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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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nie mehr finden«, murmelte er.
    »Wer ist dieser Waldkobold?« fragte Welibus mit weit mehr als nur höflichem Interesse.
    Thissell sah keinen Anlaß, den Namen zu verbergen. »Ein notorischer Verbrecher: Haxo Angmark.«
    »Haxo Angmark!« ächzte Welibus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Sind Sie sicher, daß er hier ist?«
    »Ziemlich sicher.«
    Welibus rieb sich die zitternden Hände. »Das ist eine schlechte Nachricht, wirklich eine schlechte Nachricht! Er ist ein skrupelloser Schurke.«
    »Sie haben ihn gut gekannt?«
    »So gut wie jeder andere.« Welibus begleitete sich jetzt auf dem Kiv. »Er hatte den Posten, den ich jetzt innehabe. Ich kam als Inspektor hierher und stellte fest, daß er viertausend UMIs pro Monat unterschlug. Ich bin sicher, daß er mir gegenüber keine große Dankbarkeit empfindet.« Welibus blickte nervös die Esplanade hinauf. »Ich hoffe, Sie können ihn festnehmen.«
    »Ich werde mir große Mühe geben. Er ist in den Maskenladen gegangen, sagen Sie?«
    »Ich bin ganz sicher.«
    Thissell wandte sich ab. Als er den Weg hinunterging, hörte er, wie die schwere schwarze Tür hinter ihm ins Schloß fiel.
    Er ging die Esplanade zum Laden des Maskenmachers hinunter und blieb davor stehen, als bewunderte er die Auslage: Hundert Miniaturmasken, aus seltenen Hölzern und Mineralien geschnitten, mit Smaragdsplittern, Spinnwebenseide, Wespenflügeln, versteinerten Schuppen und dergleichen geschmückt. Der Laden war leer, sah man von dem Maskenmacher ab, einem knorrig wirkenden Mann in einem gelben Umhang mit einer täuschend einfachen Universalexpertenmaske, die aus über zweitausend verschiedenen Holzstücken zusammengesetzt war.
    Thissell überlegte, was er sagen würde, und wie er sich begleiten sollte, und trat dann ein. Der Maskenmacher bemerkte die Mondmotte und Thissells schüchternes Auftreten und setzte seine Arbeit fort.
    Thissell wählte das leichteste seiner Instrumente und strich seinen Strapan – wahrscheinlich nicht gerade die glücklichste Wahl, da das Instrument ein gewisses Maß an Herablassung vermittelte. Thissell versuchte, das auszugleichen, indem er in warmen Tönen sang und den Strapan schrullig schüttelte, als er eine falsche Note anschlug: »Es ist interessant, mit einem Fremden zu handeln; seine Gewohnheiten sind nicht vertraut, er erweckt Neugierde. Vor nicht einmal zwanzig Minuten betrat ein Fremder diesen faszinierenden Laden, um seinen faden Waldkobold gegen eine der bemerkenswerten Kreationen zu vertauschen, die hier angeboten werden.«
    Der Maskenmacher sah Thissell von der Seite an und spielte eine Folge von Akkorden auf einem Instrument, das Thissell noch nie gesehen hatte, ohne etwas dazu zu sagen: ein flexibler Sack, den er in der Hand hielt und von dem drei kurze Rohre zwischen den Fingern hervorstachen. Wenn man die Luft durch den Schlitz preßte, erklang ein oboenähnlicher Ton. Thissell hatte den Eindruck, daß es sich um ein sehr schwieriges Instrument handelte, und daß der Maskenmacher es perfekt beherrschte. Für sein noch ungeschultes Ohr vermittelte die Musik ein hohes Maß an Desinteresse.
    Thissell versuchte es noch einmal, betätigte mühsam den Strapan. Er sang: »Für einen Außenweltler auf einem fremden Planeten ist die Stimme eines Bewohners seiner Heimat wie Wasser für eine verdurstende Pflanze. Eine Person, die zwei solcher Personen vereinen könnte, würde in einem solchen Akte der Barmherzigkeit große Befriedigung finden.«
    Der Maskenmacher befingerte seinen eigenen Strapan und entlockte ihm eine Folge von Tönen, wobei seine Finger sich schneller bewegten als das Auge zu folgen vermochte. Er sang in formellem Stil: »Ein Künstler schätzt seine Augenblicke der Konzentration; er legt keinen Wert darauf, seine Zeit darauf zu verwenden, Banalitäten mit Personen von bestenfalls durchschnittlichem Prestige auszutauschen.« Thissell versuchte, eine Gegenmelodie erklingen zu lassen, aber der Maskenmacher schlug ein paar neue Akkorde an, deren Bedeutung Thissell unbegreiflich blieb, und er fuhr fort: »In den Laden tritt eine Person, die offenkundig zum erstenmal ein Instrument von unvergleichlicher Kompliziertheit in der Hand hält, denn die Art und Weise, wie er musiziert, erfordert Kritik. Er singt von Heimweh und Sehnsucht nach dem Anblick von Seinesgleichen. Er verbirgt seinen enormen Strakh hinter einer Mondmotte, denn er spielt einem Meisterhandwerker den Strapan und singt mit herablassender Stimme. Der schöpferische,

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