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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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andere Gedanken ließen ihn frösteln.
    Aber die Frage der Balance bereitete ihm Schwierigkeiten. Angenommen er würde umkippen? Oder ins Trudeln geraten? Woher würde die Zugkraft dann kommen? Gewiß war es schwierig, eine Reise mit dem Kopf nach unten zu genießen. Und mit dem Kopf zuerst auf dem Erdboden zu landen, und dabei noch an einen Stuhl gefesselt zu sein, wäre einfach lächerlich. Dann dachte er an einen Kreisel! Das war die Lösung! Das war der Stabilisator! Nichts war einfacher, als einen Kreisel unter dem Stuhl anzubringen. Er mußte nur einen Kreisel mit einem Elektromotor basteln, mit einer sorgfältig adjustierten Aufhängung, um das Problem der Reibung auf ein Minimum zu reduzieren. Er konnte den Motor aus der gleichen elektrischen Quelle versorgen, mit der er seinen Magneten auflud. Nun war er in der Luft und hatte auch die Absicht, den Kopf oben zu behalten.
    Die Bereitstellung eines kleinen Kreisels war ein Problem, das fast zu groß für den Schnürsenkelverkäufer war. Er hätte dafür wahrscheinlich keine Lösung gefunden, wäre da nicht ein Freund gewesen, der von seinem Problem wußte, und ihm von einer Privatjacht erzählte, die, in Stücke zerlegt, als Schrott verkauft wurde. Dieses kleine Lustboot hatte ein handliches Kreiselsystem gehabt, das es vor dem Schlingern auf See bewahrt hatte. Smith fand heraus, was es kostete, und es war ihm möglich, durch den Verkauf einiger Stücke aus der Hinterlassenschaft seines Vaters den Kreisel zu erstehen. Er war wirklich sehr klein, aber er funktionierte ausgezeichnet und balancierte den Stuhl fast perfekt aus. Und er war fast lautlos.
    Nun konnte er aufsteigen ohne abzukippen. Er konnte einen Knopf drücken und aufwärts steigen und einen anderen, um wieder zu sinken, wie ein Pusteblumensamen, und die ganze Zeit würde der kleine Kreisel ihn aufrecht halten. Nun waren alle seine Probleme gelöst und sein ganzes Geld fort, aber noch immer bestand das Problem der Fortbewegung in der Luft. Es wäre nicht sehr interessant, nur vom Balkon aufzusteigen, eine Weile oben zu bleiben und dann wieder auf den Balkon zurückzukehren, obwohl es vielleicht an einem heißen Abend erfreulich sein konnte und bei anderen Gelegenheiten sehr erleichternd. Er wollte irgendwo hin, und wenn es nur nach Corney Island war. Er hatte es langsam satt, seiner Frau jeden Abend beim Stopfen von Strümpfen zuzusehen – obwohl es lieb von ihr war, das zu tun.
    Letzten Endes kam er noch auf die Idee, einen Ventilator zu installieren. Er konnte ihn an der Rückseite des Stuhles befestigen, oder er konnte ihn so anbringen, daß er ein bewegliches Drehmoment hatte. Dann konnte er kommen und gehen und sich vielleicht sogar überschlagen. Er würde nicht schnell fliegen – denn er wollte nicht schnell fliegen –, er wollte nur irgendwo hingelangen und etwas sehen. Es spielte keine Rolle, was es war, er wollte nur weg von der täglichen Schinderei der Litzen und Schnürsenkel und Schnürsenkel und Litzen und noch mehr Schnürsenkel, und jeden Morgen zu arbeiten und jeden Abend heimzukommen und beim Strümpfestopfen zuzusehen. Er schämte sich, aber er wurde wegen dieser Strümpfe langsam nervös, und er wußte, daß es sein Fehler war, daß sie nicht weggeworfen und neue gekauft wurden. Die Männer trugen heutzutage so schöne Strümpfe, aber er bekam nur zu Weihnachten von seiner Frau und seiner Mutter Strümpfe geschenkt.
    Er hatte einen Ventilator. Er experimentierte und fand zu seiner eigenen Überraschung heraus, daß er ihn mit der Elektrizität, die er aus der Luft zog, betreiben konnte, und zwar auf die gleiche Art und Weise, wie er den Strom für den Motor seines Kreisels erhielt. Genau an diesem Punkt trug Robert Smith sich mit dem Gedanken, Multimillionär zu werden. Wenn er diese kleine Idee patentiert und geschützt hatte, würde seine Frau es nicht mehr nötig haben, Strümpfe zu stopfen, aber das einzige, was er zu diesem Zeitpunkt noch denken konnte, war, sich in die Luft zu erheben. Er bezeichnete sich selbstgefällig als fliegender Narr. Es klang so schön snobistisch.
    Natürlich konnte er nicht die Teile seines Apparates zusammensetzen, ohne daß seine Frau Wind von der Sache bekam von der neuen Erfindung, die kurz vor der Verwirklichung stand. Aber sie hatte schon so viele geldverschlingende Pläne miterlebt, die keinen roten Heller eingebracht hatten, daß diese letzte Anstrengung ihres Mannes sie völlig kalt ließ. Sie bedauerte nur einfach die Tatsache, daß

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