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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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großartigen geschäftlichen Möglichkeiten, von der kimonianischen Kultur und den Kimonianern selbst, aber in keiner Einzelheit, sei es nun die Kultur, die Geschäfte oder irgendwelche anderen Faktoren betreffend, enthielten die Briefe Einzelheiten.
    Vielleicht machte auch den Empfängern der Briefe das Fehlen von spezifischen Informationen gar nicht zuviel aus, da fast jeder Brief ein Bündel Banknoten enthielt, neu und glatt und sehr, sehr legitim, gestützt von Tonnen von Uran, Säcken mit Diamanten, aufgestapelten Goldbarren und anderer Krimskrams, die von Zeit zu Zeit neben dem Schreibtisch des Präsidenten der Weltbank auftauchten.
    Mit der Zeit wurde es der Ehrgeiz einer jeden Familie auf der Erde, wenigstens einen Verwandten nach Kimon zu schicken, denn ein Verwandter auf Kimon garantierte praktisch dem Rest des Clans für den Rest seines Lebens ein ausreichendes Einkommen. Natürlich wuchs die Legende von Kimon. Vieles von dem, was gesagt wurde, war natürlich die Unwahrheit. Kimon, so protestierten die Briefe, besaß keine mit massivem Gold gepflasterten Straßen, weil es überhaupt keine Straßen gab. Und die jungen Damen von Kimon trugen keineswegs Gewänder aus Diamantstaub. Die jungen Damen von Kimon trugen überhaupt nichts.
    Aber selbst für jene, deren Verständnis über Straßen aus Gold und Kleider aus Diamantenstaub hinausging, war verständlich, daß Kimon Möglichkeiten barg, die viel größer als Gold oder Diamanten waren. Dies war ein Planet mit einer Zivilisation, die weit über die der Erde hinaus fortgeschritten war; dies war ein Volk, das sich geschult hatte oder auf natürlichem Wege parapsychologische Kräfte entwickelt hatte. Auf Kimon konnte man die Techniken lernen, die die Industrie und das Fernmeldewesen der Galaxis revolutionieren würden; auf Kimon konnte man möglicherweise theoretische Grundlagen entdecken, die die Menschheit über Nacht auf einen neuen, besseren – profitableren?
    – Weg führen konnten.
    Die Legenden wucherten, von jedem nach seinen persönlichen geistigen Gaben und seiner Denkweise interpretiert, und sie wuchsen und wuchsen und wuchsen…
    Die Regierung der Erde war gegenüber denjenigen, die nach Kimon zu gehen wünschten, sehr hilfsbereit, denn die Regierung konnte ebenso wie der einzelne die Chancen erkennen, die Kimon für die Revolution der Industrie und die Evolution des menschlichen Denkens bot. Aber da man sie nicht eingeladen hatte, eine diplomatische Anerkennung auszusprechen, saß die Regierung der Erde da und wartete, plante, tat alles, was in ihrer Macht stand, um so viele Erdenmenschen wie nur möglich auf Kimon anzusiedeln. Aber nur die Besten, denn selbst der schwerfälligste Bürokrat begriff, daß die Erde auf Kimon ihr Sonntagsgesicht zeigen mußte.
    Warum die Kimonianer es der Erde gestatteten, ihre Leute zu senden, war ein Geheimnis, für das es keine Lösung gab. Aber offenbar war die Erde der einzige Planet in der Galaxis, dem man es gestattet hatte, überhaupt Leute zu schicken. Die Erdenmenschen und die Kimonianer waren natürlich beide von humanoider Gestalt, aber das war auch keine hinreichende Antwort, denn sie waren nicht die einzigen Lebewesen von humanoider Gestalt in der Galaxis. Auf der Erde redete man sich ein, die Gastfreundschaft Kimons ginge vielleicht auf ein gewisses gemeinsames Verständnis zurück, eine ähnliche Betrachtungsweise der Dinge, eine bestimmte parallele Entwicklungslinie zwischen Erde und Kimon – wobei die Erde freilich ein wenig hinterher war.
    Aber mochte dies sein, wie es wollte, Kimon war ein galaktisches El Dorado, ein Land Nirgendwo, ein Planet, auf dem man vorwärtskommen konnte, der Ort, an dem man sein Leben am liebsten verbringen wollte, das Land am Ende des Regenbogens.
     
     
III
     
    Selden Bishop stand in der parkähnlichen Anlage, wo der Leichter ihn abgesetzt hatte, denn Kimon besaß keine Raumhäfen, so wie Kimon auch viele andere Dinge nicht besaß.
    Er stand da, umgeben von seinem Gepäck, und sah zu, wie der Leichter wieder raumwärts flog, um im Orbit wieder von dem Liner an Bord genommen zu werden.
    Als er den Leichter nicht mehr sehen konnte, setzte er sich auf einen seiner Koffer und wartete.
    Der Park wies eine leichte Ähnlichkeit mit Parks der Erde auf, aber diese Ähnlichkeit bestand nur im abstrakten Sinne, denn in jeder Einzelheit gab es einen subtilen Unterschied, der besagte, daß dies ein fremder Planet war. Die Bäume waren zu schlank und die Blumen gerade einen

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