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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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geschehen mußte. Ich fragte mich, welchen Sinn es eigentlich hatte, der Panik Einhalt zu gebieten. Diejenigen, die getötet würden, waren schließlich wohl besser dran. Aber Kathryn gab nie auf, also konnte ich es auch nicht.
    Wir drehten uns um und brüllten und schlugen um uns und argumentierten, und allmählich kamen andere uns zu Hilfe, bis im Bauch des Sklavenschiffs Stille herrschte, die nur von vielfältigem Schluchzen unterbrochen wurde. Dann organisierten wir den Zugang zu den Fenstern. Kathryn und ich wandten uns ab, wenn Familien sich wiederfanden oder wenn Leute niemanden fanden. Es ziemt sich nicht, nackte Seelen zu beobachten.
    Die Motoren begannen zu dröhnen. Wir nahmen Fahrt auf, Fahrt nach draußen, zu den Eisbergen von Gorzun. Nie wieder sollten wir blauen Himmel und grünes Gras sehen, nie wieder den sauberen, salzigen Geruch des Ozeans und das Brausen des Windes in den hohen Bäumen wahrnehmen. Jetzt waren wir Sklaven, und uns blieb nichts als das Warten.
     
     
II
     
    An Bord des Schiffes gab es keine Tageszeiten. Die wenigen schwachen Fluoros sorgten in unserem Laderaum stets für das gleiche unruhige Dämmerlicht. Die Gorzunis kontrollierten uns in unregelmäßigen Abständen, immer wenn es ihnen in den Sinn kam, und wir hörten nur das Pochen der Maschinen und das asthmatische Seufzen der Ventilatoren. Die doppelte Schwerkraft sorgte dafür, daß die meisten von uns zu müde waren, auch nur zu reden. Aber ich glaube, daß wir Terra etwa achtundvierzig Stunden hinter uns gelassen hatten, als das Schiff in den Sekundärflug überging und das Sonnensystem verließ und der Mann mit dem eisernen Kragen zu uns herunterkam.
    Er betrat unseren Laderaum mit einer Eskorte bewaffneter, vorsichtiger Gorzuni, die ihre Schußwaffen bereit hielten. Wir blickten mit stumpfen Augen zu der kleinen, untersetzten Gestalt auf. Seine Stimme verlor sich fast in der dröhnenden Weite der Halle.
    »Ich bin hier, um euch zu klassifizieren. Kommt einer nach dem anderen her und sagt mir euren Namen und eure Ausbildung, wenn ihr eine habt. Ich warne euch – wenn einer behauptet, eine Ausbildung zu besitzen, die er nicht hat, dann ist die Strafe dafür Folter, jede Behauptung wird überprüft.«
    Wir schlurften an ihm vorbei. Ein Gorzuni, der betrunkene Arzt, hatte eine Tätowiernadel und kritzelte jedem Mann eine Nummer auf die Handfläche. Die Nummer wurde zusammen mit dem Namen, dem Alter und dem Beruf notiert. Diejenigen, die keine technischen Fähigkeiten besaßen, weitaus die Mehrzahl, wurden unsanft zurückgeschoben. Die etwa fünfzig, die behaupteten, wertvolle Erziehung genossen zu haben, wurden in eine Ecke gewiesen.
    Die Nadel brannte auf meiner Hand, und ich sog die Luft zwischen den Zähnen ein. Die unpersönliche Stimme klang schwach in meinen Ohren: »Name?«
    »John Henry Reeves, Alter fünfundzwanzig, Lieutenant in der Commonwealth‐Marine und vor den Kriegen Nuklearingenieur.« Ich rasselte es herunter, meine Kehle brannte, und ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund – den Geschmack der Niederlage.
    »Hm.« Ich bemerkte, daß die fahlen, eisigen Augen mich mit einer Art Hochachtung betrachteten. Plötzlich verzogen sich die dicken Lippen des Mannes zu einem Lächeln. Es war ein seltsam bezauberndes Lächeln, es ließ sein ganzes dunkles Gesicht plötzlich aufstrahlen. »O ja, ich erinnere mich an Sie, Lieutenant Reeves. Sie haben mich, glaube ich, einen dreckigen Bastard genannt.«
    »Das habe ich«, fauchte ich. Meine Hand brannte. Ich war ungewaschen und nackt und krank von meiner eigenen Hilflosigkeit.
    »Vielleicht haben Sie sogar recht«, nickte er. »Aber ich brauche dringend ein paar Assistenten. Dieses Schiff ist ein Wrack. Möglicherweise schaffen wir es gar nicht bis Gorzun, wenn nicht jemand die Maschinen ein wenig aufpäppelt. Haben Sie Lust, mir zu helfen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Seien Sie vernünftig! Wenn Sie ablehnen, werden Sie bloß in einer Spezialzelle eingeschlossen, die wir für ausgebildete Sklaven bereithalten. Die Reise wird lang sein, und die Monotonie wird Ihren Geist noch eher brechen als ein paar Auspeitschungen. Als mein Assistent bekommen Sie ein ordentliches Quartier und eine Chance, sich im Schiff zu bewegen und Ihre Hände zu gebrauchen.«
    Ich stand da und überlegte. »Sagten Sie nicht, Sie brauchen zwei Assistenten?« fragte ich.
    »Ja. Zwei könnten aus dieser Ruine von Schiff etwas machen.«
    »Ich will der eine sein«, sagte ich, »wenn ich den

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