Titan 18
fertiggebracht, meinen Herrn, Captain Venjain, mit Marihuana vertraut zu machen. Das wirkt auf einen Gorzuni noch stärker als auf einen Menschen, und er ist inzwischen hoffnungslos süchtig. Das ist zum Teil für den Zustand dieses Schiffes und die lasche Disziplin der Mannschaft verantwortlich. Schlechte Führung, schlechte Organisation. Eine Binsenwahrheit.«
Ich starrte ihn an und spürte, wie es mir plötzlich eisig über den Rücken lief. Aber Kathryn war es, die die Frage flüsterte: »Warum?«
»Ich warte auf meine Chance«, fuhr er uns an. »Ich bin derjenige, der aus den Maschinen und den Geräten Schrott gemacht hat. Ich sage denen, das Zeug sei alt und schlecht gebaut. Die glauben, nur meine dauernde Arbeit hielte das Schiff überhaupt zusammen, aber wenn ich wollte, würde in einer Woche wieder alles summen. Viel länger kann ich nicht mehr warten. Über kurz oder lang wird sich jemand die Maschinen anschauen und denen sagen, daß alles nur Mache ist. So habe ich die ganze Zeit auf zwei Assistenten mit technischer Ausbildung und dem Willen zum Kampf gewartet. Ich hoffe, Sie beide passen in meine Pläne. Wenn nicht …« – er zuckte die Achseln. »Nur zu, verraten Sie mich. Das macht Sie auch nicht frei. Aber wenn Sie Ihr Leben riskieren wollen – ein Leben, das auf Gorzun weder sehr lang noch besonders angenehm sein wird, dann können Sie mir helfen, dieses Schiff zu übernehmen!«
Einen Augenblick lang stand ich da und sah ihn an. Es war unheimlich, wie er uns mit einem Blick und ein paar Worten abgeschätzt hatte. Die Aussicht war beängstigend. Ich spürte den Schweiß auf meiner Stirn. Meine Hände waren kalt. Aber ich würde ihm folgen. Vor dem Angesicht Gottes – ich würde ihm folgen! Trotzdem – »Wir drei?« spottete ich. »Drei von uns gegen ein paar hundert Soldaten?«
»Es werden mehr auf unserer Seite stehen«, sagte er fast leidenschaftslos. Und nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Wir werden natürlich aufpassen müssen. Nur zwei oder drei von denen verstehen Anglic. Ich werde sie Ihnen zeigen. Und unsere Arbeit wird natürlich überwacht. Aber die uns beobachten, wissen nichts. Ich glaube, Sie haben genug Verstand, um sie zu täuschen.«
»Ich …« Kathryn stand da und suchte nach Worten. »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie schließlich. »Ein Schiff der Marine in diesem Zustand …«
»Unter den alten Baldic‐Eroberern standen die Dinge besser«, räumte Manuel ein. »Die Könige, die die Liga aus hundert Planeten zusammengeschmiedet hatten, die noch in der Barbarei steckten, Wilde, die es gelernt hatten, Raumschiffe zu bauen und Atomstrahler zu bedienen und sonst nicht viel mehr. Aber selbst sie hatten nur Erfolg, weil es keinen echten Widerstand gab. Die Gesellschaft des Commonwealth war durch und durch verfault. Von Bürgerkriegen zerrissen, seine Führung eine verknöcherte Bürokratie, seine militärischen Streitkräfte über tausend unruhige Planeten verstreut, sein Volk bereit, den Frieden lieber zu kaufen als für ihn zu kämpfen. Kein Wunder, daß die Liga sie alle verjagte!
Aber nach der ersten Plünderung Terras trennten sich die Barbaren. Die mächtigen ersten Herrscher waren tot. Und ihre Söhne stritten sich über ein Erbe, das sie nicht zu regieren verstanden. Die Liga ist jetzt in zwei feindliche Regionen und ich weiß nicht wie viele Splittergruppen geteilt. Ihre alte Organisation ist beim Teufel.
Sol hat sich nicht rechtzeitig zum Widerstand zusammengefunden. Dort herrschte immer noch die dekadente Regierung des Commonwealth. So hat es jetzt ein Zweig der Baldics geschafft, unsere Planeten zu erobern. Aber die Tatsache, daß sie sich damit zufriedengegeben haben, die inneren Welten zu überfallen und auszuplündern, anstatt sie zu besetzen und zu verwalten, zeigt, wie brüchig ihre eigene Gesellschaft inzwischen ist. Wenn wir die richtige Führung hätten, könnten wir sie immer noch aus dem Sonnensystem werfen und ihre eigenen Territorien überrennen. Nur daß die Führung nicht da ist.«
Es war eine harte, zornige Lektion, die Manuel uns hier erteilte, und ich zuckte zusammen und spürte, wie der Ärger in mir aufwallte. »Verdammt, wir haben gekämpft«, sagte ich.
»Ja, und man hat Sie zurückgetrieben und auseinandergejagt.«
Seine breiten Lippen verzogen sich zu einer Grimasse. »Weil es keinen Anführer gab, der genügend von Strategie und Organisation verstand, und der seine Männer begeistern konnte.«
»Ich nehme an«, sagte ich
Weitere Kostenlose Bücher