Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Fluoros leuchteten nur noch schwach und waren an manchen Stellen ausgebrannt. Die Gravitationsgeneratoren pulsierten, daß einem davon übel wurde. Die Kabinen waren schon lange ausgeräumt und inzwischen neu mit Fellen, gestohlenen Haushaltsgütern, Kochtöpfen und Waffen dekoriert worden. Die Gorzuni waren genauso dreckig und ungepflegt wie ihr Schiff. Sie lungerten herum, nagten an Fleischfetzen, tranken, würfelten und blickten dann und wann auf, um uns anzugrinsen.
    Ein Barbar, der etwas Anglic sprach, brüllte uns an, wir sollten uns ausziehen. Wer auch nur im geringsten zögerte, wurde verprügelt, daß ihm die Zähne klapperten. Wir warfen die Kleider auf einen Haufen und bewegten uns langsam an einem Tisch vorbei nach vorne, wo ein betrunkener Gorzuni und ein sehr nüchterner Mensch saßen. Ärztliche Untersuchung.
    Der Barbaren‐›Arzt‹ musterte uns nur höchst beiläufig. Die meisten winkte er durch.
    Hie und da sah er sich einen etwas näher aus seinen Triefaugen an. »Krank«, grunzte er dann. »Übersteht die Reise nie lebend. Töten!« Der Betreffende – Mann, Frau oder Kind – schrie auf, wenn er sein Schwert nahm und ihm mit einem einzigen fachmännischen Hieb den Kopf von den Schultern trennte.
    Der Mensch saß schräg auf dem Schreibtisch, ließ ein Bein baumeln und pfiff leise vor sich hin. Hie und da warf ihm der Gorzuni‐Arzt einen Blick zu, wenn er an irgendeinem Sklaven zweifelte. Der Mensch sah dann genauer hin, gewöhnlich schob er sie weiter. Ein oder zwei überantwortete er dem Schwert.
    Als ich vorbeiging, konnte ich ihn deutlicher sehen. Er war von unterdurchschnittlicher Größe, kräftig gebaut, dunkel, mit einem breiten Gesicht und einer Adlernase, aber seine Augen waren groß und blaugrau, die kältesten Augen, die ich je an einem Menschen gesehen habe. Er trug ein lose anliegendes, farbenfrohes Hemd und ebensolche Hosen, die er wahrscheinlich aus irgendeiner terranischen Villa gestohlen hatte.
    »Du dreckiger Bastard«, murmelte ich.
    Er zuckte die Achseln und wies auf den eisernen Sklavenkragen, der um seinen Hals geschweißt war. »Ich arbeite auch nur hier, Lieutenant«, sagte er mit milder Stimme. Er mußte meine Uniform bemerkt haben, ehe ich sie abgelegt hatte.
    Als wir den Schreibtisch passiert hatten, besprühte uns ein Gorzuni mit einem Schlauch, wusch Blut und Dreck ab, dann trieb man uns wie Vieh durch die langen Korridore und über hölzerne Leitern (die Fallschächte und Aufzüge funktionierten anscheinend nicht) in die Zellen. Hier trennten sie Männer und Frauen. Wir gingen in nebeneinanderliegende Abteile, riesige, hallende Kavernen aus Metall mit Pritschen an den Wänden und Eßtrögen und Sanitäranlagen als einzigem Mobiliar.
    Eine dicke Dreckschicht bedeckte den korrodierten Boden, und die Luft war kalt und stank nach Metall. Nachdem die Gittertür klirrend hinter uns ins Schloß gefallen war, schwärmten wohl fünfhundert Männer hilflos in dem Raum herum.
    Zwischen den zwei großen Zellen waren Fenster. Wir rannten auf sie zu, schrien, schubsten und fauchten einander an, um die erste Chance wahrzunehmen, nach unseren Frauen zu sehen.
    Ich war groß und stark. Also arbeitete ich mich durch den Mob zum nächsten Fenster durch. Ein Mann war bereits dort, von den schwitzenden Körpern dahinter gegen die Wand gepreßt. Er griff durch die Stangen zu den dreihundert Frauen, die auf der anderen Seite schwärmten.
    »Agnes!« kreischte er. »Agnes, bist du da? Lebst du?«
    Ich packte ihn an der Schulter und zog ihn weg. Er drehte sich fluchend herum, und ich gab ihm eins über den Mund und ließ ihn nach hinten taumeln. »Kathryn!« heulte ich.
    Das Echo dröhnte in den hohlen Metallkavernen, Schreie, Gebete, Flüche und Schluchzen wurden vom Echo zurückgeworfen, bis uns die Köpfe brummten. »Kathryn! Kathryn!«
    Irgendwie fand sie mich. Sie kam zu mir, und der Kuß durch die Eisenstangen ließ das Schiff und die Sklaverei und die ganze Welt für diesen einen Augenblick verblassen. »Oh, John, John, John. Du lebst, du bist hier, oh, mein Geliebter …«
    Und dann sah sie sich in der metallglänzenden Düsternis um und sagte schnell und eindringlich: »Wenn diese Leute sich nicht beruhigen, gibt es hier einen Krawall. Sieh zu, was du mit den Männern machen kannst! Ich kümmere mich um die Frauen.«
    Das war typisch für sie. Sie war die tapferste Seele, die je unter dem Himmel Terras einhergegangen war, und sie besaß einen Verstand, der sofort erkannte, was

Weitere Kostenlose Bücher