Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
sieben Höllen, du sprichst in Rätseln! Wer bist du?« fragte der Walkürer gereizt.
    »Und ich dachte, du wärest gekommen, um mich zu töten«, meinte das Mädchen leise. »Mein eigener Kieron!«
    »Ich bin nicht Euer Kieron und auch nicht der irgendeines anderen, Lady«, sagte Kieron ziemlich steif, »und es wäre besser, Ihr erklärtet mir, weshalb Ihr mich in der Halle der Kaiser beobachtet, dann lasse ich Euch vielleicht gehen.«
    »Mein Vater hat mich gewarnt, daß du mich vergessen würdest. Ich glaubte nicht, daß du so grausam sein würdest«, spottete sie.
    »Ich kannte Euren Vater?«
    »Gut genug, denke ich.«
    »Ich habe hundert Weiber gehabt – und die Väter von einigen habe ich auch gekannt. Ihr könnt nicht erwarten, daß ich…«
    »Aber nicht dieses Weib, Walkürer!« erregte sich das Mädchen.
    In ihrem Tonfall lag soviel Selbstbewußtsein, daß Kieron unwillkürlich einen Schritt zurücktrat, aber dabei immer noch die Hände des Mädchens festhielt.
    »Wenn du auf Kaidor so gesprochen hättest, dann hätte ich dir die Haut vom Rücken peitschen lassen, du Außenweltlerbarbar!« rief sie.
    Kaidor! Kieron spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Dann war dies… Alys.
    »Ha! Jetzt erinnerst du dich! An Kaidor kannst du dich erinnern, aber mich hast du vergessen! Kieron, du warst immer ein Biest!«
    Kieron spürte, wie ein Lächeln über sein Gesicht zog. Es war gut, wieder zu lächeln. Und es war gut, zu wissen, daß Alys… in Sicherheit war.
    »Hoheit…«
    »Komm mir nicht mit ›Hoheit‹!«
    »Dann eben Alys. Verzeiht mir. Ich habe Euch Wicht erkannt. Schließlich sind acht Jahre vergangen.«
    »Und da waren hundert Weiber…«, verspottete ihn das Mädchen.
    Kieron grinste. »So viele waren es in Wirklichkeit gar nicht. Ich habe geprahlt.«
    »Jede wäre zu viel!«
    »Ihr habt Euch nicht verändert, Alys, nur daß Ihr…«
    »Daß ich gewachsen bin? Erspar mir das!« Sie funkelte ihn an, und ihre Augen flammten in der Dunkelheit. Dann lachte sie plötzlich wieder, ein silbernes Lachen, das wie ein heller Faden im weichen Gewebe der nächtlichen Geräusche hing. »O Kieron, wie gut es ist, dich wiederzusehen! Und sag du zu mir wie früher!«
    »Gerne. Ich hatte gedacht, ich würde von dir hören, als wir zur Erde kamen, aber da war nichts. Kein einziges Wort. Man sagte mir, du hättest dich eingeschlossen und würdest Gilmer betrauern.«
    Alys senkte den Kopf. »Ich werde nie aufhören, um ihn zu trauern.« Sie blickte auf, und die unvergossenen Tränen leuchteten hell in ihren Augen. »Und du auch nicht. Ich sah dich knien. Da dachte ich, das könntest du sein. Niemand kniet heute vor Gilmer, nur seine alten Kameraden.« Sie ging zur Balustrade und blickte über die Lichter der Kaiserstadt hinaus. Kieron las die Gefühle, die sie bewegen mußten, aus ihrem Gesicht, und plötzlich erkannte er, wie schön sie doch war.
    »Ich habe versucht, dich zu erreichen, Kieron – habe mich sehr bemüht. Aber man hat mir meine Diener weggenommen, seit man mich bei dem Versuch ertappte, Ivane zu bespitzeln. Und jetzt hält man mich fest, läßt mich nur nach Einbruch der Dunkelheit heraus – und auch dann darf ich das Palastgelände nicht verlassen. Ivane hat Toran davon überzeugt, daß ich gefährlich bin. Die Leute mögen mich, weil ich die Lieblingstochter meines Vaters war. Mein armer, dummer, kleiner Bruder! Wie diese Frau ihn doch beherrscht…!«
    Kieron war erschrocken. »Du hast versucht, Ivane zu bespitzeln? Warum, um Himmels willen?«
    »Diese Frau ist die geborene Verschwörerin. Sie ist nicht mit dem Krönchen einer Kaiseringemahlin zufrieden. Sie braut irgend etwas zusammen. Abgesandte einiger Sternenkönige sind zu ihr gekommen, und auch von anderen …«
    »Anderen?«
    Alys’ Stimme klang gedämpft. »Ein Zauberer, Kieron! Er besucht Ivane seit mehr als einem Jahr. Ein schrecklicher Mann!«
    Plötzlich regte sich in dem Walkürer der Aberglaube. Wie eine schwarze Wand stieg in ihm der Schrecken der finsteren und blutigen Geschichten auf, die er sein ganzes Leben lang über die Zauberer gehört hatte, die sich um das Wissen des Großen Vernichters rankten. Alys spürte die gleiche dunkle Welle in sich aufsteigen. Sie trat näher an Kieron heran, ihr schlanker Körper zitterte. »Die Leute würden Ivane in Stücke reißen, wenn sie das wüßten«, flüsterte sie.
    »Hast du diesen Zauberer gesehen? « fragte Kieron, dem vor Furcht fast übel war.
    Alys nickte stumm.
    Kieron kämpfte

Weitere Kostenlose Bücher