Titan 19
es beiläufig, obwohl er gefühlt hatte, daß an der Sache gar nichts Beiläufiges war.
Er konnte den Hauch von Abenteuer riechen, und plötzlich glaubte er, eine mächtige offizielle Besorgnis zu sehen, und einen Augenblick lang fror er ein wenig und hatte Angst.
»Es muß doch irgendeine Möglichkeit geben, den Planeten zu knacken«, hatte Morley gesagt. »Aber die haben wir bis jetzt noch nicht gefunden. Für die Kimonianer existiert offiziell keiner von uns anderen, keiner von den anderen Planeten. Es gibt keinen einzigen Planeten mit offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Kimon. Auf Kimon gibt es keinen einzigen offiziellen Vertreter irgendeines anderen Volkes. Sie scheinen mit niemandem Handel zu treiben. Und doch müssen sie mit jemandem Handel treiben, denn kein Planet, keine Kultur kann in völliger Autarkie existieren. Sie müssen irgendwo diplomatische Beziehungen haben, mit irgend jemandem. Es muß irgendeinen Grund geben, weshalb sie die Erde nicht anerkennen, und zwar einen Grund, der über den offenkundigen hinausgeht, daß wir ihnen zivilisatorisch unterlegen sind. Denn schließlich hat es selbst in den barbarischen Tagen der Erde offizielle Anerkennung vieler Regierungen und Völker gegeben, die gegenüber der anerkennenden Nation unterlegen waren.«
»Und du willst, daß ich das alles herausfinde?«
»Nein«, hatte Morley gesagt. »Nicht das alles. Wir wollen nur Hinweise. Irgendwo muß es den Hinweis geben, den wir suchen, die Andeutung, die uns verrät, wie die Lage wirklich ist. Wir brauchen bloß einen Keil – den Fuß in der Tür sozusagen. Wenn du uns den gibst, erledigen wir den Rest.«
»Es hat doch schon andere gegeben«, hatte Bishop gesagt, »Tausende von anderen. Ich bin nicht der einzige, der je nach Kimon gegangen ist.«
»In den letzten fünfzig Jahren«, hatte Morley gesagt, »hat die Abteilung mit jedem von den anderen gesprochen, der hinausging, genau wie ich jetzt mit dir spreche.«
»Und ihr habt nichts bekommen?«
»Nichts«, hatte Morley gesagt. »Oder fast nichts. Oder jedenfalls nichts, das zählte oder einen Sinn ergab.«
»Sie haben versagt…«
»Sie haben versagt«, hatte Morley gesagt, »weil sie, sobald sie einmal auf Kimon waren, die Erde vergaßen… Nun, vergessen haben sie sie nicht gerade, aber jedes Gefühl der Bindung. Sie wurden von Kimon geblendet.«
»Das glaubt ihr?«
»Ich weiß nicht«, hatte Morley gesagt. »Es ist jedenfalls die besteErklärung, die wir haben. Das Ärgerliche ist, daß wir nur einmal mit ihnen sprechen. Keiner von ihnen kommt zurück. Natürlich können wir ihnen Briefe schreiben. Wir können versuchen, sie anzustoßen – auf indirekte Art natürlich. Aber wir können sie nicht regelrecht bitten.«
»Zensur?«
»Nicht Zensur«, hatte Morley gesagt, »obwohl es durchaus sein mag, daß sie die auch haben; aber hauptsächlich Telepathie. Die Kimonianer würden es wissen, wenn wir versuchten, ihrem Bewußtsein irgend etwas gewaltsam einzuprägen. Und wir dürfen das Risiko nicht eingehen, daß ein einziger Gedanke all die Arbeit zunichte macht, die wir schon geleistet haben.«
»Aber mir sagt ihr es.«
»Du wirst es vergessen«, hatte Morley gesagt. »Du wirst ein paar Wochen Zeit haben, um es zu vergessen, um es in den Hintergrund deines Bewußtseins zu schieben. Aber nicht ganz – nicht ganz.«
»Ich verstehe«, hatte Bishop gesagt.
»Versteh’ mich nicht falsch«, hatte Morley hinzugefügt. »Es ist nichts Böses. Danach brauchst du nicht zu suchen. Vielleicht ist es etwas ganz Einfaches. Die Art und Weise, wie wir unser Haar kämmen. Irgendeinen Grund gibt es – vielleicht viele kleine Gründe. Und diese Gründe müssen wir kennen.«
Und dann hatte Morley das Thema ebenso schnell wieder fallen lassen, wie er es angeschnitten hatte.
Er hatte ihre Gläser nachgefüllt und sich wieder hingesetzt und über ihre Schulzeit gesprochen und über die Mädchen, die sie gekannt hatten, und die Wochenenden, die sie auf dem Land verbracht hatten.
Alles in allem war es ein sehr angenehmer Abend gewesen.
Aber das lag Wochen zurück, und er hatte seitdem kaum mehr daran gedacht, und jetzt saß er hier auf Kimon mitten in einem Park auf einem seiner Koffer und wartete darauf, daß ein Kimonianer auftauchte, um ihn zu begrüßen.
Die ganze Zeit, die er gewartet hatte, war er auf die Ankunft des Kimonianers vorbereitet gewesen. Er wußte, wie ein Kimonianer aussah, und hätte nicht überrascht sein dürfen.
Aber als der
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