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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Schlangenhaut gesäumt war. Er war herzlicher als Rolver und stellte Thissell nicht nur ein Hausboot, sondern auch ein Dutzend verschiedener Musikinstrumente sowie zwei Sklaven zur Verfügung.
    Die Großzügigkeit war Thissell peinlich, und er stammelte etwas von Bezahlung, aber Welibus brachte ihn mit einer großzügigen Geste zum Schweigen. »Mein lieber Freund, dies hier ist Sirene, solche Belanglosigkeiten kosten nichts.«
    »Aber ein Hausboot…«
    Welibus spielte eine höfliche kleine Kadenz auf seinem Kiv. »Ich will offen zu Ihnen sein, Ser Thissell. Das Boot ist alt und ein wenig schäbig. Ich kann es mir nicht leisten, es zu benutzen; mein Status würde leiden.« Eine Melodie begleitete seine Worte. »Sie brauchen sich im Augenblick noch keine Gedanken bezüglich Ihres Status zu machen. Sie benötigen nur eine Unterkunft, Bequemlichkeit und Schutz vor den Nachtmännern.«
    »Nachtmännern?«
    »Das sind die Kannibalen, die nach Einbruch der Dunkelheit am Ufer entlangstreifen.«
    »O ja. Ser Rolver erwähnte sie.«
    »Schreckliche Geschöpfe. Wir wollen nicht über sie sprechen.« Ein erschreckter kleiner Triller erklang aus seinem Kiv . »Jetzt zu den Sklaven.« Er tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an die blaue Scheibe seiner Maske. »Rex und Toby sollten Ihnen gute Dienste leisten können.« Er hob seine Stimme und spielte ein paar Noten auf dem Hymerkin . »Ava n es x trobu! «
    Eine Sklavin, die in eng anliegende Bänder aus rosafarbenem Tuch gehüllt war, und eine schwarze Maske mit Perlmuttpailletten trug, erschien.
    »Fascu etz Rex ae Toby.«
    Rex und Toby erschienen. Sie trugen locker anliegende, schwarze Tuchmasken und rot‐braune Jacken. Welibus sprach sie mit einer Melodie auf seinem Hymerkin an und verpflichtete sie zum Dienste für ihren neuen Herrn, bei Strafe, auf ihre Heimatinsel zurückkehren zu müssen. Sie warfen sich zu Boden und sangen Thissell mit weichen Stimmen Gelöbnisse treuen Dienstes zu. Thissell lachte nervös und versuchte, einen Satz in der sirenesischen Sprache. »Geht zum Hausboot, säubert es gut und bringt Essen an Bord.«
    Toby und Rex starrten ihn ausdruckslos durch die Löcher ihrer Masken an. Welibus wiederholte die Befehle mit Hymerkin ‐ Begleitung. Die Sklaven verneigten sich und gingen.
    Thissell musterte die Musikinstrumente verstört. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich es anstellen soll, das Spielen dieser Dinger zu lernen.«
    Welibus wandte sich zu Rolver. »Wie wäre es mit Kershaul? Könnte man ihn überreden, Ser Thissell einige Grundkenntnisse zu vermitteln?«
    Rolver nickte nachdenklich. »Ja, Kershaul könnte das machen.«
    Thissell fragte: »Wer ist Kershaul?«
    »Der Dritte in unserer kleinen Schar«, erwiderte Welibus, »ein Anthropologe. Haben Sie Glänzendes Zundar gelesen? Die Rituale von Sirene? Volk ohne Gesicht? Nein? Schade. Alles ausgezeichnete Werke. Kershaul genießt hohes Prestige und besucht, glaube ich, Zundar von Zeit zu Zeit. Er trägt eine Höhleneule, manchmal einen Sternenwanderer, oder sogar einen Weisen Gebieter.«
    »In letzter Zeit trägt er eine Äquatorialschlange«, sagte Rolver. »Die Variante mit den goldenen Hauern.«
    »Wahrhaftig!« staunte Welibus. »Nun, ich muß sagen, er hat es sich verdient. Ein guter Mann, wirklich ein braver Bursche.« Dabei zupfte er nachdenklich an seinem Zachinko.
     
    Drei Monate verstrichen. Unter Anleitung von Mathew Kershaul übte Thissell das Hymerkin, die Ganga, den Strapan, den Kiv, das Gomapard und den Zachinko. Der Doppel ‐ Kamanthil, der Krodatch, das Slobo, die Wasserflöte und einige andere konnten noch warten, meinte Kershaul, bis Thissell wenigstens die sechs Grundinstrumente beherrschte. Er lieh Thissell Aufzeichnungen von Sirenesen, die sich in verschiedenen Stimmungen und unter verschiedener Begleitung unterhielten, damit Thissell die zur Zeit üblichen melodischen Konventionen erlernen und sich in den Feinheiten der Betonung der verschiedenen Rhythmen, Gegenrhythmen, Mischrhythmen, implizierten Rhythmen und unterdrückten Rhythmen üben konnte. Kershaul erklärte, er fände die Musik von Sirene faszinierend, und Thissell mußte einräumen, daß es sich um ein Thema handelte, das nicht so schnell zu erschöpfen war. Die Vierteltonabstimmungen der Instrumente gestatteten den Gebrauch von vierundzwanzig Klangfarben, die im Verein mit den fünf allgemein benutzten Tonarten einhundertzwanzig unterschiedliche Tonleitern erlaubten. Doch Kershaul riet Thissell,

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