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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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stand jetzt nur noch ein Weg offen.
    »Nevitta! Sorge dafür, daß man unsere Männer und Pferde noch heute nacht an Bord bringt und die Schiffe startbereit macht!«
    Nevitta salutierte und wandte sich zum Gehen. Er blieb stehen, musterte den Ersten Lord geringschätzig und spuckte vor ihm auf den Boden. Dann eilte er davon, und seine Sporen hallten metallisch auf den Steinen, als er durch den hohen Bogen davonschritt.
    »Barbar«, murmelte Landor.
    »Barbarisch genug, um loyal und jeglichen Vertrauens würdig zu sein«, sagte Kieron, »aber davon wißt Ihr natürlich nichts.«
    Landor ignorierte die Spitze. »Wohin geht Ihr jetzt, Walkürer?«
    »Ich verlasse den Planeten.«
    »Natürlich«, lächelte Landor mit schmalen Lippen, und über seinen fahlen Augen schoben sich die Brauen in die Höhe. »Ihr verlaßt den Planeten.«
    Kieron verspürte eine Regung von Argwohn. Wieviel wußte Landor? Hatten seine Spitzel das Spionageabwehrnetz von Freka dem Unbekannten durchdrungen und über die Versammlung der Sternenkönige von Kalgan berichtet?
    »Wohin ich jetzt gehe, Landor, kann Euch nicht interessieren«, sagte Kieron grimmig. »Hier habt Ihr gewonnen. Aber…« Kieron trat näher an den juwelenbedeckten Günstling. »Warnt Eure Steuereintreiber, sie sollen sich bewaffnen, wenn sie auf Walkür landen. Gut bewaffnen, Landor!«
    Kieron machte auf dem Absatz kehrt und schritt aus dem Saal. Seine Absätze klirrten auf den Steinplatten, und sein silbernes Cape flatterte wie ein stolzes Banner hinter ihm her.
     
     
II
     
    Hinter dem hohen Bogen des kaiserlichen Vorraums lag die Halle der Tausend Kaiser. Kieron durchschritt sie, und die flackernden Flammen der Wandfackeln ließen hinter ihm lange Schatten tanzen – Schatten, die über die mit Teppichen behängten Wände zuckten und die ernsten Gesichter der großen Männer der Erde berührten.
    Es waren finster blickende Männer; Männer, die aus Jahrtausenden der Geschichte auf ihn herabblickten. Männer, die zugesehen hatten, wie ihr Reich seinen Ruhmeszug von Horizont zu Horizont am Nachthimmel der Erde antrat – Männer, die auf den fernen Planeten wie Götter verehrt wurden, und die die Gezeiten des Imperiums beobachteten und lenkten, bis es an die Ufer von zehntausend Welten jenseits von Wega und Altair anbrandete. Männer, die in Zobelumhängen mit diamantenen Sternen am Konferenztisch saßen und das ihre dazu taten, daß ihre Zivilisation vom Großen Thron hinausgetragen wurde, eine Schicht über der anderen, bis sie zu guter Letzt den Rand der Galaxis erreichte und sich anschickte, den schrecklichen Abgrund zu überwinden und nach den gefährlichen CETE-Sonnen der mächtigen Andromeda selbst griff…
    Die letzten paar dieser gottgleichen Männer hatten mitangesehen, wie das erste Imperium zerbröckelte. Sie hatten gesehen, wie die Welle der Vernichtung von den äußeren Marschen der Peripherie hereinrollte, hatten gesehen, wie ihre von Edelsteinen blitzende Zivilisation von zerstörerischen Kräften zerschlagen wurde, die so schrecklich waren, daß das Schemen des Großen Vernichters wie ein Mantel des Todes über der Galaxis hing. Etwas, das man in aller Ewigkeit fürchten würde. Und so war das Interregnum gekommen.
    Kieron hatte keine Augen für diese brütenden Giganten; seine Welt war nicht die Welt, die sie gekannt hatten. Im nächsten Saal blieb der Krieger stehen. Es war ein weiter, leerer Saal. Hier standen nur fünf Gestalten, und hier war noch Platz für tausend mehr. Dies war das Imperium, das Kieron kannte. Für dieses Imperium hatte er gekämpft und an seinem Aufbau hatte er mitgewirkt; ein wildes, düsteres Etwas, gezeugt in der finstersten Zeit des Interregnums, ein die Galaxis umspannendes Leben von Sternenkönigen und Sklaven – von Zauberern und Raumschiffen – von Licht und Schatten. Das Imperium war im Todeskampf einer Galaxis geboren und in den bitteren Vernichtungskriegen der Wiedereroberung geläutert worden.
    Vor dem Standbild Gilmers von Kaidor blieb Kieron stehen. Stumm stand er da und blickte ins Antlitz seines toten Lehnsherrn. Es war spät, und die Halle war verlassen. Kieron kniete nieder, plötzlich erfüllte ihn Trauer. Er war im Begriff, sich gegen das Imperium zu erheben, das Imperium, an dem er mit diesem streng blickenden Mann gebaut hatte, das er mit ihm ausgedehnt und festgehalten hatte – war im Begriff, sich gegen die Macht der Kaiserlichen Erde zu erheben, die von dem schwächsten Jungen personifiziert wurde, der in

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