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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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von Parizianski und den anderen Checkern schweifen ließ. Daß sein eigenes Aussehen stimmte, wußte er: aber warum auch nicht? Er war ja schließlich gecrancht. Dann wandte er sich Parizianski zu und bemerkte:
    »Hast du gehört, was Chang von seinem Vater erzählt hat? Der Alte benutzt ein Flugzeug!«
    Parizianski machte zwar Sprechbewegungen, doch die Laute waren unverständlich. Statt dessen griff er zu seiner Tafel und zeigte sie Martel und Chang.
    »Smm smm. H h. Gtr. altr Knb.«
    In diesem Moment hörte Martel Schritte auf dem Korridor. Unwill
    kürlich schaute er zur Tür. Andere Augen folgten seinem Blick.
    Vomact kam herein.
    Mit unbeholfener Eile stellte die Gruppe sich in vier parallelen Reihen auf. Sie checkten sich gegenseitig. Zahlreiche Hände streckten sich aus, um die elektrochemischen Kontrollen der Instrumentenboxen zu justieren, die sich aufzuladen begonnen hatten. Ein Checker hielt einen gebrochenen Finger hochgestreckt, den sein Checker-Kollege entdeckt hatte, und ließ nun geduldig Behandlung und Schienung über sich ergehen.
    Vomact hatte seinen Zeremonienstab dabei. Der Kasten an der Decke blitzte rotes Licht durch den Raum; die Reihen schlossen sich, und die Checker gaben das Zeichen, das bedeutete:
    Truppe angetreten.
    Vomact antwortete mit der Stellung, die besagte: Ich bin der Dienstälteste, die Truppe hört auf meinen Befehl.
    Sprechfinger hoben sich zur Gegengeste: Wir unterwerfen uns und gehorchen.
    Vomact hielt seinen rechten Arm nach oben gestreckt und knickte in einer merkwürdigen, suchenden Geste das Handgelenk so, als wäre es gebrochen. Das hieß: Sind irgendwelche Andere da? Fehlt einer von den Habermännern? Alles klar für die Checker?
    Der gecranchte Martel hörte als einziger Anwesender das seltsame Scharren der Füße, als sich alle einmal um ihre eigene Achse drehten, ohne sich von der Stelle zu rühren, wobei sie einander scharf musterten und mit den Gürtellampen alle dunklen Ecken des großen Raums ausleuchteten. Sobald sie Vomact wieder gegenüber standen, gab er ein neues Zeichen:
    Alles klar! Folgt meinen Worten 1 .
    Martel beobachtete, daß er der einzige war, der sich entspannte. Die anderen konnten keine Entspannung kennen, wo doch in ihren Schädeln Geist und Körper sauber und scharf getrennt waren und eine Verbindung nur bestand über die Augen und im übrigen Körper lediglich über das vegetative Nervensystem und die Instrumententafel im Brustkasten. Martel wurde sich bewußt, daß er in seinem gecranchten Zustand Vomacts Stimme zu hören erwartete: Der Vorgesetzte sprach nun schon eine ganze Weile. Doch kein Laut kam über seine Lippen. (Vomact pflegte nie seine Stimme zu benutzen.)
    »…und als die ersten Menschen ins Ex-und-Hopp gingen und zum Mond kamen, was fanden sie vor?«
    »Nichts«, antwortete der lautlose Lippenchor.
    »Und darum gingen sie weiter, zum Mars und zur Venus. Jahr für Jahr verließen Schiffe die Erde, aber keines kehrte zurück, bis zum Jahre eins des Raums. Dann kam ein Schiff zurück: mit dem Primäreffekt. Checker, ich frage euch: Was ist der Primäreffekt?«
    »Keiner weiß es. Keiner weiß es.«
    »Keiner wird es jemals wissen. Zu zahlreich sind die Variablen. Aber woran erkennen wir den Primäreffekt?«
    »An der Großen Qual des Raums«, erwiderte der Chor.
    »Und außerdem, woran?«
    »An der Notwendigkeit, der absoluten Notwendigkeit zu sterben.«
    Vomact von neuem: »Und wer hat dem Sterbenmüssen ein Ende gemacht?«
    »Harry Habermann bezwang den Primäreffekt im Jahre drei des Raums.«
    »Und, Checker, ich frage euch, was hat er getan?«
    »Er schuf die Habermänner.«
    »Wie, ihr Checker, werden Habermänner geschaffen?«
    »Mit Schnitten. Das Gehirn wird vom Herzen getrennt, und auch von der Lunge. Das Gehirn wird von den Ohren, von der Nase abgeschnitten, vom Mund und vom Magen. Von Schmerz und Verlangen wird das Gehirn befreit. Das Gehirn wird von der Welt abgeschnitten. Nur nicht von den Augen. Nur nicht von der Kontrolle über das lebendige Fleisch.«
    »Und wie, Checker, kontrolliert man das Fleisch?«
    »Mit den Boxen, die im Fleisch sitzen, den Kontrollen in der Brust, mit den Signalen, die den lebendigen Körper steuern, mit den Signa
    len, mit deren Hilfe der Körper lebt.«
    »Wie aber lebt der Habermann fort und fort?«
    »Der Habermann lebt durch die Kontrolle der Boxen.«
    »Woher nun kommen die Habermänner?«
    Martel fühlte in der kommenden Antwort das gewaltige Dröhnen gebrochener, im Raum hallender

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