Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
lieber nicht von Beerdigungen sprechen«, sagte McLaren ein bißchen verärgert. »Wir haben dich zu uns gerufen, um dir noch einmal die Gefahren zu verdeutlichen, die uns auf der Reise erwartet, die du mit mir unternehmen willst. Offen gesagt, ich sehe es nicht gerne, daß du mit willst, aber dein Vater meint, er hätte nichts dagegen.«
    »Natürlich gehe ich mit!« erwiderte Shirley mit einem Anflug spöttischen Widerstandes. »Glaubst du etwa, ich wollte dich an irgendeinen Miniatur-Vamp verlieren?«
    »Bleib bitte ernsthaft«, sagte McLaren, der sich zum erstenmal gegen ihre Schalkhaftigkeit zur Wehr setzte. Er führte sie in die Ecke eines großen, kahlen Raumes, zog an einer Gardinenschnur und gab ihr den Blick auf einen sonderbaren Apparat frei, der offensichtlich elektrisch angetrieben wurde. Im Mittelpunkt einer großen Helix, auf einer Fläche aus eigenartig lichtdurchlässigem, grünem Material, stand eine riesige Glaskugel, die groß genug war, um zwei oder drei Personen in sich aufzunehmen. Eine Reihe von mit Starkstrom gespeisten Geißlerschen Röhren standen an der Wand und waren mittels schwerer Kupferkabel mit verschiedenen Punkten der Helix verbunden. Der durchscheinende, grüne Untergrund wurde von einigen Zylindern getragen, die ihn hydraulisch heben und senken konnten, damit die schwere, grüne Scheibe die Versuchspersonen in die Glaskugel hineinheben konnte.
    »Ich werde in ein paar Minuten aufbrechen«, sagte McLaren zu Shirley. Trotz seiner vorgeblichen Ungehaltenheit strafte seine Stimme ihren Tonfall Lügen. »Dein Vater wird dir die Gefahren erklären. Wenn du dann immer noch mitkommen willst, gehen wir zusammen.«
    »Du weißt, Shirley«, begann Professor Halley in seinem allerbesten Dozentenstil, »daß Hale und ich uns sehr engagiert einer Forschungsaufgabe gewidmet haben, die herausfinden soll, woraus Materie letztendlich zusammengesetzt ist. Ich muß gestehen, daß wir, was unser Hauptproblem angeht, noch immer so im dunkeln tappen, wie am Anfang unserer Arbeit. Aber während unserer Versuche sind wir auf Möglichkeiten gestoßen, die ebenso wunderbar und interessant sind wie die Wahrheiten, denen wir anfänglich auf der Spur waren.
    Bei der Anwendung des neuentdeckten kosmischen Strahls, dessen Wellenlänge unendlich kürzer ist als jede andere bekannte Art von Licht, haben wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entdeckt, daß ein Elektron nicht allein aus einer negativen Ladung besteht, wie die Physiker bisher angenommen haben, sondern daß diese Ladung von einem realen Materiepartikel gehalten wird. Es ist allerdings so winzig, daß wir seine Existenz mit den herkömmlichen Methoden nie hätten feststellen können.
    Während wir diese Studien betrieben, stolperten wir über eine andere Eigenschaft des kosmischen Strahls. Wir fanden heraus, daß bestimmte seiner Oberschwingungen, wenn man sie hochgradig verstärkt, die Eigenschaft besitzen, Masse und Volumen jeglicher Art von Materie zu reduzieren oder anschwellen zu lassen, ohne daß sie dabei ihre Form verliert. Wir haben entdeckt, daß dieser Kraft keine Grenzen gesetzt sind und halten sie für unendlich.
    Dies legt eine mögliche Lösung des Problems der Konstitution des Universums nahe. Wenn wir beweisen können, daß ein Atom samt seinem Kern und seinen Elektronen genannten Satelliten in Wirklichkeit ein Miniaturuniversum ist – und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes und nicht als bloße Analogie –, können wir mit Sicherheit annehmen, daß die Bestandteile des uns umgebenden Infra-Universums nichts anderes sind, als die Glieder einer Kette, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckt!«
    Professor Halley machte eine Pause. Das Gesicht seines Assistenten war vor Begeisterung gerötet, die Wangen seiner Tochter glühten, und ihre Augen blitzten hell. Aber sie sah nicht die Maschine an, sondern musterte das glatte, dunkle Haar ihres Verlobten.
    »Wir haben einige Gegenstände in dieses Sub-Universum geschickt«, fuhr Halley fort. »Stühle, Münzen, Gläser, Ziegelsteine und so weiter. Einiges davon haben wir auch zurückgeholt, aber als wir Meerschweinchen, Kaninchen und einen streunenden Hund in diese Welt der Rätsel schickten, gelang uns dies nicht. Hale nimmt an, daß sich die Tiere aus dem Einflußbereich unserer Strahlen entfernt haben. Ich weiß nicht. Entweder hat er recht oder sie haben ein schreckliches Schicksal erlitten, von dem wir nichts wissen. Jetzt hat er sich angeboten, das nächste

Weitere Kostenlose Bücher