Titan 19
sich wahrscheinlich nicht für Schiffbrüchige hielten.
Die Briefe bestätigten den Erhalt der Antworten, die man ihnen von der Erde geschickt hatte, und berichteten mehr über den Planeten Kimon und seine Bewohner.
Und jeder einzelne Brief erklärte im Detail, wie es kam, daß sie auf Kimon Hundert-Credit-Banknoten hatten. Die Banknoten, so stand in den Briefen, waren ganz einfach Fälschungen, nach den Scheinen hergestellt, die die Raumfahrer bei sich gehabt hatten. Als die Geldexperten der Erde und die Leute von Interpol sich die Noten ansahen, fanden sie keine Möglichkeit, sie von echten zu unterscheiden. Aber, so stand in den Briefen, die kimonianische Regierung wollte diese Fälschungsgeschichte in Ordnung bringen. Um die Währung zu stützen, würden die Kimonianer in nächster Zeit der Weltbank Material als Sicherheit zur Verfügung stellen, das ihrem Wert nicht nur entsprach, sondern ihn hinreichend überstieg, um ein Guthaben aufzubauen, gegen das weitere Banknoten ausgegeben werden konnten.
Auf Kimon, so erklärten die Briefe, gäbe es kein Geld als solches, aber da Kimon den Wunsch hatte, die Männer von der Erde zu beschäftigen, mußte es eine Möglichkeit geben, sie zu bezahlen. Wenn es daher der Weltbank recht wäre und allen anderen…
Die Weltbank druckste lange herum und redete von gewichtigen steuerlichen Argumenten und unverletzlichen wirtschaftlichen Prinzipien, aber all das Gerede löste sich in nichts auf, als binnen zweier Wochen einige Tonnen sorgfältig abgeschirmtes Uran und ein paar Säckchen mit Diamanten während der nachmittäglichen Kaffeepause neben dem Schreibtisch des Präsidenten der Weltbank abgesetzt wurden.
Angesichts dieses Beweismaterials konnte die Erde nicht viel anderes tun, als die Tatsache zu akzeptieren, daß es den Planeten Kimon gab und er durchaus funktionierte, daß die Erdenmenschen, die dort gelandet waren, auch dort bleiben würden – kurz und gut, man mußte die ganze Angelegenheit so akzeptieren, wie sie sich darstellte.
Die Kimonianer, so stand in den Briefen, waren menschenähnlich und verfügten über parapsychologische Kräfte und hatten eine Zivilisation aufgebaut, die der irdischen oder der jedes anderen Planeten, der bisher in der Galaxis entdeckt wurde, um Meilen voraus war.
Die Erde rüstete ein Schiff aus, wählte eine Gruppe ihrer Diplomaten mit den größten Überredungskünsten, lud den Frachtraum des Schiffes mit teuren Geschenken voll und schickte es nach Kimon. Wenige Minuten nach der Landung hatte man die Diplomaten höchst undiplomatisch wieder vom Planeten verjagt. Kimon, so schien es, verspürte keinerlei Wunsch, sich mit einem zweitrangigen, barbarischen Planeten zu verbünden. Wenn Kimon diplomatische Beziehungen herzustellen wünschte, würde Kimon das bekanntgeben. Leute von der Erde durften nach Kimon kommen, wenn sie das wünschten, und sich dort niederlassen, aber nicht jede beliebige Person von der Erde. Um nach Kimon zu kommen, mußte das betreffende Individuum nicht nur einen bestimmten Minimal-Intelligenzquotienten besitzen, sondern darüber hinaus auch eindrucksvolle wissenschaftliche Leistungen vorweisen.
Und dabei beließ man es.
Man ging nicht einfach nach Kimon, weil man dorthin gehen wollte; man arbeitete, um nach Kimon zu gehen.
Zunächst einmal mußte man den vorgeschriebenen IQ besitzen, und das schied bereits neunundneunzig Prozent oder mehr der Bevölkerung der Erde aus. Und sobald man den IQ-Test bestanden hatte, ging man an ein Jahre dauerndes, strapaziöses Studium, und am Ende dieser Studienjahre unterzog man sich einer Prüfung, und wieder wurde der größte Teil der Aspiranten abgelehnt. Höchstens einer unter tausend, die die Prüfung ablegten, bestand sie.
Jahr für Jahr tröpfelten Männer und Frauen von der Erde nach Kimon, ließen sich dort nieder, machten ihr Glück und schrieben ihre Briefe nach Hause.
Von denjenigen, die hinauszogen, kam keiner zurück. Wenn man einmal auf Kimon gelebt hatte, konnte man den Gedanken nicht ertragen, zur Erde zurückzukehren.
Und doch war in all diesen Jahren die Summe des Wissens, das Kimon, seine Bewohner und seine Kultur betraf, nur höchst spärlich. Das vorhandene Wissen, das einzig vorhandene Wissen, wurde aus den Briefen zusammengetragen, die exakt einmal pro Woche auf dem Schreibtisch des Postchefs in London landeten.
Die Briefe berichteten von Gehältern und Löhnen, die das Hundertfache dessen betrugen, was auf der Erde bezahlt wurde, von
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