Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
der mit einem Extie beisammen war. Gehorsam wandte er sich zur Seite.
    Sie hatten einen weiteren Häuserblock hinter sich gebracht, als Kerr – der nachgedacht hatte – meinte: »Mein Volk, Rhysha, hat vor etwa zweihundert Jahren den falschen Weg eingeschlagen. Das war damals, als der Rat es ablehnte, irgendeine Art der Bevölkerungskontrolle zu akzeptieren, nicht einmal im Prinzip. Jetzt ersticken wir unter dem Druck unserer Überbevölkerung, sie nimmt uns jede Form, zerquetscht uns. Alles mußte unserem grundlegenden Problem weichen, der Aufgabe nämlich, eine immer größer werdende Zahl hungriger Münder satt zu bekommen. Unsere ganze Moral hat sich darauf reduziert, Nahrung für uns zu finden. Und der Kampfsport am Fernsehschirm hält uns beschäftigt. Aber ich denke – ich glaube – daß wir irgend einmal wieder auf den richtigen Weg zurückfinden werden. Ich habe Bücher über Geschichte gelesen, Rhysha. Dies ist nicht das erstemal, daß wir den falschen Weg gewählt haben. Eines Tages, Rhysha, wird es Platz für Ihre Leute geben, und wenn nur…« – er zögerte – »und wenn nur aus dem Grund, weil ihr so schön seid.«
    Er sah sie ernst an. Ihr Gesicht wirkte fern und düster. Eine Idee kam ihm in den Sinn. »Haben Sie je einen Menschen singen hören, Rhysha?«
    »Singen? Nein, ich kenne das Wort überhaupt nicht.«
    »Dann hören Sie zu!« Er durchsuchte sein Repertoire und entschied sich dann, obwohl das Stück eigentlich nicht für seine Stimme geeignet war, für Taminos Lied an Paminas Bildnis. Er sang es für sie, während sie weitergingen.
    Langsam entspannte sich Rhyshas Gesicht. »Das gefällt mir«, sagte sie, als das Lied gesungen war. »Singen Sie noch mehr, Kerr.«
    »Verstehen Sie, was ich Ihnen zu sagen versuche?« sagte er schließlich nach vielen Liedern. »Wenn wir solche Lieder machen konnten, Rhysha, sollte da nicht noch Hoffnung für uns sein?«
    »Für euch vielleicht, nicht für uns«, antwortete Rhysha. In ihrer Stimme klang Zorn mit. »Hören Sie auf, Kerr! Ich möchte nicht geweckt werden.«
    Aber als sie sich trennten, gab sie ihm die Hand und sagte ihm, wo sie sich wieder treffen könnten. »Sie sind wirklich unser Freund«, sagte sie ohne jede Koketterie.
    Als Kerr Rhysha wieder traf, sagte er: »Ich habe Ihnen ein Geschenk mitgebracht.« Er gab ihr ein Päckchen. »Und Neuigkeiten habe ich auch.«
    Rhysha öffnete das kleine Päckchen, und ein kleiner Schrei des Entzückens kam über ihre Lippen. »O wie reizend! Wie reizend das doch ist! Wo haben Sie das bekommen, Kerr?«
    »In einem Laden, in dessen Hinterzimmer alte Dinge verkauft werden.« Er sagte ihr nicht, daß er für das kleine Schmuckstück aus Türkis den Lohn von zehn Tagen ausgegeben hatte. »Aber die Steine sind heller, als ich dachte. Ich wollte etwas in der Farbe Ihres Gefieders.«
    Rhysha schüttelte den Kopf. »Nein, dies ist die richtige Farbe.« Sie legte sich das Kettchen um den Hals und sah es erfreut an. »Und jetzt die Neuigkeit, die Sie für mich haben?«
    »Ein Freund von mir ist im städtischen Archiv tätig. Er sagte mir, daß in der Nähe von Gamma Cassiopeiae ein neuer Planet für die Kolonisierung eröffnet wird.
    Ich habe die Papiere eingereicht, und alles ist in Ordnung. Die Anhörung wird am Freitag sein. Ich werde dort für die Ngayir, Ihr Volk, sprechen, und werde bitten, daß man Ihnen auf der neuen Welt einen Platz zuweist.«
    Rhyshas Gesicht wurde starr. Er beugte sich über sie, aber sie wehrte ihn ab. In einer Hand hielt sie noch immer den Stein, der fast die Farbe ihres Gefieders hatte.
    Die Anhörung fand in einem kleinen Saal im Kellergeschoß des Kolonisierungsgebäudes statt. Vertreter von einem Dutzend Gruppen sprachen, ehe Kerr an die Reihe kam.
    »Für die Ngayir sprechend«, verlas der Schiedsrichter von einem Blatt, das er in der Hand hielt. »S 3687 Kerr. Und wer sind die Ngayir, S-Kerr? Eine Indianergruppe?«
    »Nein, Sir«, sagte Kerr. »Man nennt sie allgemein die Vogelleute.«
    »Oh, ein Bewahrer!« Der Schiedsrichter sah Kerr nicht unfreundlich an. »Tut mir leid, aber Ihr Antrag ist nicht zulässig. Er hätte überhaupt nicht eingereicht werden dürfen. Die Einwanderung ist gemäß Verwaltungsverordnung auf Terrestrier beschränkt…«
    Kerr hatte Angst davor, Rhysha von seinem Versagen zu berichten, aber sie nahm es völlig ruhig auf.
    »Nachdem Sie gegangen waren, erkannte ich, daß es unmöglich war«, sagte sie.
    »Rhysha, ich möchte, daß Sie mir etwas

Weitere Kostenlose Bücher