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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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der Erde, die man für würdig befunden hatte, nach Kimon zu kommen.
    Denn nur die Besten durften gehen – die Besten und die Klügsten und die Schnellsten. Die Erde mußte ihr Sonntagsgesicht zeigen, denn wie sonst würde die Erde jemals Kimon überreden können, daß sie ein Schwesterplanet war?
    Zuerst waren die Leute in der Hotelhalle nicht mehr als eben eine Gruppe Menschen gewesen, eine Gruppe, die leuchtete und blitzte, aber mit jener seltsamen Unpersönlichkeit, die Menschengruppen an sich haben. Aber jetzt, beim genaueren Hinsehen, löste sich die Gruppe in Einzelpersonen auf, und er sah sie nicht mehr als Gruppe, sondern als die Männer, die Frauen, die er gleich kennenlernen würde.
    Er sah den Hausdiener erst, als der Eingeborene vor ihm stand, und der Hausdiener war möglicherweise noch größer und sah noch besser aus als der Mann, der ihn in der Lichtung begrüßt hatte.
    »Guten Abend, Sir«, sagte der Hausdiener, »willkommen im Ritz.«
    Bishop starrte ihn an. »Im Ritz? O ja, das hatte ich vergessen. Das hier ist das Ritz.«
    »Wir sind froh, daß Sie hier sind«, sagte der Hausdiener. »Wir hoffen, daß Sie hier lange bleiben werden.«
    »Sicher«, sagte Bishop. »Ich meine, das hoffe ich auch.«
    »Man hatte uns verständigt«, sagte der Hausdiener, »daß Sie eintreffen würden, Mr. Bishop. Wir haben uns die Freiheit genommen, Zimmer für Sie zu reservieren. Ich hoffe, Sie werden zufrieden sein.«
    »Ganz sicher«, sagte Bishop.
    Als ob man mit irgend etwas auf Kimon nicht zufrieden sein könnte!
    »Vielleicht möchten Sie sich gerne umziehen«, sagte der Hausdiener. »Sie haben noch genug Zeit bis zum Dinner.« »Oh, sicherlich«, sagte Bishop. »Ganz bestimmt werde ich das.« Und wünschte, er hätte es nicht gesagt.
    »Wir schicken Ihnen die Koffer hinauf«, sagte der Hausdiener. »Sie brauchen sich nicht einzutragen. Das ist alles schon erledigt. Wenn Sie erlauben, Sir.«
     
     
V
     
    Die Zimmer waren zufriedenstellend.
    Insgesamt waren es drei.
    Bishop saß in einem Sessel und fragte sich, wie er sie je bezahlen sollte.
    Dann erinnerte er sich der einsamen zwanzig Credits und verspürte eine augenblickliche Regung von Panik.
    Er würde sich früher, als er das geplant hatte, eine Stellung suchen müssen, denn die zwanzig Credits würden in einem solchen Hotel nicht lange reichen. Obwohl er annahm, daß man ihm Kredit geben würde, wenn er darum bat.
    Aber er schrak vor der Idee, um Kredit zu bitten, zurück, davor, gezwungen zu sein, zuzugeben, daß er knapp bei Kasse war. Bis jetzt hatte er alles auf die korrekte Art getan. Er war an Bord eines Liners eingetroffen, nicht eines ausgebeulten Trampfrachters; sein Gepäck – was hatte der Eingeborene gesagt? – verriet ausgezeichneten Geschmack; seine Garderobe war so gut, wie man erwarten konnte. Und er hoffte, daß er niemandem die Panik und das ungute Gefühl vermittelt hatte, die ihn beim Anblick der luxuriösen Zimmerflucht erfaßte hatten.
    Er stand auf und ging im Zimmer herum. Der Boden war nicht mit Teppichen belegt, weil der Boden selbst weich und nachgiebig war und man beim Gehen einen Augenblick lang Spuren hinterließ, die aber binnen kurzem verschwanden.
    Er ging zum Fenster und sah hinaus. Es war Abend geworden, und die Landschaft war von einem staubigen Blau bedeckt – und da war nichts, absolut nichts, außer einer weichen Hügellandschaft. Es gab keine Straßen und keine Lichter, die auf andere Behausungen hätten schließen lassen.
    Vielleicht bin ich auf der falschen Seite des Gebäudes, dachte er. Auf der anderen Seite würden vielleicht Straßen und Wege und Häuser und Läden sein.
    Er drehte sich um und blickte ins Zimmer, sah es an – das erdähnliche Mobiliar, das von so zurückhaltender Eleganz war, daß es förmlich schrie, der schöne offene Kamin mit der leicht geäderten Marmorvertäfelung, die Bücherregale, der Glanz von altem Holz, die Gemälde an der Wand und der große Schrank, der eine Seite des Raums fast ausfüllte.
    Er fragte sich, was das wohl für ein Schrank sein mochte. Es war ein herrliches Stück, das antik wirkte, und die Politur – das war nicht Wachs, sondern die Politur von menschlichen Händen und viel Zeit.
    Er ging auf den Schrank zu.
    Und der sagte: »Einen Drink, Sir?«
    »Ja, gerne«, sagte Bishop, und dann erstarrte er und begriff, daß der Schrank gesprochen hatte und er ihm Antwort gegeben hatte.
    Eine Tür in dem Schrank öffnete sich, und da stand der Drink.
    »Musik?« fragte

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