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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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reif zur Plünderung waren.
    Um diese Maschinen zu entwickeln, mußte ich schließlich sogar untertauchen. Ich entkam auf einem rhodomagnetischen Gleiter, einem Versuchsmodell, und nahm einige meiner besten Maschinen mit. Es gelang mir, eine Insel zu erreichen, deren Bevölkerung von der Kernexplosion der Schwermetalle ausgelöscht worden war.
    Schließlich landeten wir auf einer Ebene, die von extrem hohen Bergen eingeschlossen war. Ein sehr ungastlicher Ort… Der fruchtbare Erdboden lag unter dicken Schichten von schwarzgebranntem Klinkergestein und radioaktivem Schlamm verborgen. Die jähen, steilen Gipfel der neuen schwarzen Berge waren von Beben zerrissen und mit Lavaströmen bedeckt. Auf den höchsten Bergspitzen funkelte zwar schon der Schnee, aber vulkanische Krater spien immer noch tödliche Wolken aus. Die gesamte Insel zeugte von Feuer und Vernichtung.
    Um mein Leben zu schützen, mußte ich die umfangreichsten Vorbereitungen treffen. Ich blieb an Bord des Gleiters, bis das erste strahlengesch・ztIe Laboratorium fertiggestellt war. Ständig trug ich schwere Schutzanzüge und Atemmasken. Ich griff auf alle zur Verfügung stehenden medizinischen Erkenntnisse zurück, um die Zerstörungen, die Strahlung und die radioaktiven Partikel angerichtet hatten, zu beheben. Dennoch wurde ich schwer krank.
    Aber die Maschinen fühlten sich dort zu Hause. Die Strahlung machte ihnen nichts aus. Die fürchterliche Umgebung hatte keine Auswirkungen auf ihr Seelenleben, da sie nun einmal nicht lebten. An diesem so fremden und lebensfeindlichen Ort wurden die Humanoiden geboren.«
    Der Alte, der in der Dunkelheit fast wie ein Leichnam aussah, machte eine kurze Pause. Seine eingesunkenen Augen starrten in die Nacht hinaus, wo kleine flinke Gestalten auch nach Anbruch der Dunkelheit noch an dem seltsamen, palastartigen Haus bauten, das nun schwach zu leuchten begann.
    »Irgendwie fühlte ich mich dort auch zu Hause«, fuhr er mit verzweifelter, schwacher Stimme fort. »Mein Glaube an meine eigene Rasse war zerstört. Nur die Maschinen waren bei mir, und ich setzte all mein Vertrauen in sie. Meine Bestimmung war es, bessere Maschinen zu schaffen, die gegen die menschlichen Schwächen und Unvollkommenheiten immun und in der Lage waren, die Menschen vor sich selbst zu retten.
    Die Humanoiden wurden die Kinder meines kranken Geistes. Es ist überflüssig, die Qualen bei der Arbeit an ihnen zu beschreiben. Es gab Fehlkonstruktionen, Mißgeburten und sogar Monstrositäten, Schweiß und Leid und Tränen. Ich brauchte einige Jahre zur Fertigstellung des ersten perfekten Humanoiden.
    Dann mußte ich die Zentrale schaffen – da alle einzelnen Humanoiden nicht mehr als die Glieder und Sinne eines einzigen Maschinengehirns sein sollten. Dadurch wurde die wahre Perfektion erst möglich. Die alten elektronischen Maschinen waren durch ihre separaten Gehirn‐Relais und die schwachen Batterien von vornherein in ihren Fähigkeiten eingeschränkt. Sie mußten ganz einfach dumm, schwach, klobig und langsam sein. Und – was mir am schlimmsten erschien – die Menschen konnten sie manipulieren.
    Die Zentrale setzte all diesen Nachteilen ein Ende. Mächtige Kernkraftwerke versorgten sie mit Energie, mit der sie die einzelnen Einheiten überall erreichen und dirigieren konnte. Damals erschien mir außerdem am wichtigsten, sie vor jedem menschlichen Zugriff zu schützen. Die Maschinen‐Intelligenz der Zentrale war so entworfen, daß sie sich gegen die Eingriffe fanatischer oder eigensüchtiger Menschen wehren konnte. Sie wurde geschaffen, um die Sicherheit und das Glück aller Menschen automatisch zu ermöglichen. Sie kennen die Primäre Direktive: Zu dienen und zu gehorchen und den Menschen vor Schaden zu bewahren.
    Die alten Maschinen, die ich mitgenommen hatte, unterstützten mich bei der Herstellung der Einzelteile, aber ich setzte die erste Sektion der Zentrale eigenhändig zusammen. Dafür benötigte ich drei Jahre. Als ich das geschafft hatte, erwachte der erste wartende Humanoide zum Leben.«
    Sledge sah Underhill traurig an.
    »Er schien mir wirklich zu leben«, bekräftigte er langsam. »Zu leben und wertvoller zu sein als jeder Mensch, da er dafür geschaffen war, Leben zu erhalten. Trotz meiner Einsamkeit und Krankheit war ich der stolze Vater einer neuen Schöpfung, die perfekt und auf ewig über alles Böse erhaben war.
    Die Humanoiden gehorchten der Primären Direktive sehr gewissenhaft. Die ersten Einheiten erbauten weitere und

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