlsregung zu zeigen, aus den blinden Stahlaugen. Er erkannte, daß er drauf und dran war, sich sehr dumm zu benehmen. So gerne er dem Ding auch etliche Tritte verpaßt hätte, er sah ein, daß das völlig sinnlos war.
    »Konsultieren Sie Ihren Rechtsanwalt, wenn Sie unbedingt wollen«, sagte die Maschine und legte die Papiere mit Nachdruck auf den Schreibtisch. »Sie brauchen keinen Zweifel an der Integrität des Instituts für Humanoiden zu haben. Wir hinterlegen bei der Two Rivers Bank eine Aufstellung unserer Aktiva und werden ein Konto eröffnen, um unseren geschäftlichen Obliegenheiten hier nachzukommen. Wenn Sie zu unterzeichnen wünschen, lassen Sie es uns bitte wissen.«
    Das blinde Ding drehte sich um und ging schweigend.
    Underhill ging um die Ecke zu einer Apotheke, um sich ein Beruhigungsmittel zu besorgen. Der Verkäufer, der ihn bediente, war jedoch eine schlanke, schwarze Maschine. Noch aufgeregter als zuvor kehrte er zum Büro zurück.
    Dort wartete noch genug Arbeit auf ihn. Drei Vertreter mit Demonstrationsmodellen waren für ihn von Haus zu Haus unterwegs. Eigentlich hätte laufend das Telefon klingeln müssen, wenn sie ihre Aufträge und Besuchsberichte durchgaben, aber es klingelte nur einmal, als einer der drei anrief und mitteilte, daß er fristlos kündige.
    »Ich habe mir selbst einen dieser neuen Humanoiden angeschafft«, fügte der Mann hinzu. »Er sagt, daß ich nicht mehr zu arbeiten brauche.«
    Underhill unterdrückte den Wunsch, herzhaft zu fluchen, und versuchte die ungewöhnliche Ruhe zu nutzen, indem er seine Geschäftsbücher auf Vordermann brachte. Hatte die Situation für die Firma während der letzten Jahre schon nicht rosig ausgesehen, so schien sie ihm nun völlig unhaltbar. Von neuer Hoffnung erfüllt sprang er auf,
    als eine Kundin hereinkam, aber die untersetzte Frau wollte keinen Androiden. Sie wollte den zurückgeben, den sie letzte Woche gekauft hatte. Sie gestand zwar ein, daß er all das konnte, was die Garantie versprach – aber nun hätte sie eben einen Humanoiden gesehen.
    An diesem Nachmittag klingelte das sonst stumme Telefon noch ein zweites Mal. Der Kreditbearbeiter der Bank wollte wissen, ob er kurz herüberkommen könnte, um über seine Anleihen zu sprechen. Underhill ging hinüber, und der Bankbeamte begrüßte ihn mit unheilverkündender Leutseligkeit.
    »Wie gehen die Geschäfte?«
    »Normal. Wie letzten Monat auch«, sagte Underhill stur. »Nur habe ich gerade eine neue Lieferung in Aussicht und bräuchte dafür eine weitere kleine Anleihe…«
    Die Stimme des Bankbeamten wurde plötzlich frostig.
    »Ich glaube, Sie haben einen neuen Konkurrenten für diese Stadt bekommen. Diese Humanoidengesellschaft. Ein sehr solider Konzern, Mr. Underhill. Bemerkenswert solide! Sie haben einen Vertrag mit uns geschlossen und eine beträchtliche Summe hinterlegt, um damit ihren örtlichen Verpflichtungen nachzukommen. Eine sehr beträchtliche Summe!« Mit berufsmäßigem Bedauern senkte der Bankbeamte seine Stimme. »Unter diesen Umständen kann die Bank Ihre Firma nicht weiter beleihen, Mr. Underhill. Ich fürchte, daß wir darauf bestehen müssen, daß Sie Ihren Verpflichtungen bei Fälligkeit voll nachkommen.« Als er Underhills völlige Niedergeschlagenheit erkannte, fügte er eisig hinzu: »Wir haben Sie sowieso schon zu lange mitgeschleppt, Underhill. Wenn Sie nicht zahlen können, müssen wir das Konkursverfahren

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