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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Schluchzen der Frauen und der Kinder. Wir waren die Besiegten. Sie hatten unsere Armeen zerschlagen. Sie hatten unsere Städte verwüstet. Sie hatten uns durch die Straßen, die Hügel und die großen Tiefen des Weltalls getrieben, und wir konnten nur murren und nach ihnen schnappen und hoffen, daß die Überreste unserer Marine vielleicht doch noch ein Wunder vollbrachten. Aber Wunder sind schwer zu erzielen.
    Bis jetzt hatte die Baldic‐Liga nur die äußersten Planeten besetzt. Die inneren Welten standen dem Namen nach unter der Herrschaft des Commonwealth, aber die Regierung versteckte sich oder war nicht existent. Nur Überreste der Marine kämpften noch weiter, und dies auf eigene Faust, ohne Plan und ohne Hoffnung, und Terra war zum Jagdgrund von Plünderern und Sklavenjägern geworden. Nicht mehr lange, so dachte ich verbittert, und die Außenweltler würden einziehen, den letzten Widerstand brechen und das ganze Sonnensystem ihrem Imperium einverleiben. Dann würden die einzigen freien Menschen die extrasolaren Kolonisten sein, und eine ganze Menge von ihnen waren selbst Barbaren und hatten sich der Baldic‐Liga gegen die Mutterwelt angeschlossen. Die Gefangenen wurden an Bord des Tenders in Zellen gedrängt, wurden zusammengepfercht, bis kaum Platz genug zum Stehen war. Kathryn war nicht in meiner Zelle. Ich versank in stumpfe Apathie.
    Als alle an Bord waren, zitterten die Deckplatten unter unseren Füßen, und die Beschleunigung drückte uns brutal gegeneinander. Einige Menschen starben dabei. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, das Gedränge um mich herum daran zu hindern, mir die Rippen einzudrücken. Aber den Gorzuni war das natürlich egal. Dort, wo wir herkamen, gab es noch mehr.
    Das Boot war ein veraltetes, vom Rost zerfressenes Wrack, die Hälfte seiner archaischen Anlagen war zerbrochen und unbrauchbar. Techniker waren sie nicht, diese Baldics. Sie waren Barbaren, die zu früh gelernt hatte, Raumschiffe und Feuerwaffen zu bauen und zu bedienen, und ein Dutzend ihrer Planeten, die ein militärisches Genie geeint hatte, war ausgezogen, um das zivilisierte Commonwealth zu überrennen.
    Aber das meiste, was sie wußten, hatten sie sich durch bloße Übung angeeignet. Ich kannte so manchen Baldic‐›Ingenieur‹, der seinem Konverter Opfergaben darbrachte, so manchen General, der größere Entscheidungen vom Rat seines Bordastrologen abhängig machte. Deshalb waren technisch ausgebildete Menschen als Sklaven gefragt. Mit meinem Diplom als Nuklearingenieur durfte ich auf einen halbwegs erträglichen Arbeitsplatz hoffen, obwohl natürlich immer die Möglichkeit bestand, daß man mich an jemanden verkaufte, der mich auspeitschen oder blenden würde oder mich in irgendein Bergwerk schickte.
    Ungeschulte Menschen hatten keine große Chance. Sie waren einfach Maschinen aus Fleisch und Blut für Arbeit, für die die Barbaren keine Automaten hatten. Sie überlebten selten mehr als zehn Jahre der Sklaverei. Frauen galten als Luxusware und wurden um teures Geld an die menschlichen Renegaten und Rebellen verkauft. Ich stöhnte bei dem Gedanken und versuchte, mir verzweifelt einzureden, daß Kathryns technisches Wissen dafür sorgen würde, daß ein Nichtmensch sie behielt.
    Wir wurden zu einem großen Schiff gebracht, das oberhalb der Atmosphäre im Orbit wartete. Die Luftschleusen wurden angekoppelt, also bekam ich das Schiff nicht von außen zu sehen, aber sobald wir es betreten hatten, sah ich, daß es sich um einen großen interstellaren Transporter der Thurnogan‐Klasse handelte, wie sie vorwiegend für den Transport von Truppen nach Sol und Sklaven zurück eingesetzt wurden, der aber jetzt kriegsmäßig ausgerüstet war. Ein formidables Schlachtschiff, wenn man es richtig bediente.
    Es gab Wachen, die sich auf ihre Karabiner stützten, alles Angehörige der Gorzunirasse. Sie trugen ihre Harnische, wie es ihnen in den Sinn kam, und es gab keinerlei Formalitäten zwischen Offizieren und unteren Chargen. Die schlampige Disziplin der Barbarenarmee hatte unser Drill und Pomp gewöhntes Militär verblendet und uns deren rücksichtslosen Mut und ihre wilde Schießkunst unterschätzen lassen. Jetzt war die glanzvolle Marine des Commonwealth nur noch eine ausgemergelte Handvoll gejagter, verzweifelter Männer, die von den einst verachteten Außenweltlern durch die Galaxis getrieben wurden.
    Das Schiff war allerdings schlimmer als die meisten. Ich sah Rost und Fäulnis an den unlackierten Platten. Die

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