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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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Ungeheuer gab, und Hale und Shirley in diesem Augenblick mit ihnen um ihr Leben kämpften? Vielleicht war dieser Stern gar eine flammende Sonne? Was war, wenn die beiden ihr Leben bereits auf einem kahlen, luftlosen Mond ausgehaucht hatten? Erneut warf er einen Blick auf seine Uhr. Die Hälfte der Zeit war fast um. Noch ein paar Minuten, dann mußten sie fertig sein und sich auf die Rückreise vorbereiten. Aber er mußte warten, durfte den Strahl erst einschalten, wenn sie in seinem Mittelpunkt standen. Nur noch ein paar Sekunden, dann…
    Mit einer aufgeregten Handbewegung legte er einen der Schalter um. Wieder füllte violettes Licht die Glaskugel. Er korrigierte rasch die Stromstärke und hockte sich am Boden der Kugel nieder, damit er die heimgekehrten Wanderer sehen konnte, sobald sie wieder sichtbare Größe angenommen hatten.
    Ein paar Minuten später erschien in der gläsernen Vertiefung, in der das mikroskopisch kleine Kohlestückchen lag, ein kleiner, sich bewegender Fleck. Vor den Augen des Physikers teilte er sich in Hunderte von winzigkleinen Punkten auf, die rasch größer wurden, bis sie aufrechtstehenden Däumlingen glichen. Sie wurden schließlich groß genug, um erkennen zu lassen, daß sie Arme und Beine hatten. Es handelte sich um menschenähnliche Wesen beiderlei Geschlechts: Männer und Frauen, die immer größer wurden und offensichtlich ziemlich verstört waren.
    Halley beobachtete sie überrascht, bis sie mehrere Zentimeter groß waren. Erst als es für die kleinen Wesen so eng wurde, daß er Angst hatte, sie könnten ersticken, regte er sich, eilte an die Kontrollen und legte den Schalter um, der dafür sorgte, daß sie rasch noch größer wurden. Schließlich ließ er die grüne Scheibe, auf der sie standen, soweit absinken, daß sie sich auf gleicher Höhe mit dem Tisch befand. Einige der etwas unternehmungslustigeren kleinen Wesen, denen es unter der Kugel zu eng geworden war, wechselten mit einem Sprung auf die Tischplatte über. Während der Professor die Menge wie betäubt musterte und nach McLaren und Shirley Ausschau hielt, trennte sich einer der kleinen Männer von der Menge, marschierte bis an den Rand der Tischplatte, machte eine tiefe Verbeugung und rief: »Wo sind wir?«
    Seine Stimme war dünn und piepsig, wie das Zirpen eines Insekts. Seine Betonung war nachlässig und seine Sprache schwer zu verstehen – dennoch redete er ein verständliches Englisch. »Ihr seid auf der Erde«, sagte Halley automatisch.
    Diese Eröffnung schien die Fremden stark zu beeindrucken. Die kleinen Menschen stießen einen dünnen, seufzerähnlichen Schrei aus. Einige von ihnen warfen sich zu Boden. Sie trugen glatte, kurze Roben, die ihnen bis zu den Knien reichten und von Gürteln gehalten wurden. Männer und Frauen trugen zwar nahezu die gleiche Kleidung, aber an den unterschiedlichen Mustern konnte man die verschiedenen Geschlechter auseinanderhalten.
    Der Führer der Gruppe wandte sich seinen Leuten zu und rief: »Hört! Hört! Haben wir, eure Priester, es nicht prophezeit? Dem Gläubigen ist es garantiert, daß er aus dem Jammertal befreit und zur Erde gelangen wird, wo die Tore aus purem Gold sind und Milch und Honig fließen. Ihr habt die Stimme des Engels vernommen. Mit Donnerstimme hat er euch wissen lassen, daß ihr vor dem Eingang zur Erde steht, während jene, die nicht daran glauben, in der Dunkelheit enden werden, wo nichts als Heulen und Zähneklappern herrscht.«
     

     
    Irgendwo im Hintergrund fing jemand an zu singen. Das gesamte Zwergenvolk fiel in den Gesang ein. Ein leiser, insektenhafter Chor von Stimmen füllte den Raum.
    Halley wandte sich wieder an den Priester.
    »Wo kommt ihr her?«
    »Wir sind Bürger der Welt Elektron, die ihren Namen von unseren strahlenden Ahnen Hael, dem Mann, und Shuerrely, der Frau, erhielt. Sie kamen, als unsere Welt noch jung war – vor Äonen und Aberäonen. Es ist so viele Jahrmillionen her, daß man die Zeit nur noch in geologischen Epochen abschätzen kann.«
    »Woher kennt ihr den Namen der Erde?«
    »Er wurde von Generation zu Generation überliefert. Er wurde in unsere Monumente und Tempel eingemeißelt und in den Schriften unserer Weisen erhalten. Wir wissen seit vielen Zeitaltern, daß die Erde ein perfektes Paradies und ein Ort unendlichen Glücks ist. Hätten unsere strahlenden Vorfahren Hael und Shuerrely sonst nach ihr geschmachtet, als sie nach Elektron kamen, obwohl unsere Welt damals noch ein herrliches Klima hatte und jung und

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