Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
wieder daran zu denken, die alte republikanische Regierungsform einzusetzen. Aber das liegt viele hundert Jahre in der Zukunft, sofern diese Zeit je wieder kommen sollte. Im Augenblick sprechen die sozioökonomischen Umstände nicht dafür.«
    Er ging unruhig auf der Brücke auf und ab. Eine Million Sterne in der Sichtluke flammten wie eine eisige Krone über seinem Kopf. »Es wird in der Tat ein Imperium sein«, sagte er, »deshalb sollte es auch dem Namen nach eines sein. Menschen kämpfen, bringen Opfer und sterben für ein glänzendes Symbol, selbst dann, wenn die Forderungen der Wirklichkeit sie nicht berühren. Wir brauchen eine erbliche Aristokratie, um denen eine gute Schau zu liefern. Das war schon immer höchst wirkungsvoll, und für Sol ist dieser archaische Brauch jetzt besonders wertvoll. Das wird die guten alten, prunkvollen Tage vor dem Beginn des Weltraumzeitalters zurückrufen. Jetzt wird das noch mehr ein Symbol sein als in seiner eigenen Zeit. Ja, ein Kaiserreich, Kathryn, das Empire von Sol. Frieden, meine Untertanen!«
    »Aristokratien zerfallen«, wandte ich ein. »Gegen Despotismus ist nichts zu sagen, so lange es einen fähigen Despoten gibt, aber über kurz oder lang wird ein Schwachkopf geboren …«
    »Nicht, wenn die Dynastie mit starken Männern und Frauen beginnt und fortfährt, gute Zuchtwahl zu betreiben, und die Söhne dann in derselben harten Schule wie die Väter erzieht. Das kann sie Jahrhunderte überdauern. Besonders in diesen Tagen der Gerontologie und hundertjährigen aktiven Lebens.«
    Ich lachte. »Ein einziges Schiff, und Sie planen ein Kaiserreich in der Galaxis!« spottete ich. »Und Sie selbst werden ja, nehme ich an, der erste Kaiser sein?«
    Seine Augen blickten ausdruckslos. »Ja«, sagte er. »Es sei denn, ich finde einen besseren Mann, und das bezweifle ich.«
    Kathryn biß sich auf die Lippen. »Das gefällt mir nicht«, sagte sie. »Das ist – grausam.«
    »Dies ist auch eine grausame Zeit, meine Liebe«, sagte er mit sanfter Stimme.
    Schwarz und riesig wälzte sich Gorzun vor die Wildnis der Sterne. Die rötlich beleuchtete Hemisphäre schimmerte wie eine blutige Sichel, als wir aus dem Sekundärantrieb auftauchten und der Nachtseite des Planeten entgegenstrebten.
    Wir wurden nur einmal angerufen. Ein heiseres Wortgewirr drang aus dem Kommunikator. Manuel antwortete flüssig in der Sprache der Gorzuni und erklärte, unsere Sichtgeräte funktionierten nicht, gab jedoch die Erkennungssignale, die im Codebuch enthalten waren. Das Kriegsschiff ließ uns passieren.
    Tiefer und tiefer und immer tiefer – die dunkle Planetenoberfläche schwoll unter uns an, Berge reckten uns ihre hungrigen Gipfel entgegen, wie um dem Schiff den Bauch aufzureißen, Schnee und Gletscher und eine tobende See, die von den drei dahinjagenden Monden beleuchtet wurde. Schwärze und Kälte und Verzweiflung.
    Manuels Stimme rollte über das Interkom: »Seht hinunter, Männer von Sol. Seht durch die Luken. Dorthin wollten die uns bringen!«
    Ein Knurren schieren Hasses antwortete ihm. Diese Mannschaft wäre bis auf den letzten Menschen gestorben, wenn sie Gorzun mit sich in den Tod hätte ziehen können. Gott helfe mir, auch mir war so zumute.
    Es war eine lange, harte Reise gewesen, selbst nach unserer Befreiung, und die Müdigkeit, die mich umklammert hielt, wurde nur von der Aussicht auf Kampf in den Hintergrund gedrängt. Ich hatte rund um die Uhr gearbeitet, hatte Männer ausgebildet, hatte die hundert Einheiten organisiert, die ein modernes Kriegsschiff benötigt. Manuel, dem Kathryn als Sekretärin und allgemeine Assistentin behilflich war, hatte sich noch mehr abverlangt, aber ich hatte beide nicht viel zu Gesicht bekommen. Wir hatten alle zuviel zu tun gehabt.
    Jetzt saßen wir drei auf der Brücke und sahen zu, wie Gorzun uns entgegenjagte, um uns zu empfangen. Kathryn war blaß und still, und die Hand, die auf der meinen lag, fühlte sich kalt an. Ich spürte eine Spannung in mir, als müßte ich reißen. Meine Anweisungen an meine Geschützmannschaften kamen gequält. Manuel allein schien so kühl und ungerührt wie immer. Der Mann hatte einen Kern aus Stahl. Manchmal fragte ich mich, ob er wirklich ein Mensch war.
    Die Atmosphäre umfing uns kreischend und donnernd. Wir brausten über das Meer, lieferten der Dämmerung ein Rennen, und dann sahen wir im kalten, farblosen Licht die Hauptstadt Gorzuns über den Rand der Welt heraufkommen.
    Ich konnte einen benommenen Blick auf kantige,

Weitere Kostenlose Bücher