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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Worte zu verkünden hatte.
    »Dies ist die letzte Zusammenkunft«, sagte jene müde Stimme, »der Gruppe, die ich vor mehr als zwanzig Jahren zusammengerufen hatte.« Seldons Blick wanderte über die vor ihm sitzenden Wissenschaftler. Er war allein auf der Plattform, allein in dem Rollstuhl, an den ihn vor zwei Jahren ein Schlaganfall gebunden hatte, und auf seinem Schoß lag der letzte Band – der zweiundfünfzigste – mit den Aufzeichnungen früherer Zusammenkünfte. Die letzte Seite war aufgeschlagen.
    Er fuhr fort: »Die Gruppe, die ich zusammenrief, umfaßte die Besten, die das Galaktische Imperium bieten konnte – Philosophen, Psychologen, Historiker und Naturwissenschaftler. Und in den zwanzig Jahren, die seitdem verstrichen sind, haben wir uns mit dem größten Problem befaßt, dem sich je eine Gruppe von fünfzig Männern gegenübersah – vielleicht dem größten Problem überhaupt, mit dem sich je irgendwelche Menschen befassen müssen.
    Wir konnten uns nicht immer über die anzuwendenden Methoden oder die Vorgehensweise einigen. Wir haben Monate und ohne Zweifel Jahre mit müßigen Debatten über relativ unbedeutende Streitpunkte verbracht. In mehr als einem Fall drohten größere Teile unserer Gruppe, sich ganz von uns zu lösen.
    Und dennoch …« – sein altes Gesicht lächelte sanft – »haben wir das Problem gelöst. Viele unserer ursprünglichen Mitglieder sind gestorben und durch andere ersetzt worden. Pläne wurden aufgegeben, Vorhaben gestrichen; Vorgehensweisen erwiesen sich als fehlerhaft. Und doch haben wir das Problem gelöst; und kein Mitglied, soweit es noch lebt, hat unsere Gruppe verlassen. Darüber bin ich froh.«
    Er hielt inne und wartete, bis der gedämpfte Beifall verklungen war.
    »Wir haben es geschafft, und unsere Arbeit ist getan. Das Galaktische Imperium zerfällt, aber seine Kultur soll nicht sterben, und Vorkehrungen sind getroffen, auf daß sich aus ihm eine neuere und größere Kultur entwickeln möge. Die zwei wissenschaftlichen Refugien, die wir geplant haben, sind errichtet worden: an jedem Ende der Galaxis eines, auf Terminus und auf Stars End. Sie haben ihre Funktion aufgenommen und bewegen sich bereits auf den unausweichlichen Bahnen, die wir für sie vorgezeichnet haben.
    Für uns bleibt nur noch ein letzter Punkt, und der liegt fünfzig Jahre in der Zukunft. Dieser bereits in Einzelheiten vorbereitete Punkt wird die Anzettelung von Revolten in entscheidenden Sektoren von Anacreon und Loris sein. Dadurch wird jene Maschinerie in Bewegung gesetzt, auf daß sie sich in dem folgenden Jahrtausend selbst entwickeln möge.«
    Hari Seldons müdes Haupt sank herunter. »Meine Herren, die letzte Zusammenkunft unserer Gruppe ist beendet. Wir haben unsere Arbeit im geheimen begonnen; wir haben die ganze Zeit im geheimen gearbeitet und beenden die Arbeit jetzt ebenso – um auf unseren Lohn zu warten, tausend Jahre in der Zukunft, mit der Errichtung des Zweiten Galaktischen Imperiums.«
    Der letzte Band mit den Aufzeichnungen klappte zu, und Hari Seldons schmale Hand fiel herunter.
    »Ich bin fertig!« flüsterte er.
    Louis Pirenne saß an seinem Schreibtisch in der einen hellerleuchteten Ecke des Raums. Er war sehr beschäftigt. Es galt, die Arbeiten zu koordinieren, die Bemühungen anderer zu organisieren. Fäden mußten zu einem Muster verwoben werden.
    Fünfzig Jahre waren vergangen, fünfzig Jahre, in denen die Wissenschaftler sich auf Terminus häuslich eingerichtet hatten – und in denen die Enzyklopädie ‐ Stiftung Nummer Eins zu einer reibungslos funktionierenden Arbeitsgemeinschaft geworden war. Fünfzig Jahre, um Material zu sammeln. Fünfzig Jahre der Vorbereitung.
    Sie hatten es geschafft. Noch fünf Jahre, und der erste Band des monumentalsten Werkes der Galaxis würde veröffentlicht werden. Und dann in zehnjährigen Intervallen – regelmäßig, wie ein Uhrwerk – Band für Band für Band. Und mit ihnen würden die Ergänzungsbände erscheinen, spezielle Artikel über Themen von besonderem Interesse, bis …
    Pirenne zuckte zusammen, als der Summer auf seinem Schreibtisch einen gedämpften Ton von sich gab. Fast hätte er die Verabredung vergessen. Er drückte den Türknopf und sah fast abwesend, aus dem Augenwinkel, wie die Tür aufging und die breite Gestalt Salvor Hardins eintrat. Pirenne sah nicht auf.
    Hardin lächelte. Er hatte es eilig, aber er hatte gelernt, Pirennes Einstellung gegenüber Leuten oder Dingen, die ihn bei seiner Arbeit störten,

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