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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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anderen benennen kann.«
    Er runzelte die Stirn. »Jetzt werden Sie ja für die Hosen, die Sie gar nicht haben, ziemlich groß, nicht wahr?«
    »Das können Sie annehmen oder bleibenlassen«, meinte ich und zuckte die Achseln. »Aber diese Person ist als Techniker verdammt gut.«
    »Nun, benennen Sie ihn mir, dann will ich sehen.«
    »Es ist eine Sie. Meine Verlobte, Kathryn O’Donnell.«
    »Nein.« Er schüttelte den dunkel gelockten Kopf. »Keine Frau.«
    »Dann auch kein Mann.« Ich grinste ihn humorlos an.
    Zorn flammte in seinen Augen auf. »Ich kann mir nicht eine Frau wie einen Mühlstein um den Hals hängen.«
    »Die wird für sich selbst sorgen, und noch mehr als das. Sie war Unteroffizier auf meinem eigenen Schiff und hat bis zum Ende gemeinsam mit mir gekämpft.«
    Seine Wutaufwallung war wie weggeblasen, hinterließ nicht einmal ein Wölkchen auf seiner Stirn. Das starke, häßliche olivhäutige Gesicht, das zu mir aufblickte, war ohne jeden Ausdruck. Genau wie seine Stimme. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Also gut, Lieutenant. Aber die Götter mögen Ihnen helfen, wenn Sie beide das nicht halten, was Sie jetzt versprechen!«
    Es war schwer zu glauben, daß Kleider einen solchen Unterschied machten – wenn man gerade noch ein eingepferchtes, nacktes Tier gewesen ist. Und eine Mahlzeit, bestehend aus Eintopf und Kaffee, selbst noch so schlecht zubereitet, in der Kombüse zusammengekratzt, nachdem die Krieger ihr Mahl beendet hatten, gaben den Adern und Leibern neue Kraft, die sich daran gewöhnt hatten, Abfälle aus einem Schweinetrog zu sich zu grapschen.
    Ich begriff, daß der Mann in dem eisernen Kragen recht hatte. Nicht viele Menschen hätten auf der langen, herzzerreißenden Reise nach Gorzun in der Seele frei bleiben können. Man brauchte nur die ewige Müdigkeit infolge des doppelten Gewichts, die eiskalte Finsternis unseres Bestimmungsplaneten, die Ferne von zu Hause, Hoffnungslosigkeit und vielleicht die Peitsche und das Brenneisen hinzuzufügen, und aus Menschen wurden gezähmte Tiere, die gelehrig ihren Herrn und Meistern die Stiefel leckten.
    »Wie lange sind Sie schon Sklave?« fragte ich unseren neuen Boß.
    Er schritt so arrogant neben mir her, als gehörte das Schiff ihm. Er war kein großer Mann, selbst Kathryn überragte ihn um vielleicht fünf Zentimeter, und mir reichte sein Kopf mit dem runden Schädel kaum bis zur Schulter. Aber er hatte dicke, muskulöse Arme und eine Brust wie ein Gorilla. Die Schwerkraft schien ihm überhaupt nichts auszumachen.
    »Es werden bald vier Jahre«, erwiderte er kurz angebunden.
    »Mein Name ist übrigens Manuel Argos, und wir können ebensogut gleich anfangen, uns mit dem Vornamen anzureden.«
    Zwei Gorzuni kamen den Korridor heruntergestapft und klirrten mit Metall. Wir traten beiseite, um die Riesen durchzulassen, selbstverständlich taten wir das, aber an Manuels Haltung war nichts Unterwürfiges. Seine seltsamen Augen folgten ihnen nachdenklich.
    Wir hatten eine Kabine in der Nähe des Hecks, eine winzige Kammer mit vier Pritschen, kahl und abweisend, aber die frisch geschrubbte Sauberkeit, die dort herrschte, war nach dem Schmutz und dem Dreck der Zelle wie ein Hauch von zu Hause. Wortlos nahm Manuel eine der schmierigen Decken und hängte sie als eine Art Vorhang über ein Bett. »Mehr Abgeschiedenheit kann ich ihnen nicht bieten, Kathryn«, sagte er.
    »Danke«, flüsterte sie.
    Er setzte sich auf seine Pritsche und blickte zu uns auf. Ich ragte über ihm auf, ein blonder Riese, verglichen mit seinem gedrungenen Körperbau. Meine Familie war vor den Kriegen alt, kultiviert und wohlhabend gewesen, er hingegen war namenloser Abschaum aus hundert Slums und Raumhäfen, aber es gab von Anfang an nie Zweifel daran, wer der Anführer war.
    »Hier ist meine Geschichte«, sagte er in seiner kurz angebundenen Art. »Ich hatte zwar keine formelle Ausbildung, wußte aber in den Ingenieurwissenschaften genügend Bescheid, um bei einem einigermaßen anständigen Herrn unterzukommen, in dessen Fabriken ich mehr lernte. Vor zwei Jahren verkaufte er mich an den Kapitän dieses Schiffs. Ich sorgte dafür, daß der sogenannte Chefingenieur wegkam, den die damals hatten. Es war nicht schwierig, Streit zwischen ihm und einem eifersüchtigen Untergebenen zu schüren. Aber sein Nachfolger ist ein betrunkener Landstreicher, dessen Vorfahren noch im Dschungel lebten.
    Praktisch betrachtet, bin ich der Ingenieur dieses Schiffs. Außerdem habe ich es

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