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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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erwähnt, aber ich werde einen statistischen Bericht abfassen, einen über zehn Jahre, und es kann durchaus sein, daß später einmal etwas daraus veröffentlicht wird. Dürfte Timothy mitmachen?«
    »Timothy ist ein so guter, normaler kleiner Junge, daß ich wirklich nicht verstehe, welchen Sinn es hätte, ihn in eine solche Studie aufzunehmen.«
    »Das ist es ja gerade. Wir interessieren uns bei dieser Studie nicht für verhaltensgestörte Personen. Wir haben all die psychotischen Jungen und Mädchen eliminiert, wir interessieren uns für Jungen und Mädchen, denen es gelungen ist, mit ihren jugendlichen Problemen fertig zu werden und sich dem Leben befriedigend anzupassen. Wenn wir eine ausgewählte Gruppe solcher Kinder studieren, und über mindestens zehn Jahre ihren Fortschritt verfolgen und dann eine Zusammenfassung unserer Feststellungen veröffentlichen könnten – natürlich ohne Namen…«
    »In dem Fall habe ich keine Einwände«, sagte Mrs. Davis.
    »Würden Sie mir dann etwas über Timothys Eltern erzählen – ihre Geschichte?«
    Mrs. Davis setzte sich hin. Das würde ein langes, gutes Gespräch werden.
    »Timothys Mutter, meine einzige Tochter, Emily«, begann sie, »war ein reizendes Mädchen. So talentiert. Sie hat bezaubernd Violine gespielt. Timothy ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, aber er hat das dunkle Haar und die Augen seines Vaters. Edwin hatte sehr schöne Augen.«
    »Edwin war Timothys Vater?«
    »Ja. Die jungen Leute lernten sich kennen, als Emily im Osten auf dem College war. Edwin studierte dort Atomphysik.«
    »Ihre Tochter studierte Musik?«
    »Nein; Emily studierte Kunstgeschichte. Ich kann Ihnen nur wenig über Edwins Arbeit sagen, aber nach ihrer Hochzeit arbeitete er wieder weiter und… verstehen Sie, es tut mir weh, mich an all das zu erinnern, aber ihr Tod war ein solcher Schlag für mich. Sie waren so jung.«
    Welles hielt den Bleistift bereit, um sofort schreiben zu können.
    »Timothy hat es nie erfahren. Schließlich muß er in dieser Welt heranwachsen… und wie furchtbar sich diese Welt doch in den letzten dreißig Jahren verändert hat, Dr. Welles! Sie erinnern sich ja ganz bestimmt nicht an die Tage vor 1945. Aber Sie haben ohne Zweifel von der schrecklichen Explosion in der Atomversuchsanlage, damals, 1958, gehört, als man versuchte, eine neue Art von Bombe herzustellen? Damals schien keiner der Beschäftigten verletzt zu sein. Man nahm an, der Schutz hätte ausgereicht. Aber zwei Jahre später waren sie alle tot oder lagen im Sterben.«
    Mrs. Davis schüttelte traurig den Kopf. Welles hielt den Atem an, beugte den Kopf, schrieb.
    »Tim wurde vierzehn Monate nach der Explosion geboren, vierzehn Monate auf den Tag genau. Alle dachten immer noch, daß kein Schaden angerichtet worden wäre. Aber die Strahlung hatte irgendeine Wirkung, die sehr langsam vor sich ging – ich verstehe von solchen Dingen nichts – , Edwin starb, und dann kam Emily mit dem Jungen nieder. Nach ein paar Monaten war auch sie tot.
    Oh, aber wir klagen nicht wie jene, die keine Hoffnung haben. Es war ein schwerer Verlust, Dr. Welles, aber Mr. Davis und ich haben einen Punkt in unserem Leben erreicht, wo wir uns darauf freuen können, sie wiederzusehen. Wir hoffen, so lange zu leben, bis Timothy alt genug ist, um für sich selbst zu sorgen. Wir haben uns solche Sorgen um ihn gemacht, aber wie Sie sehen, ist er in jeder Beziehung völlig normal.«
    »Ja.«
    »Die Spezialisten haben alle möglichen Tests mit ihm durchgeführt. Aber mit Timothy ist alles in Ordnung.«
    Der Psychiater blieb noch eine Weile, machte noch ein paar Notizen, und floh dann, sobald er konnte. Er fuhr zur Schule, sprach mit Miß Page ein paar Worte und nahm dann Tim mit in sein Büro, wo er ihm sagte, was er erfahren hatte.
    »Sie meinen – ich bin eine Mutation?«
    »Ein Mutant. Ja, das bist du höchstwahrscheinlich. Ich weiß es nicht. Aber ich mußte es dir sofort sagen.«
    »Das muß ein dominanter Zug sein«, sagte Tim, »nachdem er bereits in der ersten Generation zutage tritt. Sie meinen – es könnte mehr geben? Ich bin nicht der einzige?« fügte er dann erregt hinzu. »Oh, Peter, selbst wenn ich an Ihnen vorbeiwachse, brauche ich nicht mehr einsam zu sein?«
    Da war es. Er hatte es ausgesprochen.
    »Das könnte sein, Tim. In deiner Familie gibt es sonst nichts, was dich erklären würde.«
    »Aber ich habe nie jemanden wie mich gefunden. Ich hätte das gewußt. Ein anderer Junge oder ein anderes Mädchen

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