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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Kaiserlich Solare Marine. Offen bleibt dabei, ob es sich nun bei dem anscheinend nie veröffentlichten oder für die Veröffentlichung bestimmten Manuskript um authentische Aufzeichnungen eines Mannes mit Geschmack für dramatisierte Berichterstattung oder um pure Fiktion handelt; außer Zweifel steht jedoch, daß es in der Frühperiode des ersten Imperiums geschrieben wurde, und uns auf die Weise ein bemerkenswertes Bild jener Zeit und besonders des Gründers liefert. Die tatsächlichen Ereignisse mögen sich abgespielt haben, wie Reeves sie schildert oder auch nicht, es gibt jedoch keinen Zweifel, daß sie jedenfalls sehr ähnlich waren. Lesen Sie dieses fünfte Kapitel der Memoiren wie einen historischen Roman, wenn Sie wollen, erinnern Sie sich aber, daß der Verfasser selbst in jenem großen, tragischen, doch zugleich auch triumphalen Zeitalter lebte und daß er sich mit seinem Buch sicherlich redlich bemüht hat, ein wahres Bild von dem Manne zu liefern, der schon zu Lebzeiten zur Legende geworden war.
     
    Donvar Ayeghen,
    Präsident der Galaktischen
    Archäologischen Gesellschaft
     
     
I
     
    Sie rückten jetzt näher. Ihr Anführer war ein grauer Hüne, der mein Visier füllte, und jedesmal, wenn ich über die Wand sah, zwang mich ein Kugelhagel sofort wieder den Kopf einziehen. Ein Teil der Wand, der ein Stück höher ragte als der Rest, wie ein einzelner Zahn im Kiefer eines Toten, bot mir etwas Deckung, aber ich mußte schnell abdrücken und mich ebenso schnell wieder ducken. Hin und wieder platzte eines ihrer Geschosse an meinem Helm, und dann drang mir das widerlich süße Gas in die Nase. Mir war ganz übel davon.
    Kathryn lud gerade ihren Karabiner nach, ich hörte sie fluchen, als der Ladestreifen sich in der verrosteten alten Waffe verklemmte. Ich hätte ihr meinen Karabiner gegeben, bloß daß der auch nicht viel besser war. Es macht keinen Spaß, mit Waffen zu kämpfen, bei denen man jeden Augenblick befürchten muß, daß sie einem vor der Nase explodieren. Aber sonst hatten wir nichts – das war alles, was die arme, verwüstete Terra noch hatte, nachdem die Baldics den Planeten zweimal in fünfzehn Jahren geplündert hatten.
    Ich gab einen Feuerstoß ab und sah, wie der große graue Barbar sich auf den Hacken umdrehte, taumelte und aufschrie, sich mit allen vier Händen den Leib hielt und dann langsam in die Knie brach.
    Die Kreaturen hinter ihm heulten auf, aber er stieß nur einen kehligen Fluch aus. Es würde ziemlich lange dauern, bis er tot war. Ich hatte ihm ein Loch durch den Leib geblasen, aber diese Gorzuni waren zähe Burschen.
    Die Geschosse pfiffen um uns, als ich mich wieder hinter die Mauer duckte und mich in das lange Gras preßte, das rings um die zerbröckelnden Fragmente des Hauses gewachsen war. Ein frischer Wind wehte und ließ das Gras und die großen, vom Krieg mit Narben versehenen Bäume rascheln, trieb die Wolken über den sonnigen Sommerhimmel, so daß die Gaskonzentration nie stark genug war, um uns zu betäuben. Aber Jonsson und Hokusai lagen wie die Toten an der zerbrochenen Mauer. Sie hatten direkte Treffer abbekommen und würden stundenlang schlafen.
    Kathryn kniete neben mir. Ihr zerfetzter, schmutziger Overall wirkte an ihrer hochgewachsenen, jungen Gestalt wie die Robe einer Königin. Ein paar dunkle Locken lugten aus ihrem Helm heraus, und der Wind spielte mit ihnen. »Wenn wir die wild genug machen«, sagte sie, »dann rufen die ihre Artillerie oder ein Boot, das uns fertigmacht.«
    »Kann sein«, brummte ich. »Aber normalerweise sind die ziemlich wild auf Sklaven.«
    »John …« Sie kauerte einen Augenblick lang da, und das leichte Stirnrunzeln, das ich so gut kannte, umwölkte ihre blauen Augen. Ich sah zu, wie die Schatten der Blätter über ihr schmales, braunes Gesicht spielten. Sie hatte einen Schmierflecken auf ihrer Stupsnase, der ihre Sommersprossen verdeckte. Trotzdem sah sie gut aus, wirklich gut, sie und die grüne Terra und das Leben und die Freiheit und all das, was ich nie wieder besitzen würde!
    »John«, sagte sie am Ende, »vielleicht sollten wir ihnen die Mühe sparen. Vielleicht sollten wir selbst Schluß machen.«
    »Kein übler Gedanke«, murmelte ich und riskierte einen verstohlenen Blick über die Mauer.
    Die Gorzuni waren jetzt vorsichtiger und krochen durch die Gärten auf die Trümmer des Vorbaus zu, den wir verteidigten. Hinter ihnen lag das Hauptgebäude, das letzte Widerstandszentrum unserer Einheit, zerschlagen und

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