Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Lächeln deutete er auf den Fußboden. Dorthin hatte er ein Tablett gestellt, auf dem sich Brot und eine Terrine Suppe, inzwischen kalt geworden, befanden. »Ich wollte später essen«, erklärte er entschuldigend. »Ihre Frau war so nett gewesen, mir etwas Essen zu bringen, aber ich fürchte, daß meine Arbeit mich zu sehr in Anspruch nimmt.«
    Mit dem knochigen Arm deutete er auf den Tisch. Die kleine Vorrichtung dort war inzwischen gewachsen. Winzige Bauteile aus blitzblankem, weißlichem Metall und verschiedenen Plastikstoffen waren mit ordentlich gelöteten Schaltverbindungen zu etwas zusammengefügt worden, das mittlerweile wenigstens so aussah, als ob es einen Zweck erfüllen könnte. In präzisen Edelsteinlagern hing eine lange Palladiumnadel, die mit sonst wohl nur bei Teleskopen zu findenden exakt kalibrierten Meßkreisen und einer Feineinstellskala versehen war und von einem winzigen Motor bewegt werden konnte. Ein kleiner, am Fuß der Nadel angebrachter Palladium‐Konkavspiegel stand genau einem zweiten gegenüber, der an etwas befestigt war, das ein winziger Drehimpulsumwandler sein mochte oder auch nicht. Dicke, silbern schimmernde Kontaktschienen verbanden diese Vorrichtung mit einer Plastikdose, an deren Oberseite Knöpfe und Schalter angebracht waren, und mit einer grauen Bleikugel von rund dreißig Zentimetern Durchmesser.
    Die zurückhaltende Schweigsamkeit des Alten ermutigte Underhill nicht gerade, Fragen zu stellen, aber als ihm die schlanke schwarze Gestalt in seinem Haus wieder einfiel, hatte er es gar nicht eilig, diese Zuflucht vor den Humanoiden wieder zu verlassen.
    »Woran arbeiten Sie gerade?« fragte er.
    Der alte Sledge sah ihn scharf an mit seinen dunklen, fieberhaft glänzenden Augen an. »An meinem letzten Forschungsprojekt«, sagte er zögernd. »Ich versuche, die Konstante der rhodomagnetischen Quanten zu messen.«
    Er sprach mit düsterer Endgültigkeit, als ob er dieses Thema fallen lassen und Underhill los werden wollte. Aber Underhill weigerte sich, so abgeschoben zu werden, als er mit Schrecken an den schwarzglänzenden Sklaven dachte, der nun Herr seines Hauses geworden war.
    »Worin besteht Ihre gewisse Immunität?«
    Sledge saß reglos, in sich zusammengesunken auf seinem hohen Stuhl, starrte düster auf die lange Nadel und die Bleikugel und gab keine Antwort.
    »Diese verdammten Maschinen!« brach es nervös aus Underhill hervor. »Sie haben mein Geschäft vernichtet und sind in mein Haus eingedrungen.« Er versuchte, eine Regung in dem dunklen, zerfurchten Gesicht des Alten zu erkennen. »Sagen Sie mir – Sie wissen doch mehr von ihnen als ich – ob es eine Möglichkeit gibt, sie loszuwerden.«
    Nach einer halben Minute lösten sich die grüblerischen Augen des Alten von der zitternden Nadel, und er nickte müde. »Genau das versuche ich.«
    »Kann ich Ihnen helfen?« Underhill zitterte vor plötzlich aufkeimender neuer Hoffnung. »Ich würde alles dafür tun.«
    »Vielleicht können Sie das.« Die tiefliegenden Augen betrachteten ihn nachdenklich. Ein seltsames Fieber schien in ihnen zu brennen. »Verstehen Sie sich auf solche Arbeit?«
    »Ich habe ein paar technische Kurse absolviert«, erinnerte ihn Underhill. »Im Keller habe ich eine Werkstatt. Ich habe auch ein Modell gebaut.« Er deutete auf das elegante Schiffchen auf dem Kaminsims des winzigen Wohnzimmers. »Ich werde mein Bestes geben.«
    Doch während er noch sprach, wurde der winzige Funke der Hoffnung von einer plötzlichen Woge überwältigenden Zweifels erstickt. Warum sollte er Vertrauen zu diesem alten Knacker haben, da er doch Auroras Vorliebe bei Mietern kannte? Er sollte sich besser an das Spiel erinnern, das er in solchen Fällen immer zu spielen pflegte, und wieder alle Lügen zählen. Er erhob sich von seinem reparaturbedürftigen Stuhl und starrte den mitgenommenen Vagabunden und sein kleines Spielzeug zynisch an.
    »Was soll das überhaupt?« Seine Stimme wurde plötzlich hart. »Beinahe hätten Sie mich rumgekriegt. Ich würde tatsächlich alles tun, um den Humanoiden Einhalt zu gebieten. Aber wieso sind Sie der Meinung, daß ausgerechnet Sie dabei Erfolg haben könnten?«
    Der hagere Alte betrachtete ihn nachdenklich. »Ich sollte in der Lage sein, sie zu stoppen«, sagte er schließlich. »Denn, wissen Sie, ich war auch der Unglückliche, der sie erschaffen hat. Ich wollte wirklich nur, daß sie dienen und gehorchen und den Menschen vor Schaden bewahren. Ja, die Primäre Direktive war meine

Weitere Kostenlose Bücher