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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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den Zobel des Souveräns gehüllt in der nächsten Nische stand. Kieron blickte vom Vater zum Sohn. Die Gefaßtheit, die von ihm ausging, und seine Nähe zu den befehlsgewohnten Zügen des großen Gilmer schien dem Gesicht des jungen Toran Charakter und Kraft einzugeben. Doch Kieron wußte, daß dies Illusion war.
    Der junge Walkürer fühlte sich in die Enge getrieben. Sein Volk hungerte. Militärische Dienste reichten der kaiserlichen Regierung nicht mehr wie in den letzten Jahrzehnten. Man forderte Geld, und auf Walkür gab es kein Geld. So hungerte das Volk – und Kieron war sein Fürst. Er konnte nicht danebenstehen und den Schmerz im Gesicht seiner Kriegermädchen mitansehen, deren Kinder schwächer wurden, noch konnte er zusehen, wie sich seine stolzen Krieger um eine Handvoll Münzen selbst in die Sklaverei verkauften. Der Kaiser wollte ihn nicht anhören. Kieron kannte nur einen Ausweg, den einzigen, der ihm noch offenstand – das Schwert.
    Er beugte das Haupt und bat den Schatten Gilmers um Vergebung.
    Sein vom Kampf geschärfter Blick nahm eine leichte Bewegung wahr, als sich hinter einer der kanellierten Säulen etwas regte. Kierons Schwert flüsterte, als es aus der Scheide glitt, und der mit Juwelen besetzte Griff streute Lichtblitze in die düsteren Schatten der Kolonnaden.
    Mit leisem Schritt trat Kieron in den Schatten, die Waffe zum Zuschlagen bereit. Der Gedanke an Meuchelmord kam ihm in den Sinn, und er lächelte grimmig. Konnte es sein, daß Landor bereits seine Söldlinge hinter ihm herschickte?
    Kieron sah, wie die schattenhafte Gestalt hinter der Säule hervor auf die Terrasse trat, die den ganzen Westflügel des Palastes säumte. Die Augen unter den schwarzen Brauen zusammengekniffen, folgte der Lord von Walkür.
    Die Sterne blitzten in der mondlosen Nacht, und in der Tiefe konnte Kieron die flackernden Fackeln in den Straßen der Kaiserstadt erkennen, die wie die Speichen eines fantastisch glitzernden Rades bis zum Horizont reichten. Die dunkle Gestalt vor ihm war verschwunden.
    Kieron schob sein Schwert in die Scheide zurück und zog den Dolch. Für einen Schwertkampf war es viel zu dunkel, und er wollte nicht das Risiko eingehen, daß der Meuchelmörder entkam. Wieder im Schatten der Säulen untertauchend arbeitete er sich parallel zur Terrasse vor, bereit, auf die geringste Bewegung hin zu reagieren. Jetzt tauchte die Gestalt wieder hinter der Balustrade auf, und der Walkürer schlich sich lautlos an sie heran. Mit einer katzenhaften Bewegung schlang er den Arm um die schmächtige Gestalt und zog sie an sich. Der Dolch blitzte in seiner erhobenen Hand, und das Sternenlicht spiegelte sich in der schmalen Klinge.
    Doch die Waffe senkte sich nicht herunter…
    An seinem Arm spürte Kieron etwas nachgiebig Weiches, und das Haar, das über seine Wange strich, war warm und parfümiert.
    Er erstarrte. Das Mädchen wand sich in seinem Griff und löste sich mit einem halberstickten Schrei. Im gleichen Augenblick blitzte eine Klinge in ihrer Hand und sie warf sich wütend auf den Walkürer. Ihre Stimme klang vor Wut gepreßt.
    »Mörderischer Schlächter! Du wagst es…! «
    Kieron packte ihren erhobenen Arm und entwand ihr den Dolch. Sie krallte nach ihm, trat, biß, rief aber nicht um Hilfe. Endlich konnte Kieron sie mit seinem ganzen Gewicht gegen eine Säule drücken. Dort hielt er sie fest, preßte ihr die Arme an die Seiten.
    »Teufelskatze!« murmelte er an ihrem Haar. »Wer bist du?«
    »Das weißt du ganz genau, du mörderischer Lakai! Warum tötest du mich nicht und holst dir deinen Lohn, verdammt!« stieß das Mädchen wütend hervor. »Mußt du mich außerdem noch befummeln?«
    Kieron stieß wutentbrannt hervor: » Ich dich töten!« Er packte das Mädchen am Haar und zog ihren Kopf nach hinten, damit das schwache Licht der Stadt unter ihnen ihr Gesicht beleuchte. »Wer bist du, Höllenkatze?«
    Jetzt fiel das Licht auf seine eigenen Gesichtszüge und das Wappen von Walkür auf der Schließe seines Umhangs. Die Augen des Mädchens weiteten sich. Plötzlich lockerte sich ihre Verkrampfung, und sie lehnte sich gegen ihn.
    »Kieron! Kieron von Walkür!«
    Kieron war immer noch auf irgendeinen Trick gefaßt. Schließlich konnte Landor ebensogut einen weiblichen Meuchelmörder wie einen Mann bezahlen.
    »Du kennst mich?« fragte er vorsichtig.
    »Ob ich dich kenne! « Plötzlich lachte sie, es war wie silberner Glockenklang in der Nacht. » Geliebt habe ich dich… du Biest!«
    »Bei den

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